Vor dem Hintergrund eines derzeit in Deutschland wieder sichtbarer werdenden Antisemitismus und im Gedenken an den 85. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 sagt Simone Zimmermann, Kaufmännische Geschäftsführerin des Paritätischen Sachsen:
„Wer hätte gedacht, dass es in Deutschland wieder so weit kommt, dass Häuser von Jüdinnen und Juden mit Davidsternen markiert werden? Dass Menschen jüdischen Glaubens Übergriffe befürchten müssen, wenn sie sich offen zu ihrer Religion bekennen, schien vielen von uns unvorstellbar. Oder haben wir einfach nur verdrängt, dass der Antisemitismus in Teilen unserer Gesellschaft nie wirklich verschwunden ist?
Allzu leicht blenden wir gesellschaftliche Fragen aus, die mit unserem täglichen Leben vermeintlich nichts zu tun haben. Die Komplexität der Weltlage, berufliche Aufgabenfülle und nicht zuletzt persönliche Herausforderungen verleiten uns gern zur Annahme, dass bestimmte Spannungsfelder nicht mehr bestünden. So scheint es sich auch mit dem Antisemitismus zu verhalten.
Doch Antisemitismus geht uns alle an. Hiermit meine ich nicht nur die historische Verpflichtung gegenüber dem jüdischen Leben, die sich für uns als Deutsche aus dem Holocaust ergibt. Denn der Holocaust steht nicht nur für das unaussprechliche Leid, welches die nationalsozialistische Herrschaft über Jüdinnen und Juden brachte. Er ist vielmehr auch der sichtbare Beweis für das Versagen einer Gesellschaft, die gegenüber einzelnen Gruppen gleichgültig wurde. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage war, die ihr innewohnende Vielfalt als wichtigen Bestandteil ihrer selbst zu erkennen und sich daher auch nicht stark machte für jene, die bedroht wurden. Eine Gesellschaft, in der Menschen nicht verstanden haben, dass der Hass gegen einzelne Gruppen immer ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben insgesamt ist. Egal, ob man zur angefeindeten Gruppe gehört oder nicht.
Jede Anfeindung gegenüber Jüdinnen und Juden ist also ein Angriff auf die Grundwerte unserer Gesellschaft und somit auch ein Angriff auf alle von uns. Einmal im Jahr ein Bekenntnis zum „Nie wieder.“ reicht daher nicht aus. Dort wo sich Antisemitismus zeigt, sind wir alle gefordert, ihm entschieden entgegenzutreten. Jüdisches Leben – unabhängig davon, ob man einen persönlichen Bezug dazu hat oder nicht – gehört zu Deutschland und ist ein untrennbarer Teil von uns und unseren kulturellen Wurzeln. Solidarität mit Jüdinnen und Juden ist demnach gleichbedeutend mit dem Bekenntnis zu einer freien und offenen Gesellschaft.
Antisemitismus kann und darf in keiner Form geduldet werden. Gemäß unserer Leitmotive Offenheit, Vielfalt und Toleranz besteht für uns als Paritätischer Sachsen daran kein Zweifel. Ein Deutschland ohne jüdisches Leben wäre nicht nur um vieles ärmer, es verlöre einen entscheidenden Teil seiner selbst. Dies gilt auch für unsere Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden im Bereich der Wohlfahrtspflege. Deshalb sagen wir “Nein zu Antisemitismus!”, wann und wo auch immer er sich zeigt.“
Kontakt:
Simone Zimmermann, kaufm. Geschäftsführerin
Tel.: 0351 - 828 71 220
E-Mail: simone.zimmermann(at)parisax.de