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Freiwilligendienste: Miteinander digital gestalten

Freiwilligendienste sind ohne persönliche Begegnungen nicht vorstellbar. Bei Internationalen Freiwilligen sind sie besonders wichtig. Pia Klimt, Bildungsreferentin im Bundesfreiwilligendienst (BFD) Incoming, hält Rückschau, wie sich die Corona-Pandemie auf ihre Arbeit mit den jungen Menschen aus aller Welt auswirkte.

Unsere Freiwilligen im BFD Incoming kommen aus China, Algerien, Mozambique, der Mongolei, Tunesien, Kolumbien, Tadschikistan, Indonesien - eigentlich fast jedem Teil der Welt. Sie sind für ein Jahr in Deutschland und unterstützen die Arbeit in Kitas, Schulen, Horten und der Pflege. Normalerweise begrüße ich sie an mindestens zwei Tagen im Monat in unserer Geschäftsstelle. Wir tauschen uns aus und lachen viel. Jeden Monat erkunden wir gemeinsam einen Ausschnitt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Deutschland. Dazu gehören beispielsweise Jahreskreisfeste, Alles rund ums Fahrrad, Urban Gardening, Vorschulische Bildung oder das Bild vom Kind in sächsischen Kitas. Diese Tage sind jedes Mal ein Fest. Gemeinsam lernen wir viel über die Heimatländer der Teilnehmenden und bereden gleichwohl Schwierigkeiten in ihrem Alltag als Freiwillige.

Doch dann kam Corona. Alle saßen in ihren Wohnungen und waren auf sich gestellt. Bildungsveranstaltungen in Präsenz konnten nicht stattfinden. Die wichtigen Momente der persönlichen Begegnung fielen weg. Neueingereiste hatten Probleme, in Deutschland anzukommen. Heimweh machte die Herzen schwer.

Wie froh waren die jungen Menschen, wenn sie sich zumindest am Bildschirm sehen konnten. Mir ging es ebenso. Wir etablierten recht schnell regelmäßige Online-Treffen zur Vernetzung und – ganz wichtig – zur Ermutigung. Außerdem erklärten wir die jeweils geltenden Corona-Regeln. Diese Informationen wären in einer Mail sicher nur teilweise verstanden worden. Es war gut, dass alle ihre Fragen und Sorgen beispielsweise um ihre Familien in den Heimatländern miteinander teilen konnten. Wie wertvoll Gemeinschaft doch ist.

Der Online-Bildung an sich standen wir als Team anfangs skeptisch gegenüber. Doch zunehmend wurden wir in der Gestaltung von Workshops und Bildungstagen kreativer. Wir überwanden technische und sprachliche Hürden. Einige Themen passten wir dem neuen Format an, andere planten wir um. Unser Bildungstag „Mythos Dresden – Dresden im Zweiten Weltkrieg“ fand dann mitten im Lockdown statt. Die beiden Tage waren eine Mischung aus Kurzvorträgen zum Nationalsozialismus und praktischen Erkundungsaufgaben zu Denkmälern, Stolpersteinen und Kunstaktionen zum 13. Februar. In Breakout-Sessions tauschten sich die internationalen Freiwilligen zudem über die Wahrnehmung des Zweiten Weltkriegs in ihren Heimatländern aus. Das war hochspannend und wie schön wäre es gewesen, bei einem so schweren Thema näher bei einander zu sein.

Nach dem fünften Bildungstag stellte sich bei allen - leider erwartbar - eine gewisse Online-Müdigkeit ein. Begegnung in einer Videokonferenz ist eben nicht dasselbe wie eine herzliche Umarmung oder gemeinsames Lachen und Kochen in großer Runde. Dennoch kann ich festhalten, dass uns die Videokonferenzen durch eine einsame Zeit getragen haben.

Mein Fazit lautet daher: Ich möchte digitale Methoden und Präsenzveranstaltungen auch künftig kombinieren. Denn der kurze Austausch online hat genauso seine Vorteile, wie der persönliche Kontakt zu unseren Freiwilligen in Präsenz unverzichtbar ist. Bildungsangebote und Miteinander können eben vielfältig sein – genauso wie die Bedürfnisse unserer Freiwilligen.


Informationen zu verschiedenen Freiwilligendiensten finden Sie auf www.freiwillig-jetzt.de


Der Artikel erschien zuerst in unserem Verbandsmagazin anspiel. vom März 2022.