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Kita: Nachwuchs durch Kooperationen mit Fachschulen gewinnen

Symbolbild: Eine Gruppe von Kindergartenkindern lacht in die Kamera.

Seine künftigen Fachkräfte frühzeitig kennenzulernen und dabei gleich noch für die eigene Einrichtung zu begeistern, gilt als Königsweg der Nachwuchsgewinnung. Die Kitas der SOLIDARSOZIALRING gGmbH in Zwickau verfolgen eben jenen Ansatz. Die enge Kooperation mit einer Fachschule ist dabei ein zentraler Baustein.

Es ist ruhig auf den Gängen der Zwickauer ‚Kita Regenbogenland‘. Bis plötzlich kleine flinke Schritte und aufgeregte Kinderstimmen zu hören sind. Gerade kommt eine Gruppe von einem Ausflug zurück und ist noch ganz angetan von den tollen Erlebnissen des Vormittags. Mittendrin läuft Kati Lissy, die Einrichtungsleiterin und verantwortlich für den Fachbereich Kindertageseinrichtungen bei der SOLIDARSOZIALRING gemeinnützige Betreuungsgesellschaft Zwickau mbH.

Mehr als der übliche Lernort Praxis

Fragt man Kati Lissy nach der aktuellen Personalsituation, kommen Aspekte wie der Personalschlüssel in Sachsen und zu wenige Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen zur Sprache. Doch genauso schnell wechselt  die ausgebildete Pädagogin zu jenen Punkten, die Einrichtungen selber gestalten können. Dazu gehört für sie die Frage, wie junge Menschen für die Arbeit bei der SOLIDARSOZIALRING gewonnen werden können. Der über zehnjährigen Kooperation des Trägers mit einer Fachhochschule im Ort räumt sie dabei hohen Stellenwert ein.

Die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf die üblichen Praktika im Rahmen der Erzieher*innenausbildung. Zusätzlich können Fachschüler*innen in einzelnen Tätigkeitsfeldern hospitieren und es gibt Jahresprojekte in den Einrichtungen. Letztere werden bereits in der Fachschule vorbereitet und ergänzen so die theoretischen Ausbildungsinhalte. „Wichtig ist uns hierbei, dass die Fachschüler*innen ihre eigenen Ideen einbringen und umsetzen können. Durch die gute inhaltliche Abstimmung mit der Fachschule gelingt das in der Regel wunderbar und wir können im Kitaalltag zusätzliche Dinge anbieten. Bei den Projekten geht es neben pädagogischen Inhalten auch um Organisatorisches sowie die bewusste Übernahme von Verantwortung. Viele Fähigkeiten, die künftige Erzieher*innen benötigen, werden so gefördert“, berichtet Kati Lissy.

Die Projekte stehen meist in Zusammenhang mit dem jährlichen Sommerfest oder anderen Veranstaltungen, bei denen die Kinder immer fester Bestandteil sind. Die Lernenden entlasten so zu einem nicht unerheblichen Teil die hauptamtlich Beschäftigten und deren gewonnene Zeit wiederum kann beispielsweise für die Anleitung eingesetzt werden.

Bindung zu zukünftigen Fachkräften aufbauen

Doch es sind nicht ausschließlich die fachlichen Aspekte, die bei der Kooperation eine Rolle spielen. Die Bereichsleiterin umschreibt es so: „Wir wollen, dass die Fachschüler einen guten Eindruck davon bekommen, wie es bei uns läuft, welche Perspektiven sie bei uns haben und vor allem, wie unser Arbeitsklima ist. Ich betone das deshalb, weil wir über die Jahre deutlich gemerkt haben, dass der Stellenwert der Arbeitsatmosphäre für den Nachwuchs von großer Bedeutung ist. Die weichen Faktoren gewinnen an Gewicht. Es geht also auch um Beziehungsaufbau.“

Diese Erkenntnis floss in den letzten Jahren ebenfalls in die Arbeit mit den Praktikant*innen ein. Das Kennenlernen von Praktikant*in und Anleitenden findet bereits vor dem Praktikumsbeginn statt. Dabei steht der Beziehungsaufbau im Vordergrund, wenngleich erste Einblicke in die Einrichtung angeboten werden. Allein diese kleine Maßnahme senkt bei vielen Fachschüler*innen die Aufregung vor dem ersten Praktikumstag. Die Aufmerksamkeit für die Aufgaben ist spürbar besser und die positive Wahrnehmung des Trägers wird gefördert.

Kooperation gemeinsam entwickeln

Die Zusammenarbeit mit der Fachschule basiert auf einer Kooperationsvereinbarung, in der die Erwartungen und gemeinsamen Ziele beider Seiten beschrieben werden. Zudem existiert ein Maßnahmeplan, der die Aufgaben beider Seiten bei den jeweiligen Aktivitäten umreißt. Bei der Kooperation handelt es sich aber nicht um ein starres Gebilde. In regelmäßigen Gesprächen zwischen Fachschule und Träger tauscht man sich darüber aus, wie sich praktische Inhalte noch besser in der theoretischen Ausbildung widerspiegeln können oder wie Praxiseinsätze zu gestalten sind, um das in der Schule Erlernte zu festigen. Offenheit im Dialog und das freie Denken von neuen Möglichkeiten sind auf beiden Seiten erwünscht, da alle Beteiligten davon profitieren. Die Denkweisen und Handlungsspielräume des jeweiligen Kooperationspartners sind beidseitig bekannt.

Die Fachschule kann mittels der Kooperation eine abwechslungsreiche Ausbildung bieten, die konkrete praktische Bezüge bereithält. Hinzu kommen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei der SOLIDARSOZIALRING, sowohl hinsichtlich der Tätigkeitsfelder als auch der unterschiedlichen fachlichen Konzepte innerhalb des Trägers. SOLIDARSOZIALRING kann seinerseits daran mitwirken, passende Fachkräfte auszubilden, die anschließend gut ins Trägerprofil passen. Hinzu kommt die Chance, an mehreren Stellen als attraktiver Arbeitgeber bei den Fachschüler*innen sichtbar zu werden.

Ressourceneinsatz mit spürbarer Wirkung

„Unsere Kooperation steht nicht zuletzt wegen der langen Zusammenarbeit auf einem soliden Fundament. Dennoch sind beide Seiten gefordert, sich immer wieder neu einzubringen. Bei den ohnehin knappen zeitlichen Ressourcen ist das manchmal nicht so leicht. Aber es lohnt sich“, weiß die Pädagogin. In den zurückliegenden Jahren sind viele Absolvent*innen des Kooperationspartners zur SOLIDARSOZIALRING gekommen und bereichern jetzt als Fachkräfte die Teams. Gerade zum Ende der Schuljahre bedauert es Kati Lissy oft, nicht mehr Stellen besetzen zu können, um die vielen guten Bewerber*innen zu sich zu holen. Besonders schön ist, wenn Fachkräfte nach Jahren bei anderen Arbeitgebern zurückkehren und sich freuen, eine Stelle in jener Kita zu finden, in die sie eigentlich schon nach der Ausbildung wollten.

Die Kinder haben sich mittlerweile die Schuhe ausgezogen. Die Jacken hängen schön ordentlich an den dafür vorgesehenen Haken. Die Kolleg*innen lächeln der Einrichtungsleiterin noch einmal zu, bevor sie mit den letzten Kindern im Gruppenraum verschwinden. Kati Lissy lächelt zurück. Sie ist sichtlich zufrieden mit ihrem Team.


Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 2.2019 unseres Verbandsmagazins anspiel. in der verschiedene Ansätze rund um das Thema Fachkräfte behandelt wurden.

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