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Fachtagsrückblick: Wirkungsmessung in Psychiatrie, Behinderten- und Suchtkrankenhilfe

Rund 40 Menschen sitzen in Reihen hintereinander auf dem Fachtag des Paritätischen Sachsen und des Sozialteam zur Wirkungsmessung in der Psychiatrie, Sucht- und Behindertenhilfe in Dresden.

Unter dem Motto „Wie nützlich ist das denn…? Wirkungsmessung in Psychiatrie, Behinderten- und Suchtkrankenhilfe“ veranstaltete Sozialteam zusammen mit dem Paritätischen Sachsen einen Fachtag zu dem sich mehr als 50 Teilnehmende in Dresden versammelten. Anlass dieser Veranstaltung war einerseits das 20 jährige Bestehen von Sozialteam Sachsen und die damit verbundene 20 jährige Mitgliedschaft im Paritätischen Sachsen. Inhaltlich wurde die Festschreibung von Wirkungskontrollen im Entwurf des neuen Bundesteilhabegesetzes aufgegriffen.

Das Impulsreferat zur Wirkungsorientierung gestalteten Kerstin Albrecht und Charlotte Buttkus von der Phineo gAG aus Berlin. Beide setzen sich seit vielen Jahren mit der Wirkung sozialen Arbeit in Theorie und Praxis auseinander. Zentrale Fragestellung in ihrem Vortrag waren daher: Was ist Wirkung? Welche Ebenen gehören dazu? Was bedeutet Wirkungsorientierung für die konkrete soziale Arbeit? So ging es ebenfalls um die verschiedenen Wirkungsebenen: die individuelle für den/die einzelnen Nutzer(in), die einrichtungsbezogen und jene für Nutzer(innen)gruppen bis hin zu gesellschaftlichen Wirkungen.

Anschließend verdeutlichten drei kurze Beiträge unterschiedliche Perspektiven auf Wirkung.

Barbara Heinold, Leiterin des sozialpädagogischen Fachdienstes des Kommunalen Sozialverbands Sachsen (KSV), betonte, dass sich die bisherigen Instrumentarien zur individuellen Hilfebedarfsermittlung bewährt hätten und im Grundsatz so weitergeführt werden sollen. Wirkungskontrolle diene dabei eher der Bedarfsermittlung.

Benjamin Sterr, Bewohner(innen)vertreter einer Wohneinrichtung in Niederbayern, beschrieb eindrucksvoll seinen Krisen- und Genesungsweg. Dabei unterstrich er den hohen Stellenwert einer klaren Tagesstruktur auf dem Weg zu seiner Stabilisierung. Gleichzeitig verwies er darauf, wieviele gescheiterte Anläufe und abgebrochene Therapien zu seinem Weg gehören und vielleicht auch nötig waren, um schließlich eine Therapie erfolgreich abschließen zu können.

Peter Weiß, Geschäftsführer von Sozialteam, brachte die Sichtweise eines Leistungserbringers ein. Dafür formulierte er elf Thesen, die seiner Ansicht nach für einen gelingenden Prozess der Findung von Wirkungszielen und –vereinbarungen wichtig sind. Entscheident sei ein fachlich orientierter Prozess, bei dem Standards guter Arbeit entwickelt werden müssten, die sowohl die Betroffenensicht  als auch das gesellschaftliche Umfeld im Sinn der UN-BRK berücksichtigen. Wirkungskontrolle dürfe keinesfalls als Methode des Geldeinsparens instrumentalisiert werden. Wirkungsziele und die zur Verfügung gestellen Ressourcen (z. B. Zeit und Personalschlüssel) müssten miteinander korrespondieren.

In den anschließenden Workshops beschäftigen sich die Teilnehmenden mit den Fragen:

  • Wer sollte an dem Prozess beteiligt werden, Wirkungziele zu finden und deren Erreichung zu überprüfen?
  • Welche Chancen sehen die Beteiligten in der Einführung von Wirkungscontrolling?
  • Welche Befürchtungen verbinden die Beteiligten mit der Einführung von Wirkungscontrolling?
  • Welche Bedingungen sind erforderlich, die Einführung und Gestaltung von Wirkungszielen gut beginnen zu können?

Die lebendigen Diskussionen in den einzelnen Workshops spiegelten den hohen Bedarf nach Austausch wider. So sahen die Beteiligten auch Chancen darin, dass fachliche Argumente eine wichtigere Rolle als bisher spielen könnten. Gleichzeitig schwang die Hoffnung nach einem größeren gegenseitigen Vertrauen zwischen Leistungserbringern und Leistungsträgern in künftigen Verhandlungen mit.

Dennoch sahen Teilnehmende in zu engen Vorgaben auch die Gefahr eines größeren Drucks auf die Leistungserbringer. Alle Beteiligten hoffen sehr, dass an bereits Bestehendem angeknüpft werden könne. Schon jetzt erfolge vieles implizit mit dem Blick auf gute Wirkungen. Die Übergangszeit in diese neue Art zu denken und zu planen müsse mit ausreichend Zeit gestaltet werden, um auch darin eine gute Wirkung erzielen zu können.

Im abschließenden Podiumsgespräch kommentierten die Referent(innen) des Vormittags die Ergebnisse aus den Workshops und trugen hilfreiche und weiterführende Aspekte zu einem vertiefteren Verständnis von Wirkungsorientierung bei.

Der Satz von Helmut Kohl „Wichtig ist, was hinten raus kommt“, den Roland Frickenhaus, Referent für Psychiatrie und Suchthilfe des Paritätischen Sachsen, eingangs zitierte, gilt so auch für das Ende dieses Fachtags. Eine Teilnehmerin sagte bei der Verabschiedung: „Das war ein interessanter Tag. Mir gehen noch viele Gedanken und Aspekte im Kopf herum.“

Wir gehen davon aus, dass am Ende dieses Tages das Nachdenken und der Dialog über Wirkungsorientierung begonnen hat. Damit ist das Ziel, das wir mit ihm verbunden hatten, erreicht. Wir wünschen uns einen lebendigen und kreativen Prozess zur Gestaltung von Wirkungsorientierung in unserer Arbeit.

Autor: Wolfgang Schneider-Pannewick, Projektleiter für Sachsen der Sozialteam - Soziotherapeutische Einrichtungen für Sachsen gemeinnützige GmbH