Mit Prämien gegen den Pflegenotstand? Klingt gut, aber scheint nicht ganz bis zum Ende durchdacht, meint Matthias Steindorf und kommentiert den Vorschlag des Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus.
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, will mit Geldprämien den Personalnotstand in der Pflege beenden. Pflegefachkräfte in Heimen und Kliniken, die in den Beruf zurückkehren, sollen eine Prämie bekommen. "Sie sollen einmalig bis zu 5000 Euro steuerfrei erhalten. Pflegefachkräfte, die direkt nach ihrer Ausbildung in eine Festanstellung gehen, sollen eine Prämie von 3000 Euro erhalten", so Westerfellhaus.
Ist das gerecht? Nein! Was ist mit denen, die im Beruf geblieben sind? Warum bekommen die keine Prämie dafür, dass sie unter den bestehenden Bedingungen weitergearbeitet haben? Soll man denen jetzt die Kündigung und dann den Wiedereinstieg empfehlen?
Und wo bleibt die ambulante Pflege, da vom Wiedereinstieg in Heime und Krankenhäuser die Rede ist? Hat die ambulante Pflege nicht ebenso mit Herausforderungen zu kämpfen?
Mit einmaligen Prämien lässt sich der Fachkräftemangel in der Pflege nicht beheben. Das hat - wenn überhaupt - nur einen kurzen Effekt. Stattdessen muss das Geld für nachhaltige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und des Images des Pflegeberufes eingesetzt werden. Und zwar in allen Bereichen der Pflege: Krankenhäuser, Heime, ambulante Pflege und häusliche Krankenpflege. Der Stress muss reduziert werden. Es ist mehr Zeit für die Pflege erforderlich. Wegezeiten sind ausreichend anzuerkennen. Gute Löhne müssen flächendeckend umgesetzt werden.
Wir müssen nicht nur Pflegekräfte für den Wiedereinstieg gewinnen. Wir müssen überhaupt mehr Menschen für die Pflege interessieren – junge Menschen für die Ausbildung und Menschen, die sich neu orientieren, für den Quereinstieg. Gerade letzterer muss gefördert werden. Ausbildungswege müssen vereinfacht und zwischen den Bundesländern abgestimmt werden. Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse muss schneller erfolgen.
Der Paritätische Sachsen ist erfreut, dass es viele politische Initiativen und Ideen für die Pflege gibt. Sie müssen umgesetzt werden – aber es ist abzuwägen, was langfristig wirkt und was nicht.
Matthias Steindorf ist Bereichsleiter Soziale Arbeit und Bildung des Paritätischen Sachsen. Er leitete viele Jahre das Fachreferat Pflege und begleitet aktuell Träger bei Kostensatzverhandlungen. Zudem ist er Mitglied der Pflegesatzkommission im Freistaat Sachsen.
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