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Lernort Praxis Sachsen: Was Ausbildung in pädagogischen Berufen braucht

Symbolbild: Menschen sitzen um einen Tisch auf dem bunte Sprechblasen liegen. (Foto: alotofpeople/ Fotolia.com)

Seit 2017 setzt der Paritätische Sachsen das Projekt „Lernort Praxis Sachsen – Kita“ (LOPS-K) um, bei dem theoretische und praktische Lernorte in der pädagogischen Ausbildung enger miteinander verzahnt werden sollen. Kurz vor Projektende fragten wir Projektleiterin Dr.'in Susanne Kleber nach einem Fazit.

Frau Dr. Kleber, auch wenn es bereits von 2013 bis 2016 ein gleichnamiges Bundesmodellprojekt gab, sind zwei Jahre Projektlaufzeit nicht gerade viel für das angestrebte Ziel. Wo lag Ihr Schwerpunkt und wie lief es?

Dr. Susanne Kleber: Schwerpunkt der Arbeit war die Unterstützung der Kooperation zwischen dem Lernort Fachschule und dem Lernort Praxis. Diese ist nicht nur vor Ort wichtig, sondern muss schon eine Ebene weiter oben mitgedacht werden. Konkret meine ich das Landesjugendamt und das Landesamt für Schule und Bildung.

Erst mit Beginn des Schuljahres 2018/19 konnte die institutionelle Kooperation mit dem Lernort Schule über das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB), Standort Radebeul personell untersetzt werden. So verstrich leider wertvolle Zeit im ersten Projektjahr. Allerdings nicht ungenutzt, denn das Thema Praxisanleitung wurde mit verschiedenen Veröffentlichungen inhaltlich begleitet.

Zudem gelang es, ehemalige Kooperationspartner*innen aus dem Bundesmodellprojekt in einer kontinuierlich tagenden Arbeitsgruppe erneut zu vernetzen. Mit dieser Arbeitsgruppe bereiteten wir gemeinsam ein erstes Netzwerktreffen 2017 vor und gestalteten es aktiv mit. Aber auch in Gesprächen mit bildungspolitischen Sprecher*innen und in verschiedenen Fachausschüssen der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen ist es gelungen, das Thema Praxisanleitung in all seinen Facetten – inhaltlich, zeitlich und strukturell – darzustellen. Dabei konnte ich auf bereits gelebte Lösungsansätze für eine koordinierte Ausbildungstätigkeit sowie notwendige Rahmenbedingungen vor allem für die Qualifizierung von Erzieher*innen in Sachsen hinweisen.

Die regionalen Netzwerktreffen zur Lernortkooperation scheinen eine besondere Rolle zu spielen, oder?

Dr. Susanne Kleber: Basierend auf den Erfahrungen aus dem Netzwerktreffen 2017 entschlossen sich Projektleitung und Beirat, die regionalen Treffen 2018/19 nicht nur an drei, sondern an allen fünf Standorten des LaSuB durchzuführen. Diese Treffen haben die regionale Vernetzung merklich befördert. Mit einem übergreifenden Format für alle fünf Veranstaltungen wollten wir Einzelpersonen, aber auch möglichst viele bestehende Netzwerke der Lernortkooperation erreichen, um sie in einen Erfahrungsaustausch treten zu lassen. Natürlich wollten wir damit auch neue Netzwerke anregen und Impulse für eine gelingende Lernortkooperation setzen. Zudem wollten wir die Sicht der Fachschüler*innen auf den Ausbildungsprozess von Beginn an in den Erfahrungsaustausch mit einbinden. Dies ist uns gelungen, wie die Rückmeldungen der Teilnehmenden und die Arbeitsergebnisse zeigen.

Wie können nun das Engagement der Beteiligten und die Notwendigkeit einer professionellen Kooperation zwischen den Lernorten verstetigt werden?

Dr. Susanne Kleber: Mit dem Leitfaden zur Lernortkooperation und einem Info-Flyer können Erkenntnisse und Wissen transportiert werden. Zugleich schlagen sie die Brücke zum Leitfaden zur Gestaltung der berufspraktischen Ausbildung an der Fachschule, Fachbereich Sozialwesen, Fachrichtung Sozialpädagogik – Erzieher/Erzieherin sowie Fachrichtung Heilerziehungspflege –  Heilerziehungspfleger/Heilerziehungspflegerin.

Die Projektarbeit verdeutlichte außerdem, dass das Miteinander, das gemeinsame Tun, Gespräche und Fachaustausch einen Knotenpunkt benötigen, der alles kontinuierlich zusammenhält. Eine entsprechende institutionelle Verankerung beim LaSuB ist erfolgt. Nun braucht es eine Koordinierungsstelle für die Lernortkooperation auch auf Seiten des Landesjugendamtes. Dies könnte sich dann auch in gemeinsam umgesetzten Fortbildungen widerspiegeln. Erste Schritte diesbezüglich sind erkennbar.

Was benötigen nun die Träger von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, damit die Impulse aus den Regionalen Netzwerktreffen im Schuljahr 20818/19 im Alltag lebendig bleiben können?

Dr. Susanne Kleber: Dafür ist eine individuelle Beratung und Begleitung vor Ort wichtig. Nur so können sich Einrichtungen als Ausbildungsorte weiterentwickeln und qualitativ hochwertige Ausbildungstätigkeit im Rahmen der Qualifizierung von Sozialassistent*innen, Erzieher*innen und Heilerziehungspfleger*innen umsetzen. Die Unterstützung ist darüber hinaus nötig, damit die Lernortkooperation auch über die Praktikumsphase hinaus in einem tragfähigen Theorie-Praxis-Dialog mit dem Lernort Schule stattfinden kann. Eine Koordinierungsstelle zur Unterstützung der Lernortkooperation ist dafür die passende Lösung.

Um die praxisnahe Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte in Sachsen sicherzustellen, bedarf es der strukturellen Verstetigung, die mit dem Projekt deutlich geworden ist. Diese scheint momentan – trotz Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - in weite Ferne gerückt.

Danke für die Auskünfte.


Sie haben Fragen zum Projekt LOPS-K oder dem Thema Lernortkooperation?

Kontakt:

Dr.'in Susanne Kleber
Projektkoordinatorin LOPS-K

Tel.: 0351/ 49 166 66
E-Mail: susanne.kleber(at)parisax.de


Das Projekt 'Lernort Praxis Sachsen - Kita' wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.