In der Reihe „Menschenrechte konkret“ erzählen sächsische Organisationen der Sozial- und Bildungsarbeit, was einzelne Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für ihre Arbeit bedeuten. Heute: Arbeiterwohlfahrt Landesverband Sachsen e.V. (AWO)
Margit Weihnert, Landesvorsitzende der AWO Sachsen, spricht über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und ihre Bedeutung für die praktische Arbeit des Verbandes.
Warum ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte heute noch notwendig?
Bereits in der Präambel wird klargestellt, dass Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt unveräußerliche Rechte aller Mitgliedsstaaten und der dort lebenden Menschen sind. Führt man sich die aktuellen Konflikte sowie die Kriegsgeschehen der letzten Jahre und die daraus resultierenden Millionen von Menschen auf der Flucht vor Augen, kann man ermessen, dass diese Werte immer wieder neu auf dem Prüfstand stehen und verteidigt werden müssen.
Worin sehen Sie im Bereich der Sozialen Arbeit und Bildung mit Blick auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte besondere Herausforderungen?
Eine Herausforderung ist es, die Wertebasis der Menschenrechte - wie z.B. Gleichheit, Solidarität und soziale Gerechtigkeit - im Zusammenspiel mit betriebswirtschaftlichen Erwägungen zu jeder Zeit hundertprozentig umzusetzen. Die Menschenrechte dürfen aber im oftmals stressigen, vom Fachkräftemangel geprägten Berufsalltag nicht untergehen.
Des Weiteren stoßen wir in der Realität – z.B. in der Flüchtlingsarbeit – mitunter an die Grenze zwischen dem Anspruch, Menschenrechte zu gewährleisten, und politischen Einschränkungen und Regelungen. Es nützt aber nichts, diese Zustände nur anzukreiden –wichtig ist es, kontinuierlich professionelle Standards für die Soziale Arbeit einzufordern.
Entwicklungshilfe ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Sozialen Arbeit. Hier stehen wir im Rahmen der internationalen Gemeinschaft in der Pflicht, betroffene Länder solidarisch zu unterstützen.
Worin sehen Sie die größten gesellschaftlichen Herausforderungen in Bezug auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte?
Die Umsetzung der Menschrechte ist in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation eine Herausforderung für alle. Jeder trägt als Teil der Gesellschaft die Verantwortung, dass rechte Ideologien nicht als selbstverständlich hingenommen werden. In dieser Verpflichtung und vor dieser Aufgabe stehen auch wir als Wohlfahrtsverbände und gesellschaftliche Institutionen, die wir uns täglich um Menschen kümmern und für diese eintreten, unabhängig ihrer Nationalität und Religion. Es gilt, sich mit aller Deutlichkeit gegen jede Form von Menschenverachtung und Rechtsextremismus zu positionieren, für demokratische Grundwerte einzutreten und gemeinsam Wege für einen solidarischen Umgang zu entwickeln.
Welche Lösungswege sehen Sie?
Wichtige Bausteine für ein demokratisches Miteinander sind auf allen Ebenen das Reden miteinander und das Zuhören, aber auch deren Vorleben im eigenen Verband. Gleichzeitig ist es u.a. auch Aufgabe der Wohlfahrtsverbände, für Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, solidarisch einzustehen und gleichzeitig Beteiligung und Teilhabe aller Menschen zu fördern und selbst zu praktizieren. Dies kann nur in einem offenen Diskus gelingen. Wir sind gefordert, Solidarität und soziale Gerechtigkeit für die Menschen erlebbar zu gestalten und nachhaltig einzufordern. Gleiche und unveräußerlichen Rechte aller - ob Mitarbeitende, Ehrenamtliche oder Kund*innen - konsequent im eigenen Verband zu leben und zu kommunizieren, ist ein wichtiger Schritt. Die deutliche Bündelung aller gesellschaftlichen Kräfte, das gemeinsame öffentliche Bekennen zu und Leben für die Menschenrechte ist der wichtigste Garant für eine freie, friedliche und soziale europäische und Weltgemeinschaft.
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Lesen Sie mehr über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auf www.institut-fuer-menschenrechte.de
Die Arbeiterwohlfahrt Landesverband Sachsen e.V. ist eine von rund 200 Organisationen, die sich der Erklärung für eine menschenrechtsorientierte Sozial- und Bildungsarbeit in Sachsen angeschlossen haben.
Ihre Organisation möchte die Erklärung ebenfalls unterzeichnen?
Senden Sie eine E-Mail an nicole.boerner(at)parisax.de oder rufen Sie an unter 0351/ 828 71 152.
Alle bereits erschienen Interviews der Reihe können Sie hier lesen.