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Gastbeitrag: Messengerdienste - Kommunikation vs. Datenschutz?

Ein grüner lachender Smiley, ein neutraler gelber Smiley und ein roter trauriger Smiley sind nebeneinander angeordnet.

Kommunikation über Messengerdienste ist heutzutage weit verbreitet. So erfreut sich beispielsweise der Marktführer WhatsApp großer Beliebtheit. Datenschutzbedenken werden gerne ausgeblendet. Dabei gibt es genügend Alternativen, die neben ansprechender Funktionalität auch mit gutem Datenschutz punkten können. Der Datenschutzexperte Dr. Bernd Hillig gibt Tipps.

Kürzlich las ich einen Bericht über eine Psychologin, deren Patient*innen sich plötzlich mit Freundschaftsvorschlägen aus ihrem Adressbuch konfrontiert sahen. Wo passiert so etwas? Bei WhatsApp.

Allen war klar, dass der Kauf von WhatsApp durch Facebook Konsequenzen haben wird. Jetzt sehen wir, dass personenbezogene Daten seiner Nutzer*innen mit dem Plattformriesen Facebook geteilt werden, damit dieser für die Personalisierung von Werbung auf noch mehr private Informationen zurückgreifen kann. Nicht einmal der Weitergabe der eigenen Telefonnummer können die Nutzer*innen widersprechen, da diese für Werbetreibende als zentraler Identifikator gilt, anhand dessen viele Informationen aus unterschiedlichen Quellen verknüpft und einer einzelnen Person zugeordnet werden können.

Dennoch erfreut sich WhatsApp großer Beliebtheit. Doch es gibt Alternativen, die nicht nur für Freaks, Datenschutzaktivist*innen, und IT-affine Nutzer*innen interessant sind. Dabei denke ich beispielsweise an das datenschutzfreundliche Threema, welches sich genauso einfach bedienen lässt wie WhatsApp, mit einer Open-Source-Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufwartet und keine Handy-Nummer dafür benötigt.

Ich habe einige Argumente zusammengetragen, warum ein Wechsel zu einem datensparsamen Messenger sinnvoll ist:

WhatsApp ist nicht kostenlos. Die App lässt sich zwar kostenlos herunterladen, aber die Nutzer(innen) bezahlen mit den eigenen Daten. Die Messenger-Alternativen sind teilweise kostenlos, im ungünstigsten Fall zahlt man einmalig 3 Euro. Oder wieviel darf Sicherheit kosten?

Es ist so einfach. Gängige Alternativen zu WhatsApp sind genauso einfach zu bedienen und verfügen über vergleichbare Parameter wie der Marktführer. Weder für die Installation noch für die Anwendung benötigt man technisches Fachwissen.

Die eigenen Daten in Sicherheit zu wissen, ist cool. Anders als WhatsApp sind viele Alternativen Open-Source-basiert. Das heißt, dass der Quellcode der Programme einsehbar ist und von unabhängigen Expert*innen geprüft werden kann. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Nein zur Intransparenz! WhatsApp gehört Facebook. Letzteres beherrscht mit seiner Netzwerkplattform, seinen beiden Messenger-Angeboten und seinem Fotodienst Instagram weite Teile des Social-Media-Marktes. Während der Konzern mit den Daten und Informationen über Nutzer*innen Milliardengewinne macht, steht auf der anderen Seite die Intransparenz des Unternehmens. Erst ein Gericht musste WhatsApp zwingen, seine „Datenschutzbestimmungen“ in deutscher Sprache bereitzustellen.

Viele Wege führen nach Rom! Schon heute gehen wir souverän mit verschiedenen Kommunikationswegen um: Telefon, Briefpost, E-Mail, SMS, Messenger. Eine App mehr stellt daher wohl für die meisten Smartphone-Besitzer*innen kein Hindernis dar, zumal wenn sich diese damit auf Sicherheit, Vertraulichkeit und Datensparsamkeit verlassen können. So entsteht vielleicht auch eine Vorbildrolle für Kinder und Enkel. Nur Mut: Verteilen wir unsere Kontakte auf mehrere Dienste.

Reduktion schafft Freizeit! Ein Leben ohne WhatsApp ist möglich. Trennen Sie wichtige und weniger wichtige Kommunikationspartner. Überzeugen Sie Ihre Familie und wichtige Freunde und schaffen Sie gemeinsam den Wechsel zu einer neuen Kommunikationsbasis. Ihr Befinden dankt es Ihnen und Ihre gewonnene Freizeit eröffnet Horizonte ohne Smartphone und Co.

Übrigens: Neben den bedeutenden WhatsApp-Alternativen "Threema" und "Signal" gibt es auch unbekanntere Varianten, deren Test sich lohnen kann.


Zum Autor: Dr. Bernd Hillig ist Geschäftsführer des VIP - Ingenieurbüro für Datenschutz und Datensicherheit. Seit über 20 Jahren berät er Unternehmen zu Datenschutz, Datensicherheit und Telekommunikation, führt Risikoanalysen durch und ist als Gutachter tätig. Dr. Hillig ist Partner der parikom GmbH.


Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 2.2017 des Verbandsmagazins anspiel.