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Freiwilligendienste in Sachsen sichern – Engagement junger Menschen fördern

Symbolbild: Fünf Jugendliche halten sich aneinander und lächeln. (Franz Pflügel - stock.adobe.com)

Freiwilligendienste sind ein Gewinn für die Gesellschaft. Doch die Finanzierung ab 2025 ist ungewiss und in der Konsequenz droht vielen hundert Freiwilligendienstplätzen in Sachsen das Aus. Maria Hille, Bereichsleiterin der Jugendfreiwilligendienste, spricht über eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 und zeigt auf, wie die Landespolitik darauf reagieren sollte.

Maria Hille, welchen Wert hat das Engagement der überwiegend jungen Freiwilligendienstleistenden für den Freistaat?

Maria Hille: Der Einsatz hat einen großen Wert. Über 3000 Einrichtungen werden in ihrer alltäglichen Arbeit unterstützt. Der Einsatz stärkt aber auch das Miteinander in unserer Gesellschaft. Und der Bedarf ist hoch. Alle Plätze, die wir als Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH angeboten haben, sind für dieses Jahr belegt. Besonders beliebt ist das Freiwillige Soziale Jahr, in dem sich junge Menschen bis 27 Jahren engagieren können. Der Einsatz erfolgt hier hauptsächlich in Kitas, Schulen oder der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Aber auch Angebote für Menschen mit Behinderungen oder die Altenpflege sind Bereiche, die von diesem Engagement profitieren.

Für viele der Freiwilligen ist es die erste praktische Erfahrung nach der Schule. Wir dürfen sie dabei begleiten und ich erlebe, wie junge Menschen während ihres Freiwilligenjahres an ihrer Aufgabe wachsen, selbstbewusster werden und sich beruflich orientieren. Zudem bringt der Freiwilligendienst verschiedene Menschen zusammen. Sie begegnen sich und lernen voneinander – ganz unabhängig von ihrem vorherigen Bildungsweg, ihrer Herkunft oder ihrem Alter. Aber auch auf lange Sicht ist der freiwillige Einsatz ein Gewinn, denn Freiwilligen-Befragungen belegen, dass ein solches Jahr überdurchschnittlich oft dazu führt, sich weiterhin in der Gesellschaft zu engagieren. Der Wert für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine aktive Zivilgesellschaft ist nicht zu unterschätzen.

Wie ist der politische Rückhalt für die Freiwilligendienste in Sachsen?

Maria Hille: Die Anerkennung steigt und das Engagement wird wertgeschätzt, auch im politischen Raum. Sachsen fördert im Vergleich zu anderen Bundesländern viele Plätze. Das ist sehr erfreulich. Und dennoch trübt sich das Bild aktuell. Obwohl die Freiwilligendienste ein fester Bestandteil der Ehrenamtsförderung in Deutschland sind und sehr gut nachgefragt werden, sind sie von massiven Kürzungen bedroht. Der Anteil der Bundesförderung soll ab 2025 um ein Drittel reduziert werden. Hinzu kommen steigende Kosten bei den Einsatzstellen. Wenn die Landespolitik auf diese Entwicklungen nicht reagiert, sind mindestens 850 Freiwilligendienststellen akut gefährdet. Und wenn es nicht gelingt, die kleinen Einrichtungen bei den Kostensteigerungen zu unterstützen, dann könnten weit mehr Stellen wegbrechen.

Was wünschen Sie sich vor diesem Hintergrund von der von der Landespolitik?

Maria Hille: Angesichts der drohenden Kürzungen im Bundeshaushalt braucht es einen frühzeitigen Plan auf Landesebene. Aus unserer Sicht muss es in allererster Linie darum gehen, die aktuellen Plätze in Sachsen stabil zu halten. Dafür braucht es zweierlei: Sollten Bundesmittel wegbrechen, sollte das unbedingt über Landesmittel abgefangen werden. Außerdem brauchen die Einsatzstellen eine finanzielle Entlastung. Insbesondere die vielen kleinen sozialen Einrichtungen können die steigenden Kosten nicht länger allein tragen. Notwendig ist eine dynamische Förderung über den Landeshaushalt mit fünf Prozent Inflationsausgleich. Nur so gelingt es, die Freiwilligendienste zukünftig zu sichern. Unserer Meinung nach ist dies eine wichtige Investition in den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen.


So sollen die Freiwilligendienste in Sachsen 2030 gefördert sein:

  • Die Freiwilligendienste in Sachsen werden als wichtiges gesellschaftliches Engagement junger Menschen wertgeschätzt und über Landesmittel verlässlich finanziert.
  • Sachsen stellt im Landeshaushalt die Finanzierung von mindestens 2100 Plätzen in den Freiwilligendiensten sicher und gleicht Kürzungen auf Bundesebene bei Bedarf aus.
  • Der Fördersatz pro Teilnehmenden pro Monat ist dynamisch gestaltet und berücksichtigt einen Inflationsausgleich von fünf Prozent, um insbesondere die vielen Einsatzstellen bei kleinen Trägern bei Kostensteigerungen zu unterstützen.

Lesen Sie hier das Positionspapier "Freiwilligendienste in Sachsen sichern – Engagement junger Menschen fördern".


Kontakt:

Maria Hille (Jugendfreiwilligendienste, Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH)

Tel: 0351 - 828 71 320
E-Mail: hille(at)parisax-freiwilligendienste.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.