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„Menschen stärken Menschen“: Patenschaftsprogramm braucht Verbesserungen

Vierzehn Personen sitzen um einen Tisch und hören den Ausführungen von zwei Männern vor zwei Flipcharts zu. Die Runde besteht aus Männern und Frauen, die sachsenweit Patenschaften für Geflüchtete organisieren.

"Ziel des Programms ist es, Patenschaften zwischen geflüchteten und hier lebenden Menschen zu fördern und zu unterstützen", erläutert Hendrik Kreuzberg vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, der am 28. November zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt und der Caritas zu einem Fachaustausch der Trägerverbände eingeladen hatte. Das Programm sehe ebenso vor, für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge über die Patenschaften hinaus Gastfamilien und Vormundschaften zu finden. Mit Blick auf das große Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer soll die Initiative zudem dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für sie zu verbessern und die oft spontane Hilfsbereitschaft in ein möglichst dauerhaftes Engagement zu übertragen.

Herzstück des Programms ist die finanzielle Unterstützung der ehrenamtlichen Paten und ihrer Schützlinge. 200 Euro gibt es für jede "nachweisliche Patenschaft" im Bewilligungszeitraum (März bis Dezember 2016.) "Viel zu wenig", sagt Leonie Bronner, Referentin Flucht und Asyl beim Deutschen Caritasverband in Freiburg. Zusätzliche Strukturen ließen sich damit kaum aufbauen. "Für kleinere Träger ist dieser Betrag völlig unzureichend", sagt Bronner. Das Projekt funktioniere nur, wenn man beispielsweise schon auf feste Ehrenamtstrukturen zurückgreifen könne. Dennoch bestehe ein hoher Bedarf für Patenschaften. Angestrebt sind bundesweit 25.000, bisher sind 19.500 auch vertraglich abgeschlossen.

Ehrenamtliche sind schwer zu finden

Die Finanzierung ist nicht die einzige Schwierigkeit, mit denen die Koordinatoren des Projektes zu kämpfen haben. Sorgen bereitet zum Beispiel die Gewinnung von geeigneten Ehrenamtlichen, gleichwohl das Engagement vor allem von jungen Leuten sehr hoch ist. Dabei wollen die Träger weniger auf Quantität als auf Qualität setzen. "Nicht jedes Tandem ist auch geeignet füreinander", ist die Erfahrung von Astrid Lafner vom Caritasverband Leipzig. "Wir müssen das Gefühl haben, dass es passt und dass die Paten auch bedarfsspezifisch eingesetzt werden." Gleichzeitig räumt sie ein, dass Patenschaften auch scheitern können.

Dennoch ist es der Wunsch der Verantwortlichen, das Programm fortzuführen. "Es ist ein effektives Mittel, Patenschaften mit Geflüchteten zu gewinnen und zu betreuen", ist Ilko Keßler vom AWO Landesverband überzeugt. Trotz Anlaufschwierigkeiten sei es wichtig, die Initiative auszubauen. Mehr Unterstützung durch den Bund wünschen sich die Trägerverbände allerdings auch im Bereich der Fortbildung von Ehrenamtlichen, des Verwaltungsaufwandes oder der Öffentlichkeitsarbeit. Leonie Bronner macht ihnen Mut weiterzumachen. "Das Programm wird 2017 fortgeführt, und für 2018 sieht es gut aus."

Hintergrund:
Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie und Paritätischer Wohlfahrtsverband beteiligen sich am bundesweiten Programm "Menschen für Menschen". Im Zeitraum März bis Dezember 2016 sind allein im Caritasbereich 40 Patenschaften offiziell abgeschlossen worden. Daran beteiligt sind die Caritasverbände Dresden und Leipzig.

Autor: Andreas Schuppert, Pressesprecher des Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen e.V.

Nähere Informationen zum Bundesprogramm lesen Sie auf www.bmfsfj.de