Die Rolle von Vätern wandelt sich enorm – weg vom Bild des abwesenden Ernährers hin zu aktiveren, emotional präsenten und fürsorglichen Bezugspersonen. Diese Veränderung spiegelt sich in der wachsenden Bedeutung der Väterarbeit wider, die heute zunehmend eine Schlüsselrolle in der Familienbildung, Jugendhilfe und Sozialen Arbeit spielt. Ein Austausch über aktuelle Herausforderungen ist auf einem Fachtag am 13. Juni möglich.
Strukturelle Hürden auf dem Weg zur aktiven Vaterschaft
Der Väterreport des BMFSFJ (2023) zeigt, dass zwei Drittel der Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten. Diese Zahl verdeutlicht das gestiegene Interesse an einer aktiven Vaterrolle. Dennoch gibt es strukturelle Hürden, die Vätern die gleichwertige Teilhabe am Familienalltag erschweren. Programme wie das ElterngeldPlus oder der Partnerschaftsbonus helfen zwar, reichen jedoch nicht aus, um eine gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit zu gewährleisten. Vor allem unflexible Arbeitszeiten und das weiterhin verbreitete traditionelle Familienbild sind Hürden, die Vätern den Weg zu einer partnerschaftlichen Elternschaft erschweren.
Das Gutachten „Gemeinsam getrennt erziehen“ des Beirats für Familienfragen des BMFSFJ (2023) stellt zudem fest, dass insbesondere getrennt erziehende Eltern oft auf Barrieren stoßen. Väter werden in solchen Situationen häufig benachteiligt, was es ihnen erschwert, eine gleichwertige Rolle im Leben ihrer Kinder einzunehmen. Das Gutachten fordert demnach ein zeitgemäßes Familienrecht und eine stärkere Sorgebeteiligung vor und nach einer Trennung, um Vätern eine aktive Elternrolle zu ermöglichen.
Papazeit mit Perspektive – Wie Väterarbeit neue Wege geht
Die Väterarbeit umfasst heute eine Vielzahl praxisorientierter Angebote, die Vätern dabei helfen, ihre Erziehungsaufgaben aktiv zu gestalten. Dazu gehören Väter-Kind-Aktionen, Gruppenangebote, Einzelberatung sowie präventive Hilfen im Bereich Trennung und Scheidung. Ziel ist es, Vätern die nötigen Ressourcen zu vermitteln und ihnen Räume zum Austausch zu bieten. Erfolgreiche Projekte wie „Väter in Köln“, das „Papazeit“-Programm der Evangelischen Familienbildung, das Netzwerk Conpadres oder Vaterwelten machen vor, wie Väter niedrigschwellig und lebensweltorientiert angesprochen werden können. Ein zentraler Bestandteil dieser Angebote ist eine genderreflektierte Haltung, die stereotype Männlichkeitsbilder vermeidet und verschiedene Formen des Vaterseins zur Grundlage hat.
In Dresden ist in dieser Sache der Väterzentrum Dresden e.V. aktiv. Die Förderung des Austauschs unter Vätern sowie politische Arbeit sind hier wichtige Bausteine, um Vätern die nötige Unterstützung zu bieten. Augenmerk liegt dabei etwa auf der Einführung der Vaterschaftsfreistellung zur Geburt.
Forschung, Vernetzung, Qualität – Zukunftsaufgaben der Väterarbeit
Trotz der positiven Entwicklung in der Väterarbeit bleiben zentrale Herausforderungen bestehen. Die Väterarbeit muss stärker in öffentliche Programme und Institutionen integriert werden, um eine flächendeckende Unterstützung zu gewährleisten. Darüber hinaus muss die wissenschaftliche Forschung zu Herausforderungen der Väter und zur Wirksamkeit der Väterarbeit weiter intensiviert werden, um neue, innovative sowie zielgenaue Ansätze zu entwickeln. Auch die kontinuierliche Verbesserung der Qualität der Angebote sowie die Vernetzung der verschiedenen Akteure sind entscheidend, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Digital, divers, demokratisch – Väterarbeit neu verankern
Um eine echte Gleichstellung von Vätern und Müttern zu erreichen, muss die Väterarbeit beispielsweise auch in Kitas, Schulen und Familienzentren weiter ausgebaut werden. Zukünftige Angebote müssen darüber hinaus diversitätssensibel gestaltet werden, um Väter aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten - etwa mit Migrationshintergrund, niedrigem Bildungsstand, als soziale Väter oder in Patchworkfamilien - anzusprechen. Digitale Formate wie Webinare und hybride Veranstaltungen können zudem helfen, Väter in verschiedenen Lebensrealitäten zu erreichen. In Unternehmen sollten systematisch betriebliche Angebote verankert werden, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Auch fehlt nach wie vor eine strukturierte politische Vertretung. Hier leisten Organisationen wie das Bundesforum Männer e.V. und der VEND e.V. wichtige Pionierarbeit.
Fazit: Väterarbeit als Teil moderner Familienpolitik verstehen
Obwohl sich die Väterarbeit in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, bestehen nach wie vor zahlreiche Barrieren. Für eine echte Gleichstellung von Vätern und Müttern ist eine strukturelle Veränderung notwendig, die auch die Weiterbildungsangebote für Fachkräfte umfasst. Fachkräfte müssen gezielt in geschlechterreflektierter Analyse und Ansprache sowie im Umgang mit den spezifischen Herausforderungen der Vaterschaft geschult werden. Nur so kann die Praxis der Väterarbeit so gestaltet werden, dass sie alle Väter – unabhängig von sozialem Status, Bildungsstand oder Lebensphase – erreicht und unterstützt. Väterarbeit sollte nicht als zusätzliches Angebot, sondern als integraler Bestandteil einer modernen Familienpolitik betrachtet werden, die durch kontinuierliche Qualifizierung von Fachkräften die gesellschaftliche Normalität einer aktiven und gleichwertigen Vaterschaft nachhaltig fördert.
Veranstaltungshinweise:
Am 13. Juni 2025 laden die Papaseiten zu einem Fachtag mit dem Titel ‘Vater*schaft heute - Zwischen Bindung, Verantwortung und gesellschaftlichem Wandel’ ein. Den Link zur Anmeldung finden Sie hier: https://www.papaseiten.de/FlyerFachtag2025
Weitere Informationen rund um die Väterarbeit und Weiterbildungen dazu gibt es unter https://www.papaseiten.de/Weiterbildung
