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Interview: Aktivierende Methoden im Pflegealltag

Eine ältere Dame in einer Pflegeeinrichtung sitzt auf einem Stuhl. Die Hände greifen vor ihrer Brust ineinander und die Arme sind im rechten Winkel seitlich zum Körper erhoben. Bei dieser kleinen Fitnessübung lacht sie freundlich in die Kamera.

Pflegebedürftige Menschen immer wieder zu motivieren und im Pflegealltagauf deren Mitwirkung zu setzen, fordert Pflegekräfte täglich heraus. Wir sprachen mit Eva Helms über aktivierende Methoden. 

Wie können Pflegeanbieter aktivierende Methoden in den Pflegealltag einbinden?

Eva Helms: Der Schlüssel für gute Angebote liegt darin, sie verständlich, praktisch und  sinnvoll zu gestalten. Oft sind es bereits kleine Dinge, die Erfolg versprechen.

Mit verständlich meine ich, dass ältere Mensch ihr Altwerden verstehen sollen. Die Wertschätzung des Alters und die Begegnung auf Augenhöhe gehören ebenso zur guten Kommunikation wie eine angepasste Sprache. Ältere Personen ziehen eher griffige Bezeichnungen für das Neue vor. Anglizismen sorgen selbst bei Menschen mittleren Alters schon mal für Verwirrung. Deshalb kann man beispielsweise lieber Bildtelefon als Smartphone sagen. Schon diese kleine Achtsamkeit ermöglicht etwas mehr Teilhabe und senkt Barrieren.

Aktivierende Methoden müssen handhabbar sein, für den Pflegebedürftigen und für die Pflegekraft. Biografiearbeit kann hier Türen öffnen. Wichtige Fragen sind u.a.: Wie hat die Person bisher gelernt? Wie viel Begleitung braucht sie im Tun? Wie geht sie mit ihren Einschränkungen um? Welche Rolle spielt moderne Technik? Haben Pflegefachkräfte davon ein klares Bild, ist der Zugang und in der Folge auch die Aktivierung der Pflegebedürftigen leichter zu bewerkstelligen.

Mit Beschäftigungsangeboten um der reinen Beschäftigung willen wird man langfristig eher für Verdruss sorgen. Meine Erfahrung zeigt, dass die Frage nach dem ‚Wofür‘ bei älteren Menschen von großer Bedeutung ist. Wofür soll ich in diese Gruppe gehen oder mit einer Aktivität beginnen? Bringt es mir Lebensfreude? Hilft es, den Alltag zu bewältigen? Gibt es mir das Gefühl des Gebrauchtwerdens? Da jeder Mensch anders ist, sollten die spezifischen Motivationsmuster der Pflegebedürftigen bekannt sein. Hierbei kann die Biografiearbeit ebenfalls eine Hilfestellung bieten.

Wie nähert man sich dem Thema am besten?

Eva Helms: Die Geragogik hat in den letzten Jahren viele interessante Erkenntnisse geliefert. Der sensible Umgang mit demenziell Erkrankten ist dabei nur ein Teilgebiet. Neben aller Theorie ist es jedoch entscheidend, die Pflegebedürftigen als Partner im System zu begreifen.

Beim Aufbau der Webseite www.demenz-in-sachsen.de arbeiteten wir mit Studierenden der TU Dresden, aber immer auch mit Menschen mit Demenz zusammen. Diese spannende Erfahrung geben wir jetzt in Workshops und auf Fachtagen weiter.

Zudem erlebe ich es immer wieder, dass dort, wo das Personal spezielle Qualifikationen besitzt, ein gelassenerer Umgang mit dem Thema Alltagsgestaltung vorherrscht. Trägern ist daher anzuraten, die inzwischen vorhandene Bandbreite an Weiterbildungsangeboten zu nutzen. Pflege-bedürftige und Personal können dabei nur gewinnen.

Herzlichen Dank, für die Impulse.


Die Autorin: Eva Helms befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema Demenz und der gezielten Aktivierung Betroffener. Unter anderem wirkte sie beim Aufbau und der Weiterentwicklung des „Infopunktes Demenz und Pflegebegleitung“ bei der Mitgliedsorganisation Familienzentrum Radebeul e.V. mit.


Sie suchen Anregungen, wie aktivierende Beschäftigung gelingen kann? Werfen Sie doch mal einen Blick in unser Weiterbildungsangebot: www.parisax.de/weiterbildung