In einer Zeit von Veränderungen und Krisen muss sich der Paritätische Sachsen neu ausrichten. Den Rahmen dafür bildet das Zukunftskonzept „Parität 2030“. Im Mittelpunkt stehen Zukunftstrends, die die Soziale Arbeit prägen werden. Auf den Regionalkonferenzen 2025 werden die Ergebnisse für die künftige verbandliche Arbeit präsentiert und diskutiert.
Daten, Fakten und Dialog - Der Weg zum Zukunftskonzept „Parität 2030“
Auf der Mitgliederversammlung im September letzten Jahres startete der Verband in den gemeinsamen Prozess hin zu einem Zukunftskonzept ‚Parität 2030‘. Michael Richter, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen, erinnerte in einem kurzen Rückblick an diesen Ansatz, der bereits 2014 zur Modernisierung des Landesverbandes geführt hatte. Daten, Fakten und der Dialog mit den Mitgliedern seien damals das Erfolgsrezept gewesen, das auch diesmal wieder zum Tragen kommen soll. Er zeigte sich in seiner Rede betont zuversichtlich: „Wir sind als Spitzenverband gut aufgestellt und haben unser Profil in den letzten Jahren erfolgreich geschärft. Mit ‚Parität 2030‘ wird es uns gemeinsam gelingen, die richtigen Stellschrauben für die Weiterentwicklung zu finden und entsprechend zu drehen. Doch nicht nur der Verband als solcher soll davon profitieren. Der beteiligungsorientierte Prozess soll auch den Mitgliedern neue Impulse für die eigene Arbeit mitgeben.“
Entwicklungen analysieren und verbandliche Neuausrichtung bestimmen
Aufgabe des Paritätischen Sachsen ist es, seine Mitgliedsorganisationen zu informieren, zu beraten, zu vernetzen, deren Interessen zu vertreten und zu kommunizieren, Weiterbildungen anzubieten und Engagement zu fördern. Damit der Verband seine Aufgaben auch in Zukunft erfüllen kann, müssen gesellschaftliche Veränderungen und prägende Entwicklungen in der Sozialen Arbeit frühzeitig erkannt werden. Darauf aufbauend sind dann das verbandliche Handeln und das Leistungsportfolio neu zu bestimmen. Michael Richter: „Der Verband versteht sich dabei als Ausgangspunkt für Veränderungen. Im Zukunftskonzept 2030 wird unser zukünftiges Handeln beschrieben.“
Fünf Zukunftstrends verändern die Sozial- und Bildungsarbeit in Sachsen
Den Auftakt bildeten die Analyse internationaler Megatrends sowie die Befassung mit wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Sozialen Arbeit. Der Verband leitet daraus fünf Zukunftstrends ab, die besonders prägend für die Sozial- und Bildungsarbeit im Freistaat sind:
Öffentliche Finanzen verändern sich. Das Steueraufkommen deckt die steigenden Ausgaben nicht mehr ab, so dass die öffentlichen Haushalte zunehmend unter Druck geraten. Die finanziellen Gestaltungsspielräume verkleinern sich und die öffentliche Hand konzentriert sich überwiegend auf gesetzliche Pflichtaufgaben. Haushaltssperren beschränken laufende Angebote, die Finanzierung sozialer Angebote verändert sich und wird durch die zunehmende Bürokratisierung komplexer.
Die Sächs*innen werden älter, weniger und diverser. Die Bevölkerungsentwicklung verändert das Zusammenleben in den Regionen, den Bedarf an sozialen Angeboten und damit die soziale Infrastruktur im Ganzen. Barrierefreiheit gewinnt in einer alternden Gesellschaft an Bedeutung. Migration bietet Chancen, bringt aber auch neue gesellschaftliche Aufgaben mit sich.
Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden, vielschichtigen Wandel. Einflüsse wie Künstliche Intelligenz, Arbeits- und Fachkräftemangel und die Erwartungen der jüngeren Generation verändern unser Zusammenarbeiten. Arbeitgeber und Leitungskräfte müssen darauf reagieren. Dafür braucht es Ressourcen, neue Organisationsstrukturen und eine andere Führungskultur.
