In einer Anhörung im Sächsischen Landtag zur Zukunft der Kita-Landschaft in Sachsen sprach sich der Paritätische Sachsen dafür aus, Kitas nicht nur als Bildungseinrichtungen zu begreifen, sondern auch als Standortfaktoren für die jeweilige Region.
Im November 2025 nahm der Paritätische Sachsen an einer Anhörung im Bildungsausschuss des Sächsischen Landtags teil. Sachverständige waren dort aufgefordert, Stellung zum Antrag „Finanzierung der frühkindlichen Bildung und Betreuung neu ausrichten und zukunftssicher gestalten – Einberufung eines Kita-Gipfels unter Beteiligung aller Akteure“ (Drs 8/2897) der BSW-Fraktion zu nehmen. Der Verband sprach sich für eine Neubetrachtung der Kita-Landschaft als Bildungsort und Standortfaktor aus. Eine notwendige Neugestaltung der Kita-Finanzierung muss Qualitätsentwicklung und Infrastrukturerhalt im Sinne von Kindern und Familien in allen sächsischen Regionen zusammendenken.
Frühkindliche Bildung als Zukunftsinvestition
Frühkindliche Bildung muss als gesamtgesellschaftliche Investition betrachtet werden. Ein „Kita-Gipfel“ könnte diesbezüglich einen wichtigen Impuls geben. Gleichzeitig ist jedoch eine ressortübergreifende Aufwertung von Bildung für die Zukunftssicherung Sachsens notwendig. Diese muss die frühkindliche Bildung miteinschließen.
Die Investitionen der letzten Jahrzehnte in die Kita-Infrastruktur müssen als wichtiger Standortvorteil für Sachsen gesichert werden. Dafür braucht es einen Perspektivwechsel: weg von der bedarfserfüllenden Versorgung mit Kita-Plätzen hin zu einer vorgehaltenen Regelstruktur in den Kommunen.
Denkbar sind beispielsweise Modelle zur Verknüpfung von Kitas mit anderen Sozial- oder Bildungsangeboten am jeweiligen Standort. Eine Grundfinanzierung für verkleinerte Kita-Standorte kann zur Infrastruktursicherung insbesondere außerhalb der Ballungszentren hilfreich sein. Darüber hinaus muss über zumutbare Entfernungen zum Wohnort gesprochen werden. Dabei ist in erster Linie die Perspektive von Kindern und Eltern zu berücksichtigen.
Kita-Qualität stärken, um Bildungserfolge zu ermöglichen
Die Fortschreibung des Sächsischen Bildungsplans hat die pädagogische Qualität und somit auch Bildungserfolge im Blick, die weit über die Kita hinauswirken. Daher muss der Bildungsplan im pädagogischen Alltag auch konsequent umsetzbar sein. Dies geht nach Ansicht des Paritätischen Sachsen sowie weiterer Akteure der Bildungslandschaft nur durch eine weitere Anpassung der Fachkraft-Kind-Relation sowie der mittelbaren pädagogischen Zeit. Wesentliche Aspekte finden sich in der Liga-Position „Weil Kinder Zeit brauchen“, die bereits vor 2019 verfasst wurde. Der Freistaat ist in den zurückliegenden Jahren bereits erste Schritte gegangen. Dieser Weg muss zügig fortgesetzt werden, damit kein Kind auf der Strecke bleibt.
Kita-Finanzierung neu denken
Die Frage der Finanzierung kann in Zeiten knapper Kassen nicht ausgeblendet werden. Gleichzeitig müssen jegliche Spielräume genutzt werden, um mit vorhandenen Budgets die Qualität zu stärken und Standorte abseits reiner Kinderzahlen als Standortvorteile zu erhalten. Bei der Finanzierung braucht es insbesondere eine fairere Verteilung zwischen Freistaat und Kommunen, die auch jährliche Kostensteigerungen berücksichtigt. Zeitnah ist zu klären, wie die Kita-Finanzierung in Sachsen neu aufgestellt werden kann. Der Paritätische Sachsen ist bereit, sich konstruktiv an diesem Diskurs zu beteiligen.
Grundsätzliche Zustimmung zu Vorschlägen und Forderungen des Paritätischen Sachsen
Die Vorschläge des Paritätischen Sachsen wurden von den Bildungspolitiker*innen durchaus zustimmend kommentiert. Die Erkenntnisse zum Thema pädagogische Qualität seien zudem nicht neu. So wurde im Ausschuss deutlich, dass es nicht um ein Erkenntnisproblem, sondern um ein Umsetzungsproblem handle.
Dazu äußerte sich Christin Melcher, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, in einer Pressemitteilung zur Anhörung: „Der Geburtenrückgang in Sachsen ist die Chance, die Kita-Qualität im Freistaat weiter zu steigern. Dazu braucht es eine verlässliche Landesfinanzierung auf Augenhöhe mit den Kommunen. (…) Anstatt über Einsparungen zu diskutieren, sollten wir darüber sprechen, wie wir Struktur und Qualität der frühkindlichen Bildung sichern können.“
Gerald Eisenblätter, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, äußert sich im Nachgang der Anhörung auf der Fraktionswebseite: „Eine qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung muss auch in Zukunft Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge sein. Sie ist ein entscheidender Standortfaktor für Sachsen und Grundlage für gleiche Bildungschancen.“
Aus Sicht des Paritätischen Sachsen gilt es nun, auch über den Bildungsbereich hinaus alle Ressorts davon zu überzeugen, dass fehlende Investitionen in die Entwicklungschancen von Kindern fatale Folgen für die gesamte Gesellschaft haben. Ein erster Handlungsschritt wäre, die im Haushalt des Kultusministeriums aufgrund sinkender Kinderzahlen nicht ausgegebenen Mittel im Ressort zu belassen und für Qualität sowie gezielten Infrastrukturerhalt zu nutzen.
Kontakt:
Nicole Lawrenz (Referat Bildung)
Tel.: 0351 - 828 71 152
E-Mail: nicole.lawrenz(at)parisax.de
