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Gastbeitrag: Das Miteinander als Bindungsfaktor

Symbolbild: Zwei Hände halten eine Menschenkette aus Papier gegen einen blauen Himmel.

Waren die Träger freier Schulen hinsichtlich der Vergütungsmöglichkeiten im Wettbewerb um Fachkräfte ohnehin schon im Nachteil, droht die geplante Verbeamtung von Lehrkräften an Sachsens staatlichen Schulen die Situation noch zu verschärfen. Evelyn Kausch, Geschäftsführerin des Huckepack e.V. aus Dresden, berichtet über Aktivitäten, wie der Träger dennoch wettbewerbsfähig bleibt.

Wir sind als freier Schulträger nicht nur ein besonderer Lern- und Lebensort für unsere Schüler*innen, wir bieten auch den bei uns angestellten Pädagog*innen ein Arbeitsfeld, das über das allgemeine Bild des Lehrer*innenberufes hinausgeht. Die sehr individuelle pädagogische Arbeit nach dem Konzept Maria Montessoris erfordert ein differenziertes Ein-lassen der Pädagog*innen auf die Arbeitsanforderungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir sehr erfahrene langjährige Lehrkräfte haben oder Berufsneulinge beschäftigen – von allen erwarten wir neben einer fundierten fachlichen Ausbildung ein hohes Maß an persönlichem Engagement.

Multiprofessionalität und Gemeinschaft im Team

Daher ist eine gut organisierte Schulleitung, die gleichermaßen begleitet, fördert und fordert, gefragt. Ein wichtiges Credo unserer Strategie, Lehrer*innen und pädagogische Fachkräfte zu binden, sind neben flachen Entscheidungshierarchien regelmäßige Fort- und Weiterbildungsangebote, wöchentliche Teamberatungen, Unterstützung durch Supervision und die Möglichkeiten teambildender Maßnahmen, wie etwa gemeinsame Ausflüge oder Studienfahrten des Kollegiums. Teamarbeit wird bei uns nicht nur räumlich im Lehrer*innenzimmer ermöglicht, sondern ist eine sehr geförderte wertvolle Arbeitsgrundlage für alle Mitarbeitenden. Dabei vernetzen wir die Beschäftigten des Hortes, der Grund- und Oberschule und des beruflichen Gymnasiums miteinander und schaffen zusätzlich regelmäßig Gelegenheiten, mit den Mitarbeitenden der Schul- und Vereinsverwaltung gemeinsam zu verschiedenen Themen ins Gespräch zu kommen. Insofern haben wir als sehr breit aufgestelltes multiprofessionelles Team einen großen Bindungsfaktor und stärken die Identifikation der Beschäftigten mit den Zielen und Visionen unseres Vereins.

Wir sind als staatlich anerkannte Ersatzschule immer daran interessiert, mit unserem besonderen pädagogischen Profil als gleichrangig wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Punktuell gelingen dabei Austausch und Kooperationen mit staatlichen Schulen - eine größere Vernetzung findet jedoch mit den anderen freien Schulträgern statt. Der strukturelle Wandel, der sich in der Unterstützung der staatlichen Schulen in Sachsen vor allem in Hinsicht auf die Maßnahmen zur Verringerung des aktuellen Lehrer*innenmangels zeigt, ist für uns als freier Schulträger besonders prekär. Bekanntlich können wir durch eine unzureichende Finanzierung aufgrund des Absenkungsfaktors das Gehaltsniveau des Ländertarifes nicht bieten. Diskussionen um Höhereinstufungen etwa der Grundschullehrer*innen oder die Verbeamtung bringen uns in die Situation, prozentual weiter abzurutschen. Unsere Kritik gilt nicht der dringend notwendigen Aufwertung des Lehrer*innenberufes in allen Schulbereichen, die dadurch erfolgt, sondern wir scheitern mit unserem Bemühen als freie Schulträger an der weiteren Öffnung der finanziellen Schere im Vergleich zum staatlichen Schulwesen. Wir können bei der Lehrer*innenvergütung nicht die gleichen Bedingungen bieten.

Nachwuchs früh fördern und binden

Neben den teambildenden Maßnahmen und unserem Bemühen, in der Vergütung unserer Mitarbeitenden nicht wesentlich hinter jener des staatlichen Schulwesens zurückzustehen, etablieren wir einen weiteren Baustein in der Fachkräftegewinnung: Als Lernort Praxis ermöglichen wir es vielen jungen Menschen, sich im pädagogischen Berufsfeld auszuprobieren, zu lernen oder Abschlüsse zu erwerben. Wir begleiten Menschen in Freiwilligendiensten oder unterstützen Berufsfachschulen in Kooperation bei der Ausbildung zu Erzieher*innen oder Sozialassistent*innen. Zudem ermöglichen wir vielen Lehramtsstudierenden der verschiedensten Fach- und Ausbildungsrichtungen, ihre Blockpraktika A und B oder ihr Referendariat bei uns zu absolvieren.

Bei dieser wichtigen Aufgabe belassen wir es nicht lediglich bei einem Einsatzplan und der notwendigen Mentoringtätigkeit. Wir bieten den  Studierenden und Freiwilligen zudem Anleitung mittels einer durch uns finanzierten Personalstelle. Dabei erfahren sie neben der regelmäßigen Reflexion ihrer praktischen Tätigkeiten viel über die Ansätze der Montessoripädagogik sowie den Lernort Schule als Lebensort vielfältigster Aktivitäten. Gleichzeitig vernetzen sie sich untereinander, um in einem eigens dafür entwickelten Curriculum voneinander zu lernen. Diese Praxis führt dazu, dass ehemalige Freiwillige eine pädagogische Ausbildung absolvieren und dann bei uns auch ihre Praktika durchführen oder als ehemalige Referendar*innen tatsächlich in unserer Schule eine Festanstellung finden.

Verantwortung übernehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Eine wichtige Veränderung in der öffentlichen Wahrnehmung und Unterstützung freier Schulträger wäre es demnach, diese zusätzlichen Ausbildungsleistungen für Praktikant*innen und Lehramtsstudierende gleichwertig vergütet zu bekommen. Diese wertvolle Arbeit, die letztendlich auch dem staatlichen Bildungswesen zugutekommt, wird nahezu ausschließlich durch eigene Mittel der freien Träger gestützt.

Unser Verein hat sich in seiner mehr als 25-jährigen Geschichte inzwischen zu einem ganzheitlichen Bildungsort entwickelt. Es lernen Kinder vom zweiten Lebensjahr an gemeinsam bis zum Erlangen des Realschulabschlusses oder des Abiturs. Wir bilden Fachschul- und Lehr-amtsstudierende aus, unterstützen Quereinsteigende bei ihrer beruflichen Neuorientierung und wir sind ein anerkannter Ausbildungsort für den Erwerb des Montessori-Diploms über den Montessori-Landesverband Sachsen. Damit stellen wir uns der Verantwortung,  die Vielfalt der Bildungsangebote in Sachsen in jeder Hinsicht zu stärken und weiterzuentwickeln.


Zur Autorin: Evelyn Kausch ist Geschäftsführerin des Huckepack e. V. aus Dresden. Zudem leitet sie die Oberschule und das berufliche Gymnasium des Trägers.

Mehr über unsere Mitgliedsorganisation Huckepack e.V. unter: www.huckepack-ev.de


Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 2.2019 unseres Verbandsmagazins anspiel. in der verschiedene Ansätze rund um das Thema Fachkräfte behandelt wurden.

Hier einen Blick ins Heft werfen.