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Rückblick auf die Fachtagung "Was Weltentdecker brauchen"

Am Samstag, dem 19. Juni, folgten 130 Erzieherinnen und Erzieher der Einladung zum Kita-Fachtag 'Was Weltentdecker brauchen', veranstaltet von der Liga der Freien Wohlfahrtspflege. Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden hielt dazu der international anerkannte Bildungsexperten Prof. Dr. Wassilios Ftenakis einen Vortrag. Zudem gab es eine Diskussionsrunde mit Vertretern aus Politik, Wohlfahrtspflege, Wissenschaft und Kinderbetreuung.

In seinem knapp einstündigen Referat hob Prof. Dr. Ftenakis den besonderen Stellenwert der frühkindlichen Bildung im Entwicklungsprozess eines Menschen hervor. Die Ausbildung von Fähigkeiten, Stärken und Kompetenzen fänden in keinem Alter derart stark statt, wie es bei Unterdreijährigen der Fall sei. Davon ausgehend äußerte sich Ftenakis kritisch zur Ausrichtung des Bildungssystems in der Bundesrepublik. Es orientiere sich noch immer am Bildungsmuster der Industriegesellschaft und trage somit den Anforderungen des 21. Jahrhunderts nicht Rechnung. Dies spiegle sich auch in der finanziellen Ausstattung der einzelnen Bildungsbereiche wieder, bei der die frühkindliche Bildung hinter der schulischen zurückliegt. So sei zum einen die Umsetzung eines besseren Personalschlüssels ein wichtiger Aspekt, zum anderen aber auch die Anpassung der Ausbildung des Personals an die neuen Herausforderungen notwendig. Auch wenn Sachsen mit dem Bildungsplan bereits einen richtigen Weg gehe, seien die Schritte zu klein: Man müsse aufpassen, dass man langfristig nicht ins Hintertreffen gerate.

Er lobte jedoch die Kita-Kampagne als gelungenes Mittel, um allen Landtagsabgeordneten die Bedeutung des Betreuungsschlüssels nahe zu bringen. Die Zwickauer Oberbürgermeisterin Pia Findeiß betonte die Notwendigkeit, dass die Kommunen als starke Steuerungseinheiten im Bereich der frühkindlichen Bildung auftreten müssen. An den Freistaat gerichtet sprach sie sich für eine angemessene finanzielle Ausstattung aus, damit man dieser Aufgabe auch nachkommen könne.

Auch die Liga-Vorsitzende Beate Hennig machte sich daraufhin noch einmal für die Forderung nach einem besseren Personalschlüssel in Sachsens Kitas stark. Finanzpolitische Aspekte dürften nicht die Zukunft der Kinder gefährden und alleiniges Maß des Handelns sein. Marion von zu Gathen von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege äußerte sich dahingehend, dass es noch keine Studien gebe, die einen bundesweiten Überblick zu den Rahenbedingungen frühkindlicher Bildung ermöglichten. Hier sei Nachholbedarf gegeben - das nütze auch der sächsischen Entwicklung.

Nach dem Vortrag gab es eine Diskussionsrunde über die gegenwärtige Situation in Sachsen. Arnfried Schlosser vom Sächsischen Ministerium für Kultus unterstrich den sächsichen Bildungsplan als wichtiges Element zur Entwicklung des Bildungssystems in Sachsen. Durch die Evaluation der Ergebnisse aus den vergangenen Jahren arbeite man stets an dessen Weiterwicklung. Dem setzte der Landtagsabgeordnete Alexander Krauß (CDU) entgegen, dass auf Grund der angespannten Haushaltslage im Freistaat die Handlungsmöglichkeiten leider einschränkt seien.

Nach dem Ende der Diskussionsrunde versammelten sich alle Fachtagsteilnehmer auf der Wiese neben dem Deutschen Hygiene-Museum und bildeten gemeinsam einen großen Schlüssel, um ihrer Forderung auch symbolisch Nachdruck zu verleihen. Zu diesem Thema engagiert sich die Liga bereits seit August vergangenen Jahres mit der Kampagne „Weil Kinder Zeit brauchen". Und so unterstrich eine Unterschriftenübergabe durch deren Vorsitzende, Beate Hennig, an den Landtagsabgeordneten Alexander Krauß am Samstag diese Forderung noch zusätzlich. Frau Hennig forderte den Landtagsabgeordneten auf, sich für das Thema der Betreuungssituation in sächsischen Kitas stark zu machen.

Neben der fachlichen Ausrichtung des Fachtages und der Forderung nach einem verbesserten Betreuungsschlüssel wollte die Veranstaltung zudem einen Beitrag zur Diskussion im Rahmen des Bündnisses „Zukunft & Zusammenhalt“ leisten.

In diesem Zusammenhang gilt es festzuhalten, dass die frühkindliche Bildung für die Sicherung der Zukunft Sachsens eine entscheidende Rolle spielt. Sie erkennt und fördert Potentiale, die die Entwicklung interessierter und kompetenter junger Menschen zur Folge haben. Ferner wird auf diese Weise der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt, da bereits im frühen Kindesalter die Grundlagen für soziales und demokratisches Handeln gelegt werden. Dies bekräftigte auch der Referent Prof. Dr. Fthenakis.