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Jugendhilfe: Verpflegungspauschalen müssen mit der Preisentwicklung Schritt halten

Symbolbild: Obst und Gemüse in einer Auslage

Inflation und Preissteigerungen sind so präsent wie lange nicht mehr. Auch die Einrichtungen der Jugendhilfe spüren diese und die gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen in Sachsen wird bei ohnehin schon geringen Verpflegungspauschalen  zunehmend schwerer. Im Interview erklärt unser Jugendhilfereferent Hartmut Mann die aktuelle Situation.

Herr Mann, die Diskussion um zu geringe Verpflegungspauschalen in der stationären und teilstationären Jugendhilfe flammt immer wieder auf. Aktuelle Preissteigerung bei Lebensmitteln setzen die Einrichtungen zusätzlich unter Druck. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage?

Die Preise steigen und damit steigt in den Jugendhilfeeinrichtungen die Herausforderung, mit knappen Budgets für eine ausreichende und gesunde Ernährung zu sorgen. Hinzu kommt, dass auch die Kosten für die Verpflegung in der Kita und fürs Schulessen deutlich steigen. Auch das ist meistens aus den Verpflegungsbudgets der Jugendhilfeeinrichtungen zu zahlen. Wenn pro Tag etwa pauschal 5,50 Euro zur Verfügung stehen und davon bis zu 5,10 Euro für die Verpflegung in Kita und Schule zu zahlen sind, dann bleibt für Frühstück und Abendbrot nur wenig übrig. Lediglich Leipzig geht hier einen anderen Weg und übernimmt die 5,10 Euro zusätzlich. In den Landkreisen kann zumindest eine anteilige Übernahme der außerhäusigen Verpflegungskosten verhandelt werden.

Unter diesen Bedingungen gleicht es einer Kunst, täglich gesundes und für Kinder und Jugendliche schmackhaftes Essen auf den Tisch zu bringen. Wir sind aber dafür verantwortlich, den jungen Menschen im Alltag eine gesunde Lebensweise zu vermitteln. Gemeinsame Mahlzeiten sowie junge Menschen an der Vorbereitung und der Zubereitung zu beteiligen, ist in den Jugendhilfeeinrichtungen genauso wichtig wie in Familien. Die Rahmenbedingungen müssen daher verbessert werden und mit der Preisentwicklung Schritt halten.

Nachdem die Landkreise Ende 2021 einer leichten Anpassung der Verpflegungspauschale auf etwa 5,45 Euro pro Kind und Tag zugestimmt haben, ist wohl erst einmal keine weitere Steigerung zu erwarten. Was raten Sie den Einrichtungen?

Die Erhöhung kann nun mit den jeweiligen Landkreisen für die einzelnen Einrichtungen vereinbart werden. Sie wird auf diese Weise in den nächsten Monaten dort ankommen. Das sorgt erst einmal für Entlastung. Für die Ernährung kleiner Kinder ist die erhöhte Pauschale ein vernünftiger Wert, sofern die Kosten für das Essen in der Kita zusätzlich übernommen werden. Für die Jugendlichen liegt sie jedoch weiterhin noch unter dem staatlich garantierten Existenzminimum für diese Altersgruppe.

Die Jugendhilfeeinrichtungen sind gut beraten, ihre Erfahrungen mit der (Nicht-)Auskömmlichkeit der Pauschale bekannt zu machen. Das örtliche Jugendamt, der Jugendhilfeausschuss und natürlich auch die Wohlfahrtsverbände sollten darüber Bescheid wissen, denn mit den Landkreisen ist für das zweite Halbjahr 2022 vereinbart, die künftige Gestaltung und Entwicklung der Lebensmittelpauschale auszuhandeln. Für längerfristig handhabbare Rahmenbedingungen brauchen wir diese klaren Rückmeldungen aus der Praxis.

Unser Projekt Powerfood, das Einrichtungen bei der Entwicklung einer ausgewogenen und altersgerechten Ernährung berät, wird 2022 fortgesetzt. Notwendiger Anspruch und finanzielle Spielräume scheinen allerdings auseinanderzudriften. Inwieweit kann das Projekt dennoch hilfreich sein?

Die Erkenntnisse aus dem Projekt haben die Diskussion um die zeitgemäße Gestaltung von Rahmenbedingungen für die gesunde, altersentsprechende Ernährung von Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen befördert. Wir werden dieses Wissen über den Projektzeitraum hinaus nachhaltig für die Gestaltung der finanziellen Grundlagen nutzen.

Das Projekt ist vor allem auf die Information und Beratung der Jugendhilfeeinrichtungen zur bewussten Gestaltung von gesunder Ernährung unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gerichtet. Die Schulungen zur gesunden Ernährung werden den Teams der Einrichtungen im Jahr 2022 auch online angeboten. Sie sollten genutzt werden, damit bewusstes Gestalten im Alltag und verbesserte Rahmenbedingungen zusammenwirken und sich gegenseitig befruchten.

Herzlichen Dank für das Gespräch.


Kontakt:

Hartmut Mann, Jugendhilfereferent

Tel.: 0351 - 828 71 144
E-Mail: hartmut.mann(at)parisax.de