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Kindertagesbetreuung: Gespräch über Chancen für Betreuungsqualität in Sachsens Kitas

Austausch Kita-Träger Pirna mit Sandra Gockel, MdL (CDU)

Anlässlich des Tages der Kinderbetreuung organisierte die Regionalgeschäftsstelle Dresden ein Gespräch mit Kita-Trägern und der Landtagsabgeordneten Sandra Gockel (CDU). Beim Gespräch in ihrem Wahlkreis ging es um sinkende Kinderzahlen, Personalschlüssel und Kita-Sozialarbeit.

Der Tag der Kinderbetreuung findet jährlich am 13. Mai statt. Der Aktionstag möchte auf die besonderen Leistungen der frühkindlichen Bildung aufmerksam machen. Denn täglich leisten sachsenweit tausende Fachkräfte in Krippen, Kindergärten und Horten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Kindern und unterstützen Familien.

Anlässlich des Aktionstages lud die Regionalstelle Dresden des Paritätischen Sachsen die Landtagsabgeordnete Sandra Gockel (CDU) in ihrem Wahlkreis in Pirna ein, um mit Vertreter*innen freier Kita-Träger über die derzeitigen Herausforderungen im Betreuungsalltag zu sprechen. Daniel Fuchs, Regionalleiter für die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Meißen und Bautzen, sagt mit Blick auf das Format: „Der Dialog mit den Abgeordneten in ihren jeweiligen Wahlkreisen ist nicht nur vor einer Landtagswahl eine gute Möglichkeit für den Austausch. Der regionale und fachliche Bezug ermöglicht es, die Relevanz des jeweiligen Themas nachvollziehbarer darzustellen. Gerne binden wir dabei Praktiker*innen aus den Verbänden vor Ort mit ein. Die Beschreibung von Problemlagen, aber ebenso die aus der Praxis heraus formulierten Lösungsansätze helfen dabei, die Rahmenbedingungen für die Soziale Arbeit mitzugestalten. Ich freue mich, dass es uns beim Gespräch mit Sandra Gockel erneut gelungen ist, mehrere Perspektiven auf die Kinderbetreuung einzubringen.“

Geltender Personalschlüssel in Sachsen kaum umsetzbar

Um direkt ein Bild vom Betreuungsalltag zu geben, fand das Gespräch in der Kindertagesstätte Farbenspiel des ASB Ortsverband Königstein/Pirna e.V. statt. Einrichtungsleiterin Madlen Willert führte durch das Haus und beschrieb neben den Spiel- und Bildungsangeboten auch die Herausforderungen des Alltags. Anhand der Dienstpläne zeigte sie, dass die Fachkraft-Kind-Relation in Sachsen in keiner Weise den reellen Erfordernissen gerecht wird. Eine einrichtungsinterne Erhebung verdeutlichte, dass im ersten Quartal 2023 von 17 Wochen lediglich in einer Woche der vorgesehene Personalschlüssel abgedeckt werden konnte. Jede Veränderung im Dienstplan - sei es durch Krankheit, Weiterbildung oder Urlaub - stellt sofort eine enorme Belastung für den gesamten Betreuungsalltag dar. Selbstredend leidet auch die Betreuungsqualität darunter. Alle anwesenden Kita-Vertretungen bestätigten die Ausführungen aus eigener Erfahrung und sprachen zudem von einer Wand der sinkenden Kinderzahlen, auf welche die Träger in Pirna, im Landkreis SOE und sachsenweit zulaufen. Die Sorge, dass dies massive Auswirkungen auf den Betreuungsschlüssel und damit auf die Betreuungsqualität hat, ist bereits in ländlicheren Gebieten spürbar. Um das mit dem Blick auf das sächsische Kita-Gesetz anzugehen, wünschen sich die Einrichtungen die Unterstützung der Landespolitik.

Klare Forderungen: Besserer Personalschlüssel und multiprofessionelle Teams

Anhand von Alltagssituationen schilderten die Trägervertretungen, warum es notwendig ist, den Fachkraft-Kind-Schlüssel in Sachsen zu verändern, damit qualifiziertes Fachpersonal trotz sinkender Kinderzahlen nicht verloren geht. Zudem stehe Sachsen im bundesweiten Vergleich beim Personalschlüssel an vorletzter Stelle, mahnten sie.

Sandra Gockel lobte, dass trotz des geringen Personalschlüssels im bundesweiten Vergleich eine hohe Qualität in der Betreuungsarbeit in den Einrichtungen bestehe. Ihrer Meinung nach brauche es jedoch ein ausgeglichenes Maß beim Personal, auch um auf die Bedarfe der Familien einzugehen, wenn es beispielsweise um eine Flexibilität der Betreuungszeiten geht. Die Trägervertreter*innen betonen, dass die Bereitschaft und das Bewusstsein dazu vorhanden seien, die personellen Kapazitäten aber keine Spielräume zuließen.

Die Kindertageseinrichtungen verstehen sich als wichtige Stütze für die Familien. Gleichzeitig, so die Trägervertretungen, werden immer mehr gesellschaftliche Themen und Forderungen an das Fachpersonal herangetragen, die in den bestehenden Strukturen nicht mehr bewältigt werden können. Aus den positiven Erfahrungen mit dem ESF-Projekt „Kinder stärken 2.0“ plädieren sie für eine multiprofessionelle Personalausstattung, um beispielsweise Kindern mit Krisenerfahrungen oder in herausfordernden Lebenssituationen bei der Betreuung und Entwicklung gerecht zu werden. Konkret schlagen die Anwesenden einen flächendeckenden Ausbau von Kita-Sozialarbeit vor, um langfristig die Erfolge zu sichern. Mit Kita-Sozialarbeit werde eine niederschwellige Möglichkeit geboten, Familien frühzeitig anzusprechen und präventive Unterstützungsangebote in der Elternarbeit zu etablieren. Eine effektive Kita-Sozialarbeit trage dazu bei, spätere Hilfsangebote zu minimieren und mögliche Kosten zu reduzieren, sind sich die Trägervertreter*innen einig.

Landtagsabgeordnete dankt für Blick in die Praxis

Der Paritätische Sachsen geht hinsichtlich der frühkindlichen Bildung und Kinderbetreuung mit klaren Positionen in das Landtagswahljahr. So fordert der Verband, die sinkenden Kinderzahlen als Chance für die Betreuungsqualität zu nutzen, indem der Fachkraft-Kind-Schlüssel flexibler gestaltet wird. Des Weiteren sollen Kinder und Familien über ein Landesprogramm mit Kita-Sozialarbeit unterstützt werden.

Daniel Fuchs überreichte diese Positionen an Sandra Gockel und verband dies mit einem weiteren Gesprächsangebot. Die Landtagsabgeordnete bedankte sich bei den anwesenden Trägervertreter*innen für den Austausch, da es ihrer Meinung nach auch stets den Diskurs brauche, um Einblick in die Praxis zu erhalten, damit sich an mancher Stelle auch neue Blickwinkel entwickeln können. Letztlich begrüßte sie das Anliegen, die Leistungen der Kita-Einrichtungen für eine qualitative Kinderbetreuung sichtbar zu machen.

Alle Positionen des Paritätischen Sachsen zur Landtagswahl finden Sie auf unserer Themenseite Landtagswahl 2024.

 

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