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Kommentar: Kitas, Fachkräfte und Eltern befragen? Kein neuer Wind in der frühkindlichen Bildung

Maria Groß, Referat Bildung, Paritätischer Sachsen

Maria Groß, Referentin für Bildung

Bildung ist eines der Kernthemen des neuen sächsischen Ministerpräsidenten. Den Handlungsbedarf in der frühkindlichen Bildung mittels einer Befragung der Eltern, Fachkräfte und Träger zu erheben, erscheint jedoch wenig sinnvoll, da die Ergebnisse bekannt sind. Maria Groß, Referentin für Bildung des Paritätischen Sachsen, kommentiert die Regierungserklärung.

Die frühkindliche Bildung steht in der Regierungserklärung von Michael Kretschmer an erster Stelle. Welch ein Signal! Darauf haben Akteure der frühkindlichen Bildung schon lange gewartet. Zudem lobte der Ministerpräsident ausdrücklich die Leistung der Erzieher*innen in Sachsens Kitas. Ein hoffnungsvoller Beginn einer langerwarteten Rede.

Doch die Erwartung der Eltern und Fachkräfte, die seit Einführung des Sächsischen Bildungsplanes erkannt haben, was gelingende frühkindliche Bildung ausmacht, wurde im Laufe der Rede gedämpft. Es gab keine Aussage zu dem, was Akteur*innen im frühkindlichen Bereich seit langem beschäftigt. So gab es beispielsweise keine Aussage dazu, ob die seit Jahren geforderte mittelbare pädagogische Arbeitszeit anerkannt wird.

Stattdessen sieht der Ministerpräsident den nächsten Schritt in einer Befragung der Eltern und Erzieher*innen. Wie bitte? Man wolle erfahren, welche Aspekte den Befragten wichtig wären - kostenfreies Mittagessen oder mittelbare pädagogische Arbeitszeit?

Die Bürger*innen in Sachsen bei wichtigen Entscheidung zu beteiligen, ist der demokratische Ansatz, den ich nur unterstreichen kann. Und wenn ich den Ministerpräsidenten richtig verstanden habe, setzt er in seiner Regierungsarbeit genau auf diesen Weg .

Doch gerade bei der frühkindlichen Bildung geht der Ansatz fehl, denn in Sachsen haben sich Eltern und Erzieher*innen bereits aktiv beteiligt, als es um die Frage ging, was Kitas brauchen, um den Sächsischen Bildungsplan umsetzen zu können. Auch der Paritätische Sachsen hat dazu bereits eine Befragung durchgeführt. Der Berufsverband der Erzieher*innen hat ein ähnliches Projekt initiiert. Nicht zu vergessen die Vielzahl an wissenschaftlichen Studien, die notwendige Erkenntnisse und Empfehlungen sinnvoll verbinden. Beteiligungsmanagement als Feigenblatt für den Mut zu tatsächlich neuen Wegen zu nutzen, ist leider kein wirkliches Bekenntnis zu frühkindlicher Bildung.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Ihr Anliegen, frühkindliche Bildung auf der Prioritätenliste ganz oben zu verankern, möchten wir sehr gern unterstützen und stehen mit unserer Expertise für die inklusive Kindertagesbetreuung  in Sachsen, d.h. in Krippe, Kindergarten, Hort und Kindertagestagespflege sehr gern zur Verfügung. Mit einer Befragung eine erneute Schleife zu drehen, ist unnötig und wird wenig Neues zu Tage fördern. Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsdefizit. Lassen Sie uns handeln.

Kontakt:

Maria Groß (Referentin Bildung)
Tel.: 0351/ 491 66 51
E-Mail: maria.gross(at)parisax.de