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Gewaltprävention in der Pflege ganzheitlich denken

Eine brünette Frau hält ihre Handfläche den Betrachtenden entgegen und signalisiert dadurch ein klares Stopp.

Gewaltereignisse kommen in Pflegeberufen häufig vor. Doch Präventionskonzepte, die bei anderen Arbeitsfeldern funktionieren, greifen hier oft zu kurz. Entscheidend für erfolgreiche Gewaltprävention sind Ganzheitlichkeit und Unternehmenskultur.

Verbale, körperliche und sexuelle Übergriffe in der Pflege stehen häufig mit den Erkrankungen oder Beeinträchtigungen der betreuten Personen in Verbindung. Wenn Menschen in einem Betreuungs- oder Pflegeverhältnis stehen, haben Betreute und Pflegende nach einem Gewaltereignis jedoch in der Regel weiter Kontakt. „Gewaltpräventionskonzepte, die für Einrichtungen des Gesundheitsdienstes geeignet sein sollen, müssen diese Besonderheiten berücksichtigen“, sagt Dr. Heike Schambortski von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Auch die berufliche Aus- und Weiterbildung müsse dem Rechnung tragen.

Ganzheitliche Konzepte gefordert

„Gewalt hat immer Ursachen und fördernde Bedingungen“, erklärt Dr. Schambortski. „Sie beginnt oft mit einem Gefühl der Überforderung, der Hilflosigkeit oder des Verlustes von Autonomie. So entstehen Eskalationsspiralen, die zu kritischen Situationen führen können.“ Die Gewalt könne sich dann sowohl gegen Beschäftigte als auch gegen betreuungsbedürftige Personen richten. Ein Konzept zur Gewaltprävention sollte daher Anforderungen der Betreuungsqualität und des Arbeitsschutzes gleichermaßen erfüllen.

Auf dem BGW-Symposium „Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz“ am 16. und 17. November 2023 in Dresden stehen deshalb beide Gruppen im Fokus: Beschäftigte und die betreuten Menschen. Es soll eine breite Palette an Unterstützungsangeboten für Träger und Einrichtungen präsentiert werden. Unter anderem sind Vorträge zu ganzheitlichen Gewaltpräventionskonzepten geplant. Beispiele aus der Praxis sollen hierbei aufzeigen, welche Synergien in diesem Ansatz stecken. Auch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Sozialversicherungsträger zum Thema „Gewalt in der Pflege“ ist ein wichtiger Baustein.

Systematisch vorbeugen – eine Führungsaufgabe

Der Umgang einer Einrichtung mit Gewalt oder sexueller Belästigung hat großen Einfluss darauf, wie Beschäftigte kritische Ereignisse erleben und bewerten. Dabei kommt es auf die Unternehmensführung und die Führungskräfte an, denn sie prägen die Unternehmenskultur und damit auch den Umgang mit Gewalt. Wenn sie vorleben, dass Übergriffe in ihrer Einrichtung – egal durch wen und gegen wen – nicht geduldet werden, senden sie eine wichtige Botschaft an die Mitarbeitenden.

Die BGW schult Beschäftigte und Führungskräfte im Umgang mit Gewalt und informiert sie umfassend. Hier setzt beispielsweise das BGW-Seminar „Gewalt und Aggression systematisch vorbeugen – eine Führungsaufgabe“ an. Es zeigt Führungskräften Gestaltungsmöglichkeiten auf, um im Betrieb ein systematisches und strukturiertes Vorgehen umzusetzen.


Das BGW-Symposium „Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz“ findet am 16. und 17. November 2023 in Dresden statt. Alle Informationen zu der Veranstaltung sowie die Online-Anmeldung finden Sie auf der Webseite der BGW.

Mehr Informationen zum Thema Gewalt sowie weitere Präventionsmaßnahmen gibt es auf: www.bgw-online.de/gewalt


Der Artikel erschien zuerst in der März-Ausgabe 2023 des Magazins anspiel. mit dem Schwerpunkt "Gewalt in der Sozialen Arbeit".

 

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