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Ehrenamt: Elterninitiative cocolores sieht zugewanderte Eltern und Kinder als Gewinn

Kinder spielen in einer Kindertagespflegestelle mit Kartons, Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege in Sachsen, IKS

Seit sieben Jahren betreibt die Elterninitiative cocolores e.V. ein Kinderhaus in Dresden. Nicht nur die Kinder mit Migrationshintergrund bringen neue Facetten in den Kita-Alltag, sondern auch deren Eltern, die sich aktiv ehrenamtlich engagieren. Darüber sprachen wir mit der pädagogischen Leiterin Christine Renger.

Frau Renger, eine Elterninitiative stützt sich in besonderem Maß auf das ehrenamtliche Engagement der Elternschaft. Wie ist es Ihnen gelungen, Menschen mit Migrationshintergrund als aktive Mitgestalter(innen) für das Kinderhaus zu gewinnen?

Christine Renger: Das Haus lebt vom Hören und Sagen. Wer auf der Suche nach einem Kindergartenplatz ist, erkundigt sich bei Nachbarn und Freunden: wo geht ihr denn hin? Ist es da gut? Daraufhin kommen unterschiedlichste Eltern zu uns ins Haus, nehmen an Hausführungen teil – und wir kommen miteinander ins Gespräch. Der Kontakt entsteht also über die Kinder. Dies ist wohl ein länderübergreifendes Bedürfnis, dass es Kindern gut geht – und sich die ganze Familie wohl fühlt. Und damit es dem eigenen Kind gut geht, engagiert man sich auch.

Welche Herausforderungen gibt es im Prozess des gelebten Miteinanders? Hat sich in Ihrem Haus etwas verändert?

Christine Renger: Da es in jedem Land verschiedene pädagogische Ansätze gibt, bedarf es immer wieder vieler Erklärungen. Warum macht ihr das so? Was steckt dahinter? Wir erfahren, wie Kinderbetreuung in anderen Ländern gelebt wird und welche Traditionen es auch für Familien gibt. Diese Gespräche begleiten uns immer wieder – der Prozess ist eigentlich nie abgeschlossen. Sprachschwierigkeiten werden meist dadurch überwunden, dass in der Regel ein Elternteil aus Deutschland kommt oder sich andere Eltern als Dolmetscher finden. Insgesamt ist das Miteinander eher unkompliziert und von Neugierde und Offenheit geprägt.

Das Leitbild unseres Vereins beschreibt ein „buntes, vielfältiges und offenes Haus“. Das Zusammenleben hat sich also nicht wirklich verändert – sondern wir freuen uns, wenn wir die Gründungsvisionen tatsächlich im Alltag leben können. Wir profitieren von der Vielfalt und der Fülle von Ideen, unterschiedlichen Lebensentwürfen und Traditionen.

Was würden Sie anderen Trägern als Tipp mitgeben mit Vielfalt in der Elternschaft umzugehen?

Christine Renger: Wir erleben jeden Tag aufs Neue, dass Vielfalt eine Bereicherung für alle bedeutet. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, Zeit für Gespräche einzuplanen. Es braucht viel Transparenz: Kommen alle Informationen wirklich bei allen richtig an? Wir bemühen uns oft um Verlangsamung und leben miteinander den Slogan: Weniger ist mehr. Ob das unbedingt mit der Vielfalt unserer Familien zu tun hat oder vielmehr gemeinsames Konzept und Haltung widerspiegelt, darüber kann man sicher diskutieren.


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