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Kita-Kompass: Familienfreundlichkeit und Standortfaktor

Drei kleine Kinder sitzen in der Kita am Tisch und essen. Das Mittlere Kind hebt freudig seinen Löffel in die Höhe. (Foto: Andrey Kuzmin/ fotolia.com)

Kita-Infrastruktur ist mehr als nur für Erziehung, Bildung und Betreuung entscheidend. Der Paritätische Sachsen und der Verband der Wohnungsgenossenschaften sind sich einig: Kitas spielen für die Regionalentwicklung eine wichtige Rolle.

Die Mitglieder des Verbandes der Sächsischen Wohnungsgenossenschaften (VSWG) haben sachsenweit rund 300.000 Wohnungen in ihrem Bestand, in denen etwa 500.000 Menschen ihr Zuhause haben. Den demografischen Wandel spüren die Genossenschaften schon seit Jahren. Laut Jahresstatistik 2024 ist ein signifikanter Teil der Mieterschaft über 80 Jahre alt. In der Folge stellt der Verband vor allem außerhalb der Ballungsräume bereits einen steigenden Leerstand fest.

Kitas als Standbein regionaler Attraktivität

Im Gespräch mit dem VSWG wurde schnell deutlich, dass für den Zuzug bzw. die Bleibeperspektiven jüngerer Menschen und Familien neben beruflichen Möglichkeiten auch eine gute Infrastruktur entscheidend ist. Die Angebote der Kindertagesbetreuung wie Krippe, Kindergarten und Hort gehören zweifellos dazu. Gute Betreuung und Bildung sowie kurze Wege zum Betreuungsangebot spielen für junge Familien eine Rolle, wenn sie über einen Umzug nachdenken. Das bestätigt auch die Erfahrung der Wohnungsgenossenschaften aus den Gesprächen mit jungen Mietinteressent*innen. 

Die sinkenden Kinderzahlen in Sachsen führen zu einem Abbau von Kita-Plätzen und Einrichtungen müssen schließen. Insbesondere in ländlichen Regionen besteht somit die Gefahr, dass ein ausgedünntes Angebot zu längeren Fahrtzeiten für Kinder und Eltern führt – eine zusätzliche Belastung für alle Beteiligten. Dies senkt wiederum die Attraktivität der jeweiligen Region für junge Familien. Keine gute Entwicklung, wenn Arbeitgeber deshalb auf jungen Nachwuchs verzichten müssen und der Leerstand von Mietwohnungen steigt.

Vor diesem Hintergrund suchte der Paritätische Sachsen im Rahmen seines Kita-Kompasses das Gespräch mit verschiedenen Organisationen und versucht, für die Auswirkungen des Kita-Rückbaus zu sensibilisieren und mögliche Mitstreiter*innen zu gewinnen, die das Ziel des Erhalts einer Kita-Infrastruktur über die aktuelle Bedarfssicherung hinaus unterstützen.

VSWG bewertet Kita-Infrastruktur als wichtigen Beitrag zur regionalen Entwicklung

Im Austausch mit dem VSWG wurde deutlich, dass soziale Aspekte neben wohnungswirtschaftlichen Prioritäten für die Genossenschaften schon immer von großer Bedeutung sind. Während man sich in den letzten Jahren – auch mit Blick auf die eigene Mieter*innenschaft – stark dem Thema „gut altern“ widmete, geraten mehr und mehr andere Themen in den Fokus. Die Informationen zum laufenden Kita-Rückbau wurden insofern mit Interesse und durchaus mit Besorgnis aufgenommen. Eine schrumpfende Sozial- und Bildungsinfrastruktur könnte den Wohnungsmarkt außerhalb der Ballungszentren weiter unter Druck setzen, so die Feststellung des VSWG.

Der Verband wird sich in Rücksprache mit seinen Mitgliedern - z. B. über die Fachausschüsse - ein Meinungsbild zum Thema aus der regionalen Praxis verschaffen. Darüber hinaus wolle man mit dem Paritätischen weiter im Austausch bleiben und könne sich die Mitwirkung an einer gemeinsamen Position durchaus vorstellen. 

Die Zusammenarbeit von VSWG und Paritätischem Sachsen ist nicht neu. So sitzt beispielsweise Mirjam Phillip, Vorstand des VSWG, im Beirat des Landesverbandes. In der Vergangenheit gab es auch schon einen Austausch zum altersgerechten Wohnen und der pflegerischen Versorgung in der eigenen Häuslichkeit. Einige Kooperationen zwischen Wohnungsgenossenschaften und Mitgliedsorganisationen konnten angestoßen werden.

Kita-Kompass als Rahmen für überverbandliche Vernetzung

Der Austausch mit dem VSWG reiht sich in die Aktivitäten des Fachreferates Bildung ein, im Rahmen des Kita-Kompasses die Vernetzung mit Akteuren außerhalb der Sozial- und Bildungsbranche auszuweiten. Den Erhalt der Kita-Infrastruktur als Aspekt der Regionalentwicklung und Kitas als wichtige Standortfaktoren für die Attraktivität einer Region zu betrachten, ist zentrales Motiv der Gespräche. In den zurückliegenden Wochen fanden bereits Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer, dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag sowie dem Sächsischen Landkreistag statt; weitere stehen auf dem Plan. In allen Fällen stieß der Verband auf eine positive Resonanz und konnte einen weiteren Austausch vereinbaren.


Hintergrund: Unter der Überschrift „Kita-Kompass Sachsen 2030“ nimmt der Paritätische Sachsen die Herausforderungen sinkender Kinderzahlen für den Bereich Kindertagesstätten in den Fokus. Gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen entwickelt er Lösungen, um die gut ausgebaute Kita-Infrastruktur in Sachsen zu stabilisieren. Ziel ist es, die bedarfsdeckende Perspektive „ein Platz pro Kind“ um den Aspekt einer stabilen Sozial- und Bildungsinfrastruktur auch bei geringen Geburtenzahlen zu ergänzen. Als Akteure der Daseinsfürsorge tragen Kitas wesentlich zu einer ausgewogenen Bevölkerungsentwicklung in allen Regionen Sachsens bei, sorgen für Bildungs- und Chancengerechtigkeit für Kinder und Familien unabhängig vom Wohnort und gehören zu den Standortfaktoren für eine gute wirtschaftliche Entwicklung.

Drei Säulen machen den "Kita-Kompass Sachsen 2030" aktuell aus: Netzwerkpartnerschaften mit Stakeholdern, Best-Practice-Modelle zur kurz- und mittelfristigen Sicherung von Kita-Standorten trotz sinkender Kinderzahlen, Konzeptideen zum langfristigen Erhalt von Kita-Strukturen.


Kontakt:

Nicole Lawrenz (Referat Bildung)
Tel.: 0351 828 71 152
E-Mail: nicole.lawrenz(at)parisax.de