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Bildungsboom in Sachsen? 61 % nahmen an Weiterbildung teil

Junge Frau sitzt mit anderen Personen im Seminarraum und blickt über ihre Schulter zum Betrachtenden.

Das hohe Interesse an Weiterbildungen unter sächsischen Erwachsenen sendet ein klares Signal auch an soziale Unternehmen: Eine starke Weiterbildungskultur unterstützt die Fachkräftesicherung. Erfahren Sie, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Laut der kürzlich veröffentlichten Studie „Weiterbildung in Sachsen 2022“* ist die Teilnahmequote an Weiterbildung von 53 % in 2016 auf 61 % im Jahr 2022 gestiegen. Diese Entwicklung basiert vor allem auf der deutlichen Zunahme betrieblicher Weiterbildungen (plus 8 % seit 2016). Mit der Bereitschaft, Beschäftigte für Seminare und Kurse von der Arbeit freizustellen und die Bildungskosten zu übernehmen, unterstützen Unternehmen diesen Trend. 

„Auch im sozialen Bereich merken wir: Die Motivation der Beschäftigten für lebenslanges Lernen ist ausgeprägt“, sagt Karolin Amlung, Referentin Weiterbildung beim Paritätischen Sachsen. „Obwohl die Organisationen und Einrichtungen unter dem Druck des Fachkräftemangels stehen, erfüllen sie vielfach die Weiterbildungswünsche ihrer Mitarbeitenden.“

Unternehmen profitieren vom Wissenserwerb

Weiterbildung trägt dazu bei, mit den Veränderungen in der Arbeitswelt Schritt zu halten. Neue Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeitende stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Studienergebnisse bestätigen positive Effekte: Für 43 % der Befragten lohnt sich der Besuch von Seminaren und Kursen, um „in der Arbeit mehr leisten zu können“. Für 40 % steht im Vordergrund, „das Wissen in Themengebieten, die einen persönlich interessieren, aufzufrischen oder zu erweitern“, 27 % empfinden eine höhere persönliche Zufriedenheit, „durch mehr Wissen und Können“.

„Mit Blick auf den Leistungsgedanken muss im sozialen Bereich die Abfederung beruflicher Belastungen im Fokus bleiben“, betont Karolin Amlung. „Für Fach- und Führungskräfte bietet der Paritätische Sachsen deshalb neben Fachthemen auch Seminare rund um Selbstfürsorge, Stressmanagement oder Bewältigung herausfordernder Führungssituationen an.“

Zeit für Weiterbildung schwindet

So positiv der Anstieg der Weiterbildungsquote anmutet, so realistisch muss der Blick auf bestehende Barrieren bleiben: 40 % der für die sächsische Weiterbildungsstudie Befragten geben an, dass ihnen berufliche Termine keine Zeit für Weiterbildung gelassen haben. Ein Umstand, der angesichts des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels besonders in sozialen Arbeitsfeldern von Dauer sein dürfte. 

Auch die in Weiterbildung investierte Zeit ist gesunken: Seit 2016 haben jene Weiterbildungsaktivitäten, die nur einige Stunden umfassen, um 11 % zugenommen. Eintägige und mehrwöchige Aktivitäten sind um 5 bzw. 2 % gesunken. „Auf die Nachfrage nach kürzeren Formaten haben wir mit der Konzeption von Online-Angeboten reagiert“, sagt Karolin Amlung. „Um die Qualität zu sichern, setzen wir dabei auf die Modularisierung von Themen und weniger auf Verdichtung oder Weglassen von Inhalten.”

Die Entwicklung weiterer digitaler Lernformate soll künftig den Zugang zu Weiterbildung erleichtern und kann neue Zielgruppen erreichen. Eine Freistellung durch die Unternehmen bleibt auch bei der Teilnahme an kürzeren Formaten Voraussetzung für nachhaltiges Lernen. 

Weiterbildungskultur muss etabliert und gelebt werden

Soziale Unternehmen benötigen deshalb Unterstützung dabei, Weiterbildung agiler und flexibler zu gestalten – besonders mit Blick auf die besonderen Bedingungen gemeinnütziger Träger. Sie selbst müssen verinnerlichen: Weiterbildung fördert nicht nur die Mitarbeitenden, sondern stärkt auch die Arbeitgeberattraktivität.

Bei der Gewinnung und Bindung von Personal lässt sich mit einer etablierten Weiterbildungskultur argumentieren, wenn sie gepflegt und gelebt wird. „Dazu gehört zum Beispiel, schon in Stellenausschreibungen mit optimalen Rahmenbedingungen für Weiterbildung zu werben“, sagt Karolin Amlung. „Aber auch die Lernbedingungen im Unternehmen selbst müssen stimmen, etwa durch die Bereitstellung von technisch gut ausgestatteten und störungsfreien Online-Arbeitsplätzen.“


 *Bei der Studie „Weiterbildung in Sachsen 2022“ handelt es sich um eine Länderzusatzstudie im Rahmen der bundesweiten Erhebung AES (Adult Education Survey). Sie wurde im April 2024 beim Landesforum Weiterbildung des Freistaates Sachsen vorgestellt. 

Veranstaltungshinweis:

Beim Brennpunkt Sozialwirtschaft unter dem Titel „Fachkräftesicherung in Zeiten der Transformation“ am 30. Mai 2024 in Moritzburg ist die Förderung von Weiterbildung ein Aspekt des Abends. Zu Gast ist Martin Dulig, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Wir bitten um Anmeldung, wenn Sie an der Kooperationsveranstaltung der Diakonischen Akademie und des Paritätischen Sachsen teilnehmen möchten.

 

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