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Freiwilligendienst für Erwachsene: „Mut fassen und nicht kneifen - sich selbst mal schubsen…“

Ralf Wesemann bei seinem Freiwilligendienst einer Ganztagsgrundschule in Dresden (FDAG, Sachsen)

Ralf Wesemann war sein ganzes Berufsleben im Baugewerbe tätig. Sein Freiwilligendienst in der Ganztagsgrundschule des Instituts für Bildung und Beratung in Dresden stellte den Sechzigjährigen noch einmal vor eine ganz neue Herausforderung. Freude und Zuversicht schwingen in seiner Stimme mit als ihn Mechthild Fliegel, Referentin des FDAG, zu seinem Freiwilligendienst befragt.

Herr Wesemann, wie sind Sie auf die Freiwilligendienste aufmerksam geworden?

Das kam über meine Frau, die auch schon einen Freiwilligendienst gemacht hat und weil ich über den ersten Arbeitsmarkt keine großen Chancen mehr habe. Aber ich habe ja Zeit und möchte im Rahmen meiner Möglichkeiten noch was bewegen.

Man sitzt sonst zu Hause, die Anforderungen auf dem Bau sind mit 60 Jahren teilweise nicht mehr zu erfüllen. Ich hatte Zeit, die man eben besser verbringen kann und man hat noch ein kleines Zubrot. Man hat das Gefühl, dass sich die Leute freuen, wenn man kommt und es ist mir wichtig, dass man eine Aufgabe hat.

Was für Tätigkeiten wollten Sie gern machen?

Na, eigentlich wollte ich gern Hausmeistertätigkeiten machen, also eher was Handwerkliches. Das erste Angebot des Paritätischen war die Betreuung von Behinderten, da war aber mein Respekt zu groß. Aus der jetzigen Perspektive, würde ich es wahrscheinlich sogar annehmen, weil man so viel zurückbekommt. Hätte ich eine Auswahl gehabt zwischen Handwerklichem und der Arbeit mit Kindern, hätte ich mir die Arbeit mit Kindern wahrscheinlich auch nicht zugetraut. Aber dann habe ich mir gesagt, ich kann nicht immer nein sagen, ich muss auch mal was probieren.

Und das war letztendlich gut so. Jetzt nach einem dreiviertel Jahr bin ich froh, dass ich was mit Kindern mache. Die ersten vier bis sechs Wochen war ich sehr unsicher, ob ich dem gewachsen bin und alles richtig mache.

Was hat Sie sicherer werden lassen?

Die Offenheit der Kinder und das Entgegenkommen der Kollegen, die mir die Unsicherheit genommen haben. Sie haben mich sehr gut aufgenommen. Ich hab es schon erlebt, dass man von oben herab behandelt wird, und das ist hier gar nicht der Fall. Ob von der Direktorin oder den anderen Kollegen, ich fühle mich sehr wohl, fühle mich, als wäre ich angekommen.

Können Sie sich an bestimmte Begebenheiten mit Kindern erinnern?

Es wird einem so viel zurückgegeben. Doppelt und dreifach. Ich denke schon, dass sie einen mögen. Sie kommen teilweise und drücken einen, wie die eigenen Enkel. Das ist schon ein schönes Gefühl. Etwas sehr Persönliches, hat was mit Gefühlen zu tun. Man kann nur anderen raten: Tu es, mach es. Meine Bedenken waren unbegründet. Nach vier bis sechs Wochen war ich angekommen.

Das Schöne ist, dass man was bewegt hat am Tag, und dass man anderen geholfen hat und dass alle was davon gehabt haben.

Hat sich was verändert bei Ihnen?

Ich würde jetzt wahrscheinlich die Arbeit mit Behinderten wagen. Arbeit mit Menschen macht mir Spaß. Die Möglichkeiten für mich haben sich erweitert. Man unterschätzt seine Fähigkeiten.

Und im Umgang mit den Kindern, hat sich da was verändert?

Als Opa, der ich schon bin, sieht man manches anders, manches gelassener. Es macht auf alle Fälle sehr viel Spaß. Man befasst sich tagsüber mit den Kindern, macht Beobachtungen, man hat Zeit für die Kinder, sieht die Charaktere, kann auf die Unterschiedlichkeiten eingehen. Ich kann vielleicht ein bisschen Ruhe in den hektischen Alltag der Kinder reinbringen. Die Kinder freuen sich über Zuneigung und es tut beiden Seiten gut. Man kann mit den Kindern spielen und malen.

Gibt es etwas, was sie schwierig finden beim Freiwilligendienst?

Man muss einen gewissen Abstand zu den Kindern behalten und darf sich nicht zu sehr in die Erziehung der Kinder einmischen. Man darf Freund sein, aber nicht zu sehr auf Kumpel machen. Man muss auch Respektsperson sein. Man muss darauf achten, dass auch Regeln eingehalten werden. Dafür musste man am Anfang erst einmal das richtige Gefühl bekommen.

Was würden sie anderen empfehlen?

Wenn man mit Kindern oder Menschen im Allgemeinen arbeiten möchte, dann sollte man es versuchen. Gerade wenn man noch unsicher ist, sollte man es probieren. Probieren geht über Studieren. Es ist schade, wenn man die Möglichkeit hat und sie nicht nutzt. Es gibt bestimmt noch viele Leute, gerade ältere, die von der Lebenserfahrung her viel beitragen können.

Die Arbeit mit Kindern ist so eine schöne und interessante Aufgabe. Ich kann nur jedem raten: Herkommen zum Paritätischen, fragen, welche Stellen da sind. Da gibt es bestimmt viele.

Mut fassen und nicht kneifen - sich selbst mal schubsen…

 

Schubsen Sie sich doch auch mal. Nutzen Sie unsere vielfältigen Möglichkeiten in den Erwachsenenfreiwilligendiensten - Bundesfreiwilligendienst (BFD) der Freiwilligendienst aller Generationen (FDAG).

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