Zusammenarbeit und Arbeitsorganisation neu zu denken, wird derzeit viel diskutiert. Dabei begegnen einem Skepsis und Aufbruchstimmung gleichermaßen. Welche Chancen es für dabei für die Soziale Arbeit gibt, besprachen wir mit unserem Beiratsmitglied Prof. Dr. Peter M. Wald von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig.
Herr Wald, können Sie uns bitte kurz umreißen, was Sie unter modernen Arbeitsweisen verstehen und warum sich soziale Organisationen damit beschäftigen sollten?
Peter M. Wald: Unter modernen Arbeitsweisen verstehe ich die stärkere Nutzung von Prinzipien der Selbstorganisation und die intensivere Anwendung digitaler Hilfsmittel zur Verbesserung der Organisation und Verteilung der Arbeit. Dies ist dringend notwendig, weil sich die Mitarbeitenden sozialer Organisationen mehr Transparenz und eine Berücksichtigung ihrer Erwartungen bei der Gestaltung der Arbeits- und Einsatzbedingungen wünschen. Der Grad an Berücksichtigung beeinflusst erfahrungsgemäß sowohl das Engagement der Mitarbeitenden als auch die Attraktivität der sozialen Organisationen als Arbeitgeber.
Mobiles Arbeiten oder flexible Arbeitszeiten bei reinen Bürojobs bereits weit verbreitet. In sozialen Berufen, die direkt mit Menschen und oft auch im Schichtdienst arbeiten, scheint das nicht so leicht zu sein. Welche konkreten Ideen oder Ansätze gibt es für diesen Bereich?
Peter M. Wald: Hier gilt es erst einmal die in anderen Bereichen der Gesellschaft gesammelten Erfahrungen zu nutzen und an die besonderen Belange der sozialen Organisationen anzupassen. Besonders interessant dürfte hier der Einstieg in neue Formen der Zusammenarbeit und der Umgang mit den Wünschen der Mitarbeitenden nach einer eigenverantwortlichen Gestaltung der Arbeitszeit und hinsichtlich der Zusammensetzung von Teams sein.
Wie lassen sich bedarfsgerechte Klient*innenkontakte, ein verlässlicher Dienstplan und Teamzusammenhalt mit modernen Arbeitsweisen umsetzen?
Peter M. Wald: Dabei ist sowohl das Vertrauen der Mitarbeitenden untereinander als auch der gezielte Einsatz geeigneter IT-Lösungen zur Organisation der Arbeit von entscheidender Bedeutung. Die Mitarbeitenden wissen oft selbst recht gut, wie sich diese oft unvereinbar erscheinenden Anforderungen erfolgreich bewältigen lassen.
Mit welchen kleinen Schritten können soziale Einrichtungen in die „moderne Arbeitswelt“ starten?
Peter M. Wald: Am Anfang sollte immer das offene Gespräch zwischen allen Beteiligten - Mitarbeitenden wie Führungskräften - stehen. Hier gilt es, gemeinsam den aktuellen Stand der Arbeits- und Einsatzbedingungen zu reflektieren und gezielt auszuloten, wo Veränderungen Sinn machen und wie diese umzusetzen sind. Dies setzt immer Veränderungsbereitschaft auf allen Seiten voraus. Vorliegende Erfahrungen machen deutlich, dass es hier durchaus Sinn machen kann, auf professionelle (Beratungs-)Hilfe zurückzugreifen
Herr Wald, wir danken Ihnen für das Gespräch und die Anregungen.
Zur Person: Prof. Dr. Peter M. Wald lehrt seit 2009 als Professor für Personalmanagement an der Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Er forscht zu Deskless Work und digitalen Medien in der Führung. Zudem ist er Mitglied im Beirat des Paritätischen Sachsen.
Prof. Dr. Peter M. Wald wird am 12.11.2025 um 16 Uhr im After-Work-Format „Planbar, flexibel, digital – Wie verändern moderne Arbeitsweisen die Soziale Arbeit?“ zu Gast sein. Melden Sie sich auf der Webseite der Paritätischen Akademie Sachsen an: www.parisax-akademie.de Für Mitglieder des Paritätischen Sachsen ist die Teilnahme kostenfrei.
