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Finanzielle Absicherung von Tageseltern in Sachsen bleibt schwierig

Kinder spielen in einer Kindertagespflegestelle mit Kartons, Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege in Sachsen, IKS

Mit Erfolg klagte ein Tagesvater aus Dresden gegen die zu geringen Geldleistungen, die ihm die Landeshauptstadt für seine Betreuungsleistung zahlte. Dennoch verbleibt ein finanzielles Risiko bei den Tagespflegepersonen. Wir sprachen dazu mit Simone Kühnert, Projektleiterin der Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege in Sachsen (IKS).

Frau Kühnert, wie bewerten Sie das Urteil des Verwaltungsgerichtes Dresden, das nun bessere Entgelte für Tageseltern in Dresden ermöglicht?

Kühnert: Mit Blick auf ein ähnliches Urteil in der Stadt Leipzig war die nun in Dresden erfolgte Entscheidung zu erwarten und ist absolut richtig. Die Förderleistung der Landeshauptstadt Dresden ist nicht nachvollziehbar berechnet worden. Wichtig ist, dass nun ein Signal von dem Richterspruch ausgehen kann, die Geldleistung endlich angemessen zu berechnen.

Wie brennend ist die Frage der finanziellen Ausstattung für Tageseltern in Sachsen?

Kühnert: Unsere aktuelle Befragung von Tageseltern in Sachsen zeigt, dass die kindgerechte und pädagogisch untersetzte Gestaltung des Alltags in der jeweiligen Kindertagespflegestelle an erster Stelle steht. Der finanzielle Aspekt spielt demgegenüber eine nachrangige Rolle. Gleichwohl agieren Tagesmütter und Tagesväter immer auf einer wackeligen finanziellen Grundlage. Im Fall einer längeren Erkrankung oder wenn sie in den Mutterschutz gehen, fällt die Geldleistung vollständig weg. Schon die nicht ausgelastete Tagespflegestelle führt zur finanziellen Schieflage. Die aktuellen Beträge reichen hier nicht aus, um eine entsprechende Vorsorge zu betreiben. Von einer Absicherung für das Alter ganz zu schweigen. Einzelne Kommunen haben dieses Defizit erkannt und teilweise Verbesserungen umgesetzt. In Dresden brauchte es dafür leider die juristische Klärung.

Was ist für die Kindertagespflege in Sachsen neben der auskömmlichen Vergütung in der Zukunft am wichtigsten?

Kühnert: Ich denke, wir benötigen eine höhere Akzeptanz und Wertschätzung der Kindertagespflege. Zu oft steht sie noch im Schatten der institutionellen Betreuung in Kitas. In den sechs Jahren, in denen ich im Rahmen der IKS die sächsische Kindertagespflegelandschaft nun schon intensiv begleite, gab es qualitativ eine enorme Steigerung. Daher ist die öffentliche Anerkennung als wertvolles Betreuungs- und Bildungsangebot äußerst wünschenswert. Diesen Wunsch lesen wir auch deutlich aus unserer aktuellen Befragung unter den Kindertagespflegepersonen in Sachsen heraus. Dort steht dieser Punkt mit an erster Stelle. Gefolgt von besseren Rahmenbedingungen wie praktikable Vertretungslösungen und Planungssicherheit in der Bedarfsplanung.

 

Hinweis: Die IKS-Studie „Profis in der Kindertagespflege – Ergebnisse der 2. qualitativen Untersuchung der Kindertagespflege in Sachsen?“ wird am 12. April 2016 in Dresden vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie auf der Website der IKS unter www.iks-sachsen.de

 

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