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Interview: Sexuelle Übergriffe auf Pflegepersonal vermeiden

Eine brünette Frau hält ihre Handfläche den Betrachtenden entgegen und signalisiert dadurch ein klares Stopp.

Pflegefachkräfte sehen sich im beruflichen Alltag durchaus mit sexuellen Grenzüberschreitungen durch Klient*innen konfrontiert. Wie können Träger damit umgehen? Wir sprachen mit Juliane Vogt, Trainerin für systemisches Aggressionsmanagement.

Was muss bedacht werden, wenn man sich dem Thema in der Organisation nähert?

Wichtig für alle Mitarbeitenden in ambulanter und stationärer Pflege ist es, dass sexuelle Grenzüberschreitungen offen angesprochen werden. Das Thema muss endlich raus aus der Tabuzone. Deshalb sind Gespräche mit vertrauten Kolleg*innen und schließlich dem ganzen Team ein wichtiger Schritt. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Zu Beginn hilft es jedoch, das Thema in geschlechtshomogenen Gruppen zu besprechen.

Finden Sie eine gemeinsame sachliche Sprache für das Thema Sexualität. Einigen Sie sich auf Worte, die Sie nutzen und üben Sie diese Gespräche im Alltag. Basis aller Gespräche ist, dass ganz allein die Mitarbeitenden als jeweils individuelle Persönlichkeit mit ihren Möglichkeiten, ihren biografischen Hintergründen das Recht haben, ihre Grenzen festzulegen. Denn die persönlichen Grenzen sind individuell unterschiedlich – und das ist gut so. Auch darüber sollte im Team geredet werden. Alle anderen Kolleg*innen haben die Pflicht, das so zu akzeptieren. In einer Atmosphäre von Achtung und Wertschätzung muss das möglich sein. Es gibt zu diesem Thema kein Richtig und Falsch!

Generell ist der Träger in der Verantwortung, den Beschäftigten beim Umgang mit dem Thema zu helfen. Wenn der Arbeitgeber dabei aktiv agiert, stärkt das gegen Angst und Unsicherheit.

Welche Handlungsschritte sind im Alltag möglich?

Schaffen Sie Klarheit. Sagen sie laut und deutlich, dass sie das nicht haben/hören wollen – ignorieren kann als Dulden der übergriffigen Aktivität verstanden werden.

Humor statt Angriff. Versuchen Sie klar, aber ohne Angriff zu formulieren, was genau Sie nicht wollen, was zu unterlassen ist. Manchmal hilft dabei Humor.

Wandeln Sie die übergriffigen Handlungen um. Beschäftigen Sie die Hände der Klient*innen mit Gegenständen, die die Pflegehandlung eventuell sogar unterstützen können.

Vereinbaren Sie im Team unterstützende Strategien für kritische Alltagsituationen. Erarbeiten Sie einen Schutzplan.

Erarbeiten Sie einen Standard, indem alle Beteiligten im Sinne der Unterstützung einzelner Kolleg*innen ihre Aufgaben und Möglichkeiten definieren. Dies kann beispielsweise im Rahmen des Qualitätsmanagements des Trägers geschehen.

Als letztes Mittel steht manchmal auch die Frage der Gegengewalt. Klären Sie mit Team und Träger, was dann anschließend zu tun ist.

Danke für die Hinweise.


Zur Autorin: Juliane Vogt ist Trainerin für systemisches Aggressionsmanagement. Nach vielen Jahren aktiver Arbeit in unterschiedlichen Bereichen der Sozialpädagogik ist sie nun als Fortbildnerin tätig.


Stärken Sie sich und Ihr Team für den Umgang mit sexuellen Grenzüberschreitungen durch Klient*innen. Nutzen Sie unsere Weiterbildungsangebote.

Mehr dazu auf: www.parisax.de/weiterbildung