Kontaktaufnahme

Online- und Präsenzseminare neu kombinieren

Weiterbildung im Paritätischen Sachsen

Weit über 2000 Personen nutzen jährlich die Weiterbildungsangebote des Paritätischen Sachsen. Die Zahlen für dieses Jahr werden wohl niedriger ausfallen. Wie sich die Corona-Pandemie auf den Weiterbildungsbereich des Paritätischen Sachsen auswirkt, erzählt uns Juliane Röder, Teamleiterin Weiterbildung.

Frau Röder, für 2020 hatten Sie fast 250 Seminare geplant. Was dachten Sie, als klar wurde, dass Sie dies so nicht umsetzen können?

Juliane Röder: Zunächst war ich sehr geschockt. Die Beschränkungen waren ja recht plötzlich umzusetzen und mir wurde klar, dass wir ab Mitte März bis auf weiteres alle noch kommenden Veranstaltungen absagen müssen. Vor allem standen einige neue Seminare an, die schon sehr gut gebucht waren. Das machte mich schon etwas traurig, da wir viel Kraft in die Vorbereitung investiert hatten. Doch es war völlig richtig, die Beschränkungen so konsequent umzusetzen. Die Gesundheit der Teilnehmenden, Dozent*innen und natürlich auch der Mitarbeiterschaft geht eindeutig vor!

Wie ist das Weiterbildungsteam mit der neuen Situation umgegangen?

Juliane Röder: Natürlich gab es zunächst viele Fragen und Unsicherheiten, weil die Situation so neu und unberechenbar war. Es gab fast täglich neue Informationen. Doch diese herausfordernde Lage hat mir gezeigt, was für ein wunderbares Team wir in der Weiterbildung sind. Alle Kolleginnen packten sehr souverän und im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit an. Das war wirklich toll. Selbst die Einarbeitung unserer neuen Kollegin im Weiterbildungsbereich, die just mit dem Tag der Schließung im März bei uns anfing, haben wir gut gemeistert.

Wie sahen die letzten Monate bei Ihnen aus?

Juliane Röder: Zunächst ging es darum, neue Kommunikationswege im Team zu finden. Wir mussten – wie so viele – die Kinderbetreuung neu denken, da Kitas und Schulen bekanntermaßen geschlossen oder nur eingeschränkt in Betrieb waren. Die meisten von uns arbeiteten daher von zu Hause aus.

In unserer täglichen Arbeit sind wir ständig im Abstimmungsmodus. Alles greift ineinander und der zeitnahe Informationsfluss ist für den reibungslosen Ablauf des Weiterbildungsbetriebes unabdingbar. So sind wir schnell bei täglichen virtuellen Teamberatungen, internen Chats und Telefonaten angekommen. Nicht nur wegen der ausgefallenen Präsenzseminare standen Um- und Neuplanung auf der Agenda. Dazu kam die Weiterarbeit an unseren Projekten Selbsthilfeakademie und Ehrenamtsakademie. Das alles fand zwischen Kinderbetreuung, Home Schooling und zum Teil auch Kurzarbeit statt.

Da wir als Weiterbildungsträger aber nicht ganz von der Bildfläche verschwinden wollten, machten wir uns an die Konzeption neuer Online-Formate. Damit haben wir zum Glück bereits 2019 begonnen und konnten auf diesen Erkenntnissen aufsatteln. Hierzu gab es viel Abstimmungsbedarf mit den Dozent*innen, die oft noch nicht so viele Erfahrungen mit eigenen Online-Seminaren hatten. Für die ausgefallenen Seminare suchten wir neue Termine und machten uns an deren Bewerbung, sobald klar war, dass wir den Seminarbetrieb wieder aufnehmen können.

Es wird behauptet, die Corona-Krise habe der Digitalisierung einen unerwarteten Schub gegeben. Wie bewerten Sie das für Ihren Bereich?

Juliane Röder: Das ist richtig. Online-Seminare, Chats und Beratungen über Videokonferenzen sind sicher nicht neu, aber ein Blick in die Landschaft der Weiterbildungsanbieter lässt schnell erkennen, dass so gut wie alle bei diesen Themen nachgezogen haben. Innerhalb kürzester Zeit wurden virtuelle Tools angeschafft, ausprobiert und neue Online-Seminarkonzepte erarbeitet. Wir sind da keine Ausnahme. Aber wir haben ein gutes Gefühl dafür bekommen, wo wir aktuell in der sächsischen Weiterbildungslandschaft stehen. Fazit: Wir sind auf einem guten Weg. Und wir haben als Team richtig Lust darauf, Neues anzugehen, was sich bereits vor der Krise gezeigt hat. Doch bei all den Neuerungen wollen wir uns an den Bedarfen unserer Nutzer*innen orientieren. Deshalb sehen wir die Digitalisierung als Prozess, der seine Zeit und Erfahrungen braucht. Schnellschüsse bringen weder uns noch unseren Gästen etwas.

Steigt die Weiterbildung des Paritätischen Sachsen perspektivisch ganz auf Online-Seminare um?

Juliane Röder: Definitiv nein. Unsere Stärke sind Präsenzveranstaltungen. Darin haben wir über 20 Jahre Erfahrung und das positive Feedback mehrerer tausend Kund*innen bestärkt uns, daran auch weiter festzuhalten. Zudem gehört zu einer Weiterbildung nicht nur die Wissensvermittlung. Hier folgen wir unbeirrt der Idee des Paritätischen Sachsen, uns auch als Plattform für Austausch und Netzwerke zu verstehen. Das gelingt am besten im persönlichen Kontakt. Gerade Kommunikationsseminare leben von der Interaktion der Teilnehmenden. Da können – bei allen technischen und didaktischen Möglichkeiten – die Online-Varianten die Seminare vor Ort nicht ersetzen.

Für mich ist ganz klar, dass unsere Präsenzveranstaltungen von einer sinnvollen Ergänzung durch digitale Angebote profitieren können. Dabei kommt es aber auf die Themenauswahl an und darauf, inwieweit sich Online-Angebote möglicherweise besser eignen, um in den Arbeitsalltag unserer Kund*innen zu passen. Das mittelfristige Ziel ist für mich, eine gute Mischung aus verschiedenen Formaten zu finden. Wir sind offen für Neues, ohne Bewährtes über Bord zu werfen.

Vielen Dank für das Gespräch.


Erfahren Sie mehr über das Weiterbildungsangebot des Paritätischen Sachsen.


Das Interview erschien zuerst in der Septemberausgabe 2020 des Verbandsmagazins anspiel.

Das gesamte Heft lesen Sie hier.