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Förderung braucht Vertrauen und Perspektiven

Symbolbild: Pfeile zeigen auf verschiedenfarbige Sparschweine.

Die Förderung von Projekten des Miteinanders und der Begegnung läuft oft nur ein, zwei oder drei Jahre und ist mit aufwändigen Antragsverfahren verbunden. Dabei können diese präventiv agierenden Projekte nachhaltig Wirkung entfalten.

Der Verein ColumbaPalumbus e.V. wurde 2024 für sein herausragendes Engagement mit dem Sächsischen Inklusionspreis der Kategorie „Kunst und Kultur“ ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt Projekte, die maßgeblich zu gelebter Inklusion beitragen. Die Jury befand: „ColumbaPalumbus e.V. ist ein tolles Projekt, welches verschiedene Menschen der Gesellschaft zusammenbringt. Mitglieder sind Menschen mit und ohne Behinderung, Jung und Alt, sowie Menschen mit Migrationshintergrund.“ 

Beim ColumbaPalumbus e.V. engagieren sich Menschen im Rahmen von Kultur und Inklusion. Sie entwickeln gemeinsam künstlerische Projekte, z. B. aus den Bereichen Theater und Tanz. Der Verein besteht seit 2012 und ging aus einer seit 2006 aktiven Laienschauspielgruppe von Menschen mit Behinderung hervor.  

Bei aller Freude über die Auszeichnung im Dezember 2024 blickte der Verein dennoch in eine ungewisse Zukunft, denn die Finanzierung für 2025 war zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen. Damit ist der Verein nicht allein. Aufgrund fehlender Förderbescheide wissen sächsische Vereine oft nicht, ob und wie es weitergeht. Angebote agieren in der Schwebe, die Angst vor dem Aus eines Projektes oder einer ganzen Organisation ist immer präsent. Ein Grund dafür sind beispielsweise die hierzulande einjährigen Projektfinanzierungen. Kommen die Auswirkungen vorläufiger Haushaltsführungen hinzu, steigt die Unsicherheit für Beschäftigte, Engagierte und Nutzer*innen. 

Gemeinnützige Organisationen wie ColumbaPalumbus e.V. übernehmen gesellschaftliche Aufgaben, die oft eigentlich in den Zuständigkeitsbereich des Staates fallen, wie die Förderung von Bildung, Kultur oder sozialer Teilhabe. Ihr Mehrwert liegt darin, dass sie gezielt Bedarfe der Gesellschaft aufgreifen, niedrigschwellige Angebote bereitstellen und innovativ auf soziale Herausforderungen reagieren. In der Regel fußen sie auf dem bürgerschaftlichen Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure. 

Kurze Projektfinanzierung erschwert nachhaltige Arbeit

Viele Förderprogramme für soziale Projekte sind auf ein bis drei Jahre begrenzt. Dies zwingt Organisationen dazu, beständig neue Anträge zu stellen und selbst erfolgreiche Projekte, zu beenden. Stattdessen müssen sie neue erdenken, weil für das ursprüngliche Projekt keine dauerhafte Regelfinanzierung möglich war. Das erschwert langfristige Planung sowie den Aufbau nachhaltiger Strukturen. Der ständige Finanzierungsdruck bindet unnötig Ressourcen und verhindert Kontinuität. Die Beantragung von Fördermitteln ist zudem meist komplex und nur mit hohem Aufwand zu stemmen. Nicht selten stoßen insbesondere kleine oder rein ehrenamtlich organisierte Strukturen hierbei an ihre Grenzen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Anträge derzeit zunimmt und damit Bewilligungen unsicherer werden. Fördertöpfe werden immer mehr als Alternative zu unzureichenden oder wegbrechenden Regelfinanzierungen genutzt, je mehr sich Haushaltslagen verschärfen.

Gemeinnützigkeit und finanzielle Risiken

Gemeinnützige Organisationen sind für ihre Arbeit auf Fördermittel, Spenden und ehrenamtliches Engagement angewiesen. Aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit dürfen sie keine Gewinne erwirtschaften und müssen die Mittel im Sinne des Vereinszwecks und zeitnah verwenden. Daher verfügen sie oft nicht über ausreichende finanzielle Rücklagen, um im Fall von offenen oder nur teilweise beschiedenen Förderzusagen in Vorleistungen zu gehen. Und dennoch sind sie häufig dazu gezwungen. All dies, ohne die Gewissheit, ob eine spätere Bewilligung von Fördermitteln erfolgt. Dieses finanzielle Risiko ist insbesondere für kleine Vereine kaum tragbar und kann im schlimmsten Fall zum Wegfall von Angeboten oder zur Insolvenz des Vereins führen.

Nachhaltige Wirkung präventiver Arbeit

Betroffen sind meist niedrigschwellige Angebote, die Begegnung und Teilhabe ermöglichen. Diese Orte stärken in vielen Fällen das soziale Netzwerk der Nutzer*innen. Fallen sie weg, kann dies insbesondere für Menschen mit Behinderung, ältere oder sozial benachteiligte Menschen zur sozialen Isolation führen. Der Verlust dieser Strukturen ist jedoch nicht nur für die Nutzer*innen fatal, sondern auch gesamtgesellschaftlich spürbar. So führt beispielsweise Einsamkeit nachweislich zu gesundheitlichen Belastungen, was wiederum zu höheren Kosten im Gesundheitssystem führt. Die präventive Wirkung von Projekten wie jenem des ColumbaPalumbus e.V. ist nicht zu unterschätzen.

Untersuchungen zeigen, dass Kosten im Sozial- und Gesundheitswesen durch präventive Maßnahmen und niedrigschwellige Angebote reduziert werden können. ColumbaPalumbus e.V. ist ein gutes Beispiel dafür. Durch seine inklusiven Kunstprojekte stärkt der Verein nicht nur die kulturelle Teilhabe, sondern wirkt auch sozialer Isolation entgegen, indem er Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringt. Studien belegen, dass solche integrativen Projekte das Selbstbewusstsein und die soziale Kompetenz der Beteiligten steigern. Dies kann sich wiederum positiv auf deren gesellschaftliche Teilhabe und beispielsweise deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt auswirken.

Sowohl bei Förderzeiträumen als auch bei der finanziellen Ausstattung niedrigschwelliger Strukturen sollten Fördermittelgeber langfristige Perspektiven in Betracht ziehen. Förderverfahren sollten zudem auf handhabbare Nachweispflichten setzen. Eine Kultur des Vertrauens und des Ermöglichens sollte bei der Förderung des Miteinanders stärker im Vordergrund stehen.