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Elternarbeit und Diversität – Ein Praxisbeispiel aus der Kindertagespflege

Tagesmutter Sylvia Thäder-Zabel aus Leipzig mit ihren Tageskindern

Tagesmutter Sylvia Thäder-Zabel aus Leipzig mit ihren Tageskindern

Tageseltern und Erzieher*innen arbeiten nicht nur mit Kindern. Auch die Elternarbeit ist ein fester Bestandteil des täglichen Tuns. Dabei gilt es, mit Menschen aus verschiedenen Lebenskontexten umzugehen und einen guten Rahmen für das Kind zu schaffen. Die Leipziger Tagesmutter Sylvia Zabel-Thäder setzt dabei auf Offenheit und ausreichend Zeit füreinander.

„Unterschiedliche Lebenssituationen der Familien bereichern die familiennahe und alltagsähnliche Arbeit in der Kindertagespflege“, erklärt Sylvia Zabel-Thäder ihre generelle Grundhaltung und verweist auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kindes als Richtschnur ihres Handelns. Diese Haltung prägt auch die fortführende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, die die gelernte Naturpädagogin mit den Eltern ihrer Schützlinge eingeht. Offenheit sieht sie daher als wichtige Grundlage. „Ich kann nicht voraussetzen, dass unsere Tradition, unsere Ansprüche und auch nicht das Wissen und die Umsetzung von einem ähnlichen Fundament getragen werden“, ist die Tagesmutter überzeugt.

Individuelle Bedürfnisse des Kindes sind Richtschnur

Allein die Liebe zum Kind und das damit vorhandene Wohlwollen seien ihrer Ansicht nach die Basis, auf die man sich immer verlassen könne. Die Kennenlernphase sieht sie somit als wichtigen Schlüssel, damit die Beziehung auf Augenhöhe gelingt. Hierfür plant sie ausreichend Zeit ein, um die jeweiligen Wünsche, Sichtweisen und Vorstellungen miteinander in Einklang zu bringen. „Ich sehe Eltern als Experten ihrer Kinder. Mit Herz, Verstand und Klarheit bauen wir eine sichere Bindung auf und dies fängt mit der längeren Betrachtung meiner Kindertagesstätte an“, beschreibt Sylvia Zabel-Thäder ihr Vorgehen. Dieser Beziehungsaufbau zwischen Eltern und Tagesmutter trägt sich oft auch in die Eingewöhnungszeit des Kindes hinein. Eine intensive und offene Eingewöhnungszeit eröffnet somit den Beginn eines gemeinsamen Weges. Das Zeigen von Bildungsprojekten, die Einbindung aller Beteiligten, aber auch die Möglichkeit zum Lernen durch Nachahmen spielen dabei eine Rolle. Fragen und Antworten nach dem „Warum“ schaffen Nähe.

Die Kinder in der Tagespflegestelle von Sylvia Zabel-Thäder kommen aus unterschiedlichen Lebenssituationen. So ist beispielsweise auch das Kind einer Familie mit Migrationshintergrund bei ihr untergebracht. Darauf angesprochen winkt die Tagesmutter mit einem Lächeln ab: „Für mich steht die unterschiedliche Nationalität nicht im Gedankenfeld der Betreuung. Irgendwann dachte ich mal, dass ein umfangreiches Fremdsprachenwissen ein Lösungsweg ist. Die Praxis hat mich aber eines Besseren belehrt. Die Sprache hat sich nicht als das mächtige Instrument dargestellt, wie ich ursprünglich dachte. Ich hatte schon ein Kind von zweieinhalb Jahren, das mir die Aussagen seiner Mutter übersetzte. Vor uns stehend und uns freundlich betrachtend. Oder es gab auch fürsorgliche Omis, die kein Wort Deutsch sprachen. Mit Händen und Gestik haben wir uns prima verständigt. Der Wille zu und das Interesse an diesem Neuen öffnen mir ein großes Spektrum an Glück.“

Unterschiedliche Lebenszusammenhänge als Bereicherung erkennen

Dieses Glück und die damit verbundene Zufriedenheit sind im Gespräch mit Sylvia Zabel-Thäder deutlich zu spüren. Daher verwundert es wenig, dass gerade ihre offene und zugewandte Art von vielen Eltern sehr geschätzt wird. So gelingt es ihr immer wieder, mit den Eltern aus vielfältigen Lebenszusammenhangen gut zusammenzuarbeiten und den Fokus auf das Wesentliche zu richten: das Wohl des Kindes und dessen Entwicklung.

Sie sagt dazu: „Um unterschiedliche Lebenszusammenhänge als bereichernd einordnen zu können, muss ich meine eigene Biographie erfasst haben und mit Offenheit anderen Lebenswegen Raum geben. Ich nehme mir Zeit für diese Betrachtungen, reflektiere und ergänze mein Wissen. Unterschiedliche Herkunft, Kulturen und Wertesysteme fordern Toleranz und Respekt ein. Freundliches Betrachten der Situation ermöglicht die Anerkennung verschiedener Gedanken und Möglichkeiten. Die Begegnung auf Augenhöhe ist unsere Herausforderung. Respekt und Wertschätzung sind die Grundlagen dafür. Die Entwicklung der Kinder, eingebunden in Lachen und Freude, wirkt dabei wie ein Naturwunder.“


Informationen und Unterstützung zu diesen oder anderen Themen der Vielfalt in der Organisationsentwicklung können Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Sachsen durch die „Paritätische Fach- und Informationsstelle für interkulturelle Öffnung und Diversität (PariFID)“ erhalten. Sie begleitet Veränderungsprozesse und berät.

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PariFID wird gefördert durch den Freistaat Sachsen im Rahmen des Landesprogramms Integrative Maßnahmen.

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