Organisationen sind ständig gefragt, sich aktuellen Entwicklungen anzupassen. Eine Herausforderung ist dabei die Gesunderhaltung der Beschäftigten. Wir sprachen mit Marlene Büchner, Referentin Organisationsberatung für Sicherheit und Gesundheit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege (BGW), worauf hier zu achten ist.
Frau Büchner, die Arbeitsbelastung in den Berufen der Sozialen Arbeit und Bildung ist hoch. Wie kann Organisationsentwicklung zur Gesunderhaltung der Beschäftigten beitragen?
Marlene Büchner: Es ist in der Regel sehr wirksam, sich bestimmte Prozesse sowie Bedingungen anzuschauen, um die Bedarfe der Mitarbeitenden besser identifizieren zu können. Manchmal werden Zusammenhänge sichtbar, die bisher im Dunklen lagen. Transparentes Vorgehen und eine gute Kommunikationskultur sind dabei unabdingbar und sehr hilfreich. Häufig können einrichtungsintern Prozesse angepasst werden, die sich positiv auf die Mitarbeitendengesundheit und –zufriedenheit auswirken. Sogenannte “quick-wins” motivieren dabei sehr und sind eigentlich immer möglich.
Führungskräfte kommt beim Thema gesundes Arbeiten eine besondere Verantwortung zu. Wo sehen Sie hier die größten Herausforderungen?
Marlene Büchner: Eine große Herausforderung ist, dass auch Führungskräfte in den Prozessen mitgedacht werden sollten bzw. müssen. Mir begegnen sehr häufig Führungskräfte mit einer enormen Verausgabungsbereitschaft, die ihre eigenen Bedarfe in den Hintergrund stellen und sich bei der Ableitung der Maßnahmen selbst vergessen. Teilweise fühlen sie sich aber eben mit dieser angesprochenen besonderen Verantwortung allein gelassen. Genau dabei können wir durch unsere Expertise unterstützen und Orientierung geben. Der Führungskraft sollten die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden ein wirkliches Anliegen sein. Es wird häufig unterschätzt, wie sehr die Haltung der Führungskraft in die Teams strahlt.
Gerade bei kleinen Trägern Sozialer Arbeit fehlen oft die Ressourcen, um sich vertieft mit Organisationsentwicklung und Gesundheitsförderung zu befassen. Inwieweit kann die BGW hier helfen?
Marlene Büchner: Generell unterstützen erfahrene Beraterinnen und Berater bei allen Phasen der Organisationsentwicklung wie der Zielfindung, der Analyse, der Maßnahmenableitung sowie der Erfolgskontrolle. Die Erstberatung ist für unsere Mitgliedsbetriebe kostenfrei. Bei diesem Termin, der in der Regel vor Ort stattfindet, werden die individuellen Bedarfe ermittelt und ein möglicher Weg zur Erreichung der Ziele wird skizziert. Aktuelle Themen sind momentan die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder auch im Allgemeinen die Beratung zum Umgang mit Gewalt und Aggressionen. Ein weiteres Angebot sind unsere kostenfreien Strategietage wie beispielsweise der Strategietag “Lernen aus Krisen”. Zusätzlich gibt es viele kostenfreie Informations- und Schulungsmaterialien, die auf unserer Webseite heruntergeladen werden können.
Ein Aspekt sollte ebenfalls Berücksichtigung finden: Der “Return on Prevention” (RoP). Eine Studie der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und der Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro, Medienerzeugnisse, an der sich etwa 300 Unternehmen aus 16 Ländern beteiligt haben, hat einen durchschnittlichen RoP von 2,2 ergeben. Das heißt, dass der Nutzen des Investments mehr als doppelt so hoch ist, wie die Kosten der Präventionsmaßnahme. Kurz: Jeder in Prävention investierte Euro zahlt sich mehr als doppelt aus.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Alle Informationen zu den Angeboten der BGW rund um die Organisationsentwicklung finden Sie auf: www.bgw-online.de
Das Interview führte Thomas Neumann, Referat Verbandskommunikation.