Die Lebenswelten werden individueller. Menschen wachsen anders auf, leben anders zusammen, planen und gestalten ihr Leben individueller. Chancenungerechtigkeit, Ausgrenzung, Diskriminierung und Armut nehmen zu. Krisen sorgen individuell und gesamtgesellschaftlich für anhaltenden Stress. Gleichzeitig geben persönliche Netzwerke und Gruppen – Familie, Freundschaften etc. - immer weniger Halt. Soziale Angebote und die Art, wie Menschen begleitet werden, müssen sich dem anpassen.
Der Strukturwandel gestaltet sich in Stadt und Land unterschiedlich. Die beiden Ballungszentren Leipzig und Dresden werden leicht wachsen, die verschiedenen ländlichen Regionen weiter schrumpfen. Für die Entwicklung ländlicher Räume wird eine moderne, öffentliche Infrastruktur wichtiger. In den Ballungsräumen ist der Wohnungsmarkt angespannt. Wohnungslosigkeit, Wohnarmut und knapper werdende Räume für soziale Angebote sind die Folge. Lösungen müssen spezifischer und regionaler gedacht werden und zwischen städtischen, urban-ländlichen und ländlichen Regionen unterscheiden.
Verschiedene Perspektiven auf die Zukunftstrends
Auf der Mitgliederversammlung wurde deutlich, dass insbesondere die Lage der öffentlichen Finanzen, die Bevölkerungsentwicklung und der Wandel der Arbeitswelt als prägend für die eigene Arbeit eingestuft werden. Darauf fußend nahm der Verband die Zukunftstrends sowie die mit ihnen verbundenen Entwicklungen dann als Themen mit in seine Mitgliederformate wie die fachspezifischen Jour-Fixes und die Fachbereichskonferenzen. Sie boten Raum für einen noch intensiveren Austausch mit den Mitgliedsorganisationen.
Der Beirat als beratendes Gremium des Landes-vorstandes gab eigene Anregungen. Seine Mitglieder brachten Perspektiven aus der Wissenschaft, dem Arbeitsmarkt, dem Gesundheitswesen, Politik und Verwaltung ein. Er formulierte darüber hinaus Gedanken, wie die Freie Wohlfahrtspflege ihre Arbeit anhand der Zukunftstrends neu ausrichten sollte.
Auf einer Klausur im April 2025 wertete der Landesvorstand gemeinsam mit dem Team des Landesverbandes die Ergebnisse des bisherigen Prozesses aus. Anhand der vorliegenden Erkenntnisse wurden Eckpunkte für die strukturelle Neuausrichtung sowie inhaltliche Schwerpunkte des Paritätischen Sachsen bestimmt. Der Fokus verbandlicher Arbeit wird künftig noch stärker auf der Interessenvertretung, Vernetzung und Kommunikation liegen.
Parität 2030 - Thema auf den Regionalkonferenzen im Mai und Juni
Michael Richter erklärt: „Die letzten Monate waren geprägt von einem intensiven, lebendigen Austausch. Auf den Regionalkonferenzen im Frühsommer werden wir den Rahmen des Zukunftskonzeptes präsentieren. Ich bin gespannt, wie die Neuausrichtung des Verbandes bewertet wird und welche Schwerpunkte den Mitgliedsorganisationen wichtig sind.“ Auf der Mitgliederversammlung am 11. September 2025 soll das Zukunftskonzept dann verabschiedet werden.
Melden Sie sich jetzt für die Regionalkonferenzen an:
22. Mai 2025 - Regionalkonferenz Chemnitz
27. Mai 2025 - Regionalkonferenz Dresden
4. Juni 2025 - Regionalkonferenz Leipzig
Der Artikel erschien zuerst in der März-Ausgabe 2025 des Magazins anspiel.
