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Mitglieder: Seit 30 Jahren im Gleichschritt mit der Gesellschaft

Eingangsschild zur pro familia Beratungsstelle

Nach aufwühlenden Anfangsjahren blickt die sächsische pro familia auf drei Jahrzehnte voller leidenschaftlichem Einsatz für selbstbestimmte Sexualität zurück.

Über 6.000 Beratungen pro Jahr, sechs Standorte und zahlreiche Projekte machen die pro familia in Sachsen zu einer nicht mehr wegzudenkenden Säule der sozialen Infrastruktur im Freistaat. In diesem Jahr feiert der sächsische Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. sein 30-jähriges Bestehen.

Als die pro familia im Oktober 1991 ihre erste Beratungsstelle in Leipzig eröffnete, schrieb die BILD-Zeitung von einem neuen Ort für „heiße Themen in lockerer Umgebung.“ Vom Boulevard gewohnt anrüchig beschrieben, hat sich die Arbeit der pro familia in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich verändert. Der stete Wandel im Gleichschritt mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen steckt seit den Gründungstagen in der DNA des Verbandes.

Bereits kurz nach der Wende erkannten engagierte Frauen in Sachsen die Notwendigkeit, konfessionell unabhängige Beratungsstellen für die Themen Schwangerschaft, Partnerschaft, Sexualität und Familie zu etablieren. Der pro familia-Bundesverband entschloss sich für eine Fusion mit der DDR-Fachgesellschaft „Ehe und Familie” (EFA), obwohl sich das Selbstverständnis der EFA in einigen Punkten vom Selbstbild der pro familia unterschied. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Gesetzeslagen zum Schwangerschaftsabbruch im geteilten Deutschland stark divergierten. Während Schwangerschaftsabbrüche in der DDR bis zur zwölften Woche legal waren, wurden sie in der Bundesrepublik ohne ärztliche Indikation strafrechtlich verfolgt. Nachdem die Frauen im Osten ab 1990 mit der westdeutschen Gesetzgebung konfrontiert waren, wurde der Kampf gegen die sogenannte „Indikationslösung“ im Paragraphen 219 ein wichtiger gemeinsamer Nenner im Annäherungsprozess der beiden Organisationen.

Im konservativen Freistaat begrüßten nicht alle politischen Entscheidungsträger*innen diese Einstellung. In den Neunzigern schlug den pro familia-Pionierinnen harscher Gegenwind entgegen. So wurden der pro familia im ersten Jahr nach der Wende von Bund und Ländern nur zwei Beratungsstellen genehmigt. Monatelang ließen Antworten auf Förderanträge auf sich warten und auf kommunaler Ebene wurden Beratungsstellen teilweise in letzter Sekunde politisch verhindert – ein Grund, weshalb die pro familia in Sachsen heute deutlich weniger Beratungsstellen betreibt als in den übrigen vier neuen Bundesländern.

Doch dank des beeindruckenden Engagements der pro familia-Vorreiterinnen beschäftigt der Landesverband Sachsen heute 22 Mitarbeiter*innen in der Beratung und sexuellen Bildung, in Projekten sowie in der Verwaltung und Geschäftsführung. Angebote für geflüchtete Frauen, Beratung für queere Personen, die Jugendsprechstunde, Onlineberatung sowie Angebote für Menschen mit sogenannter Behinderung gehören nach 30 Jahren genauso zum Portfolio wie die psychosoziale Beratung von Schwangeren, Paaren und Familien. Man darf also gespannt sein, welche „heißen Themen“ das Angebot der pro familia in den kommenden Jahren noch erweitern werden.


Weitere Informationen und den Kontakt zu unserem Mitglied pro familia Landesverband Sachsen e.V. finden Sie auf: www.profamilia.de

Autor: Aaron Wörtz