Nach der Landtagswahl sind noch viele Fragen offen. Klar ist aber: Soziale Arbeit muss sich künftig selbstbewusster präsentieren und ihren Mehrwert für Sachsen deutlich machen, meint Tina Siebeneicher (Referentin für Verbandskommunikation) in ihrem Kommentar.
Was der Wahltag für Sachsen politisch bedeutet, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Während sich neue und alte Parteien annähern, Regierungsoptionen ausloten und mögliche Inhalte eines Koalitionsvertrags aushandeln, möchte ich kurz innehalten. Denn die Wahlen stellen nicht nur Aufgaben an die Politik, sondern genauso an die Soziale Arbeit in Sachsen.
Soziale Arbeit schafft Orte des Miteinanders und stärkt die Region
Die Wahlen sind auch Ausdruck einer tiefen Verunsicherung bzw. Unzufriedenheit mit dem Funktionieren unserer Gesellschaft. Wir sollten deshalb gerade jetzt den Wert Sozialer Arbeit in den Mittelpunkt rücken. Soziale Arbeit begleitet viele Bürger*innen ein Leben lang – von der Kita bis zur Pflege. Sie schafft Räume für Begegnung auf Augenhöhe und hilft trotz aller Probleme, auch Verbindendes zu entdecken. Soziale Arbeit schafft Orte des Miteinanders. Und diese Orte sind vielfältig. Es sind Mehrgenerationenhäuser, Familienzentren oder Jugendtreffs, Beratungsstellen oder Sozialstationen. Besonders in Zeiten des Wandels, der viele Menschen verunsichert, bieten diese Orte Halt. Sie sind ein Anker, der Menschen auffängt.
Dieser Mehrwert sozialer Angebote für die Gesellschaft und die Region muss deutlich und selbstbewusst Richtung Politik kommuniziert werden. Soziale Arbeit darf in Zeiten knapper werdender Kassen nicht auf den Kostenfaktor reduziert werden. Denn das wäre deutlich zu kurz gedacht. Ich bin überzeugt, wenn Landespolitik soziale Angebote reduziert, schwächt das nicht nur das gesellschaftliche Miteinander, sondern auch den Wirtschaftsstandort Sachsen. Ganz besonders im ländlichen Raum. Denn die soziale Infrastruktur entscheidet mit darüber, ob Familien sich gegen die Großstadt entscheiden, ob die dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte zuwandern oder Pflegebedürftige in ihrem vertrauten Umfeld wohnen bleiben können.
Jetzt braucht es Pragmatismus und mutige Entscheidungen statt Populismus
Landespolitik muss sich jetzt ehrlich machen, wie soziale Angebote in Sachsen zukünftig solide finanziert werden können. Aktuell verschulden sich die Kommunen aufgrund steigender Sozialausgaben im Bereich Teilhabe, beim Wohngeld oder bei Hilfen zur Pflege immer weiter. Das birgt die Gefahr, dass wichtige soziale Angebote vor Ort, die nicht gesetzlich verpflichtend sind, dem Spardruck zum Opfer fallen. Zudem spitzt die strenge Schuldenbremse im Freistaat die Lage weiter zu. Hinzu kommt, dass die Regierungsbildung die Haushaltverhandlungen für den nächsten sächsischen Doppelhaushalt in den Sommer 2025 verschiebt. Es braucht jetzt also Transparenz und pragmatische Lösungen, damit die zahlreichen wertvollen Angebote, die nur im Zweijahres-Rhythmus finanziert werden, auch ab dem 1.1.2025 eine Perspektive haben.
Kurzum: Wir sollten jetzt mehr denn je auf eine verlässliche Haushaltspolitik drängen und deutlich machen, warum das so wichtig ist. Ich höre immer häufiger, dass wenn zu Personalproblemen auch noch Finanzierungsengpässe kommen, kleine Träger mit ihren Angeboten schnell vor dem Aus stehen. Wenn dem so ist, sollte diese Botschaft klar und deutlich hörbar sein und von möglichst vielen sozialen Akteuren verstärkt werden.
Soziale Arbeit fördert soziales Engagement
Soziale Arbeit fördert das Engagement der Bürger*innen. Der Freistaat profitiert von all den Menschen, die sich hauptberuflich wie ehrenamtlich einbringen, die Verantwortung übernehmen und die das Miteinander aktiv gestalten. Ob bei der Lebensmittelausgabe der Tafeln, beim Vorlese-Nachmittag in der Kita oder beim Ausflug für Bewohner*innen im Pflegeheim - jeder Beitrag zählt und stärkt das Miteinander in Sachsen. Ich bin überzeugt: Viele Menschen wünschen sich mehr Zusammenhalt. Soziale Arbeit ist dabei ein verlässlicher Partner, der Bürger*innen - aber auch Politik – auch in Zukunft zur Seite stehen sollte.
Über diese Themen habe ich auch im MDR-Sachsenradio bei “Dienstags direkt” gesprochen. Die Sendung können Sie hier nachhören: Im Gespräch bleiben - nach der Landtagswahl | MDR.DE
Der Fachaustausch Kommunikation am 18. November 2024 steht ebenfalls unter dem Thema "Den Wert Sozialer Arbeit sichtbar machen!" Mehr Informationen und die Online-Anmeldung finden Sie hier.
Kontakt:
Tina Siebeneicher (Referat Verbandskommunikation, Schwerpunkt Politik)
Tel.: 0351 - 828 71 123
E-Mail: tina.siebeneicher(at)parisax.de