Kontaktaufnahme

Nachholbedarf bei der Nachwuchsgewinnung für soziale Berufe - Träger müssen jetzt umdenken

Mit einer Mischung aus Interesse und Zurückhaltung trafen mehr als 40 Fachabiturient(inn)en am Donnerstag, den 16. Oktober 2014 auf der zweiten Generationenkonferenz des ESF-Projektes ‚SequiSax – generationenwandel . erfolgreich . gestalten‘ ein. Während der Veranstaltung gewann merklich das Interesse die Oberhand, denn entgegen der anfänglichen Befürchtung, erneut auf einer beliebigen Veranstaltung zur Berufsorientierung zu landen, bot sich den Schüler(inne)n die Chance eines direkten Dialogs mit Vertreter(inne)n Sozialer Arbeit. Eine willkommene Möglichkeit für beide Seiten.

Begonnen hatte der Tag mit zwei Vorträgen. Der Kommunikationsberater Christian Stadali aus Weimar beschrieb Anforderungen an Unternehmen, die als Marktbeteiligte und Arbeitgeber erfolgreich sein wollen. Für letzteres sei die Kombination aus bewusstem Arbeitgebermarketing sowie guten Arbeitsbedingungen unabdingbar. Auch die Träger der Sozialen Arbeit dürften sich dieser Notwendigkeit nicht verschließen, da sie sonst von anderen Branchen abgehängt würden. Anschließend stellte Prof. Dr. Peter M. Wald von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig die Untersuchungsergebnisse zu den unterschiedlichen Motivationen für die Berufswahl vor. Die Untersuchung zeige zwar, dass monetäre Aspekte insbesondere bei Auszubildenden in sozialen Berufen eine nachrangige Rolle spielten, die Rahmenbedingungen im beruflichen Alltag jedoch schwer wögen. Arbeitgeber im sozialen Bereich seien gut beraten, dies verstärkt in den Blick zu nehmen, um für den Nachwuchs attraktiv zu sein.

Die Schüler(innen) nutzten die vier Workshops des zweiten Veranstaltungsteils intensiv und schilderten ihre Motivationen, Herangehensweisen und Erwartungen bei der Berufswahl. Die Vertreter(innen) der anwesenden Mitgliedsorganisationen konnten in den Runden jeweils diese Sichtweisen kennen lernen und gleichzeitig die Möglichkeiten im beruflichen Alltag darstellen. Die Fachabiturient(inn)en stellten den sozialen Berufen hinsichtlich ihrer Offenheit und Begleitung während absolvierter Praktika weniger gute Zeugnisse aus. Hauptkritikpunkt war dabei oft die mangelnde Begleitung oder die geringe Wertschätzung der erbrachten Leistung. Zudem seien die Sichtbarkeit sozialer Berufe sowie die Transparenz der Tätigkeitsfelder unzureichend. Arbeitgeber stellten sich nicht gut oder überhaupt nicht dar, was die Entscheidungsfindung sehr erschwere, selbst wenn bereits der Wille vorhanden sei, einen sozialen Beruf zu ergreifen.

„Ich denke, die anwesenden Mitgliedsorganisationen konnten sich ein gutes Bild über die Erwartungen und Wünsche junger Schulabgänger machen. Leider wurde auch deutlich, dass der soziale Bereich noch zu wenig tut, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu profilieren. Wer Praktikanten lediglich als zusätzliche Hilfskraft versteht, verschenkt die Chance, einen jungen Menschen rechtzeitig an das Unternehmen und den Tätigkeitsbereich zu binden. Privatwirtschaftliche Arbeitgeber sind in dieser Hinsicht viel weiter“, sagt Anita Hommel, Projektkoordinatorin von SequiSax und meint: „Die Frage ist nicht mehr, ob man sich Personalentwicklung und Arbeitgebermarketing leisten kann. Vielmehr ist zu fragen, ob man es sich leisten kann, es nicht zu tun. Zudem wird es unumgänglich, sich auf die sogenannte Generation Y zu konzentrieren. Wer bei der Nachwuchsgewinnung nur auf ausgebildete Fachkräfte abstelle, sieht sich über kurz oder lang mit der Endlichkeit dieser Ressource konfrontiert.“