Das Sächsische Staatsministerium für Kultus überarbeitet derzeit die Qualifikations- und Fortbildungsverordnung für pädagogischer Fachkräfte (SächsQualiVO) im Freistaat. Damit soll die Verordnung an die neuen Herausforderungen angepasst werden, mit denen sich das Kitapersonal bereits jetzt konfrontiert sieht.
„Seit 2010 wurde die SächsQualiVO nicht angefasst. Es ist höchste Zeit, denn die Anforderungen an die Fachkräfte in den Kitas haben sich weiterentwickelt“, sagt Maria Groß, Referentin für Kindertagesbetreuung des Paritätischen Sachsen und führt aus: „Kitas müssen sich stärker am Unterstützungsbedarf der Familien sowie an den gesellschaftlichen Entwicklungen orientieren. Hinzu kommen selbstverständlich die fachlichen Ansprüche, die insbesondere die Mitglieder des Paritätischen für die eigene Arbeit formulieren. Hier denke ich zum Beispiel an gelebte Inklusion in den Einrichtungen. Egal ob nun hinsichtlich der Kinder mit Behinderung oder bei der Arbeit mit Migrationsfamilien. Dafür müssen wir unsere Fachkräfte gut aufstellen.“
Multiprofessionelle Teams als wichtiger Ansatz
Aus Sicht des Paritätischen Sachsen spielen daher drei Aspekte eine zentrale Rolle. Da ist zum einen das multiprofessionelle Team. Denn nur durch ein Zusammenführen unterschiedlicher Fähigkeiten und somit auch verschiedener Qualifikationen ist die Facettenvielfalt der künftigen Aufgaben erfolgreich zu meistern.
Des Weiteren muss der Grundsatz gelten „Für die Kinder nur die Besten“. Diese an Maria Montessori angelehnte Voraussetzung bedeutet, dass multiprofessionelle Teams ein Niveau besitzen müssen, bei dem auf Fachlichkeit, Geeignetheit und Berücksichtigung des Einzelnen gesetzt wird.
Als drittes steht das Motiv „Eine Kita für Alle“, wie bereits ein Landesmodellprojekt zur Entwicklung der inklusiven Kita hieß. Die Fachkräfte müssen bereits durch die Ausbildung für diesen Praxisanspruch gerüstet sein.
In der Diskussion zum vorliegenden Entwurf der SächsQualiVO haben die Mitglieder des Paritätischen Sachsen angeregt, einen grundsätzlichen Fachdiskurs zur strukturellen und inhaltlichen Ausgestaltung der Erzieher(innen)-Ausbildung zu beginnen. Denn die Ausbildungsqualität der aktuellen Nachwuchsfachkräfte wird weithin beklagt.
Praxisanleitung – Anspruch und Wirklichkeit bleiben auf Abstand
Ein besonders kritischer Aspekt der SächsQualiVO ist zudem die Frage der Praxisanleitung. Auch wenn die Verordnung eine passende qualitative Beschreibung vornimmt, bleibt der Bezug zur strukturellen Umsetzung vage. Dieses Thema muss durch eine überarbeitete SächsQualiVO aus der Grauzone herausgeholt werden, wenn Kitas auch in Zukunft einen Beitrag zur Ausbildung leisten sollen. Ohne ausreichende Ressourcen kann dies nicht verantwortungsvoll gelingen. Gleiches gilt für die Begleitung von beruflichen Quereinsteigern.
„Wenn der Lernort Praxis für die Auszubildenden erkenntnisreich sein soll, braucht es auch Zeit für Gespräche und Austausch. Nur ein Mitlaufen reicht da nicht aus. Hier muss dringend nachgebessert werden, damit Anspruch und Wirklichkeit zueinander finden können. Der Ausbildungsqualität käme dies merklich zugute“, ist die Referentin überzeugt.
Verordnung bedarf weiterer Nachbesserungen
Der vorliegende Entwurf kann nur ein Zwischenschritt sein, um dem Anspruch an eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Ausrichtung der pädagogischen Fachkräfte gerecht zu werden. Themen wie Inklusion und praxisorientierte Ausbildung bedürfen einer konkreten Untersetzung. Maria Groß warnt: „Es darf nicht der gleiche Fehler wie mit dem sächsischen Bildungsplan gemacht werden. Darin stehen gute und richtige Ansprüche, aber bei der Umsetzung wird das Personal allein gelassen.“
Kontakt:
Maria Groß, Referentin Kindertagesbetreuung
Tel: 0351/ 49 166 51
E-Mail: maria.gross[at]parisax.de