Der Wandel ist allgegenwärtig. Auch der Paritätische Sachsen ist angehalten, sich neuen Entwicklungen zu stellen und die eigene Arbeit diesbezüglich zu hinterfragen. Mit dem Zukunftskonzept „Parität 2030“ geht der Verband diese Herausforderung an. Er setzt dabei auf Bewährtes und legt gleichzeitig eine Prioritätensetzung für das verbandliche Handeln vor.
Der Paritätische Sachsen steht vor entscheidenden Veränderungen. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er ein verlässlicher Partner für soziale Belange im Freistaat. Doch zunehmender Kostendruck, demografischer Wandel und veränderte politische Rahmenbedingungen fordern ihn heraus. Um weiterhin starke Unterstützung für seine Mitgliedsorganisationen zu gewährleisten, hat der Verband das Zukunftskonzept „Parität 2030“ entwickelt. Dieser Plan basiert auf gründlichen Analysen sowie einer intensiven Zusammenarbeit mit den Mitgliedern. Er zeigt, wie sich der Paritätische strukturell und inhaltlich neu aufstellen wird, um auch in Zukunft ein starker Pfeiler der Wohlfahrtspflege und Bildungsarbeit zu sein.
Warum „Parität 2030“?
Der Paritätische Sachsen muss sich neuen Realitäten stellen. Zu diesen gehören beispielsweise wachsende Bürokratie, unterfinanzierte Pflichtaufgaben oder die Folgen der Bevölkerungsentwicklung. Hinzu kommen Fragen der Digitalisierung, die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns und der Wunsch nach breiter Mitbestimmung. Das Zukunftskonzept „Parität 2030“ greift all diese Themen auf. Es bündelt Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien, berücksichtigt globale Megatrends sowie die regionale Entwicklung und wurde durch Mitgliederdialoge kontinuierlich verfeinert. So steht es auf einem soliden Fundament aus Fakten, praktischer Erfahrung und der Expertise der rund 470 Mitgliedsorganisationen des Verbandes.
Mitgliederbeteiligung: Zusammen die Richtung bestimmen
Ein entscheidender Pluspunkt dieses Zukunftskonzepts ist die starke Einbindung der Mitgliedsorganisationen. Bei Regionalkonferenzen haben die Mitglieder aus den unterschiedlichsten Bereichen klar signalisiert, wo sie den größten Handlungsbedarf sehen. Dabei wurde immer wieder betont, dass die Angebotspalette des Verbandes geschätzt und weiterhin benötigt wird. Gleichzeitig wünschen sich viele Mitglieder einen stärkeren Fokus auf Vernetzung, auf klare Kommunikation und auf kraftvolle Interessenvertretung. „Parität 2030“ spiegelt diese Wünsche wider: Der Verband möchte Veränderungsprozesse künftig in enger Abstimmung mit den Mitgliedern angehen und setzt noch stärker auf den offenen Dialog mit Politik und Verwaltung.
Vernetzung, Kommunikation und Interessenvertretung
Vernetzung heißt, dass der Verband stärker als Mittler agiert, etwa indem neue Kontakte zu Kommunen, Unternehmen und weiteren Akteuren geknüpft werden. Kommunikation meint, dass der Verband noch zielgerichteter und verständlicher über Positionen, Angebote und Erfolge berichten möchte – sowohl nach innen als auch nach außen. Interessenvertretung soll insbesondere auf Entscheidungsprozesse in Politik und Verwaltung abzielen, um die Stimme der Wohlfahrtspflege zu stärken und die Bedarfe der Mitglieder nachdrücklich einzubringen. Diese drei Bereiche werden zum Herzstück der Weiterentwicklung des Paritätischen Sachsen.
Ressourcenknappheit als Zielkonflikt
Doch die große Herausforderung liegt in der Frage, wie steigende Erwartungen mit teils sinkenden Ressourcen in Einklang zu bringen sind. Viele soziale Projekte stehen unter erheblichem Kostendruck, auch beim Verband selbst sind Mittel und Personal nicht unbegrