Das Jahr 2020 wollte der Paritätische Sachsen ganz unter das Thema Nachhaltigkeit stellen. Corona warf diese Planung vorerst um. Christian Kamprad sieht in der Nachhaltigkeit einen Ausweg aus dem Krisenmodus.
Besonders seit dem Jahr 2019 hat das Thema der nachhaltigen Entwicklung und des schonenden Umgangs mit Ressourcen in der öffentlichen Wahrnehmung sehr stark an Bedeutung gewonnen. Die Bewegung „fridays for future“, die Programme zum Kohleausstieg oder die Förderung von alternativer Energiegewinnung und Mobilität verdeutlichen das.
Obwohl die Brisanz dieser Themen seit längerer Zeit bekannt ist, wurde die Umsetzung nur in sehr kleinen Schritten vorangebracht – mit vielen Zweifeln und viel zu langsam für die Generation, die die Folgen des derzeitigen Handelns aushalten muss.
Die Mitarbeiter*innen des Paritätischen Sachsen haben sich zu ihrer Jahresauftaktveranstaltung 2020 in einem Workshop mit Möglichkeiten der nachhaltigen Gestaltung der Verbandsarbeit befasst. Auf Grundlage der 17 Bereiche für nachhaltige Entwicklung der UN wurden konkrete Ziele definiert, an denen im Jahr 2020 oder besser ab dem Jahr 2020 gearbeitet werden soll. Im Mittelpunkt standen dabei die Felder Digitalisierung, Ressourcen und Verbrauch, Verhalten (Management und Mitarbeitende), Bauen und Energie, Bildung, Gesundes Arbeiten, Ernährung und Mobilität. Auch die mitteldeutsche Vorstandsklausur sollte sich in diesem Jahr eigentlich ausführlich mit nachhaltiger Entwicklung in der Sozialwirtschaft befassen. Doch dann kam Corona.
Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Änderungen in unserer Arbeit und in den Familien bedeuten eine erhebliche Zäsur. Es wurde deutlich, wie klein die Welt inzwischen geworden ist und wie schnell regionale Ereignisse globale Auswirkungen haben können. Es trat aber auch klar zu Tage, welche immense Bedeutung Soziale Arbeit für unsere Gesellschaft, deren Zusammenhalt und deren Entwicklung hat. Gelegentlich gab es sogar Applaus dafür. Und noch etwas: Wir konnten sehen was möglich ist, wenn (fast) alle an der Lösung einer Aufgabe mitwirken, die sie als existenziell erkannt haben.
Die Belastung für die Mitarbeiter*innen in allen Arbeitsfeldern war in den letzten Monaten besonders hoch. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Arbeit unter teilweise sehr veränderten Bedingungen und die häufig wechselnden Anforderungen und Vorschriften stellte eine ständige Herausforderung dar – und kosteten alle viel Kraft. Unter diesen Bedingungen entstand aber auch eine Vielzahl kreativer Lösungen, die es ermöglichten, unsere Arbeit aufrecht zu erhalten, zu verbessern und zu erneuern. Dabei erhielten verschiedene Themen aus unseren Planungen zur Nachhaltigkeit zusätzliche Impulse: Neue Formen der Kommunikation, Betreuung und Begleitung, Änderungen in der Mobilität und in der Arbeitsweise (Home Office) und nicht zuletzt neue Formen der Information und Bildung sind entwickelt worden. Und wir mussten erkennen, dass uns die veränderten Bedingungen der Corona-Pandemie wohl noch eine sehr lange Zeit begleiten werden.
Es stellt sich nun die Frage, welche der getroffenen Maßnahmen, welche Entwicklungen und Veränderungen bleiben werden und wie sie nach Corona Eingang in unsere Arbeit finden. Hier lohnt es, unsere Planungen zu einer nachhaltigen Entwicklung wieder zur Hand zu nehmen. Die Überprüfung der im Krisenmodus entwickelten Lösungen hinsichtlich ihrer langfristigen Verwendbarkeit zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele kann einen wesentlichen Beitrag leisten, gute Ideen zu bewahren und damit bei der Umsetzung unserer strategischen Ziele ein gutes Stück voranzukommen. Aus der Störgröße „Corona“ kann damit ein Impuls zur weiteren Entwicklung unserer Arbeit werden. Viele der jetzt aufgelegten Förderprogramme können dabei eine Unterstützung sein.
Der Autor: Christian Kamprad ist Geschäftsführer des Bildungs- und Sozialwerk Muldental e.V. und engagiert sich derzeit als Teil einer Doppelspitze als Landesvorsitzender des Paritätischen Sachsen.
Der Beitrag erschien zuerst in der September-Ausgabe 2020 des Verbandsmagazins anspiel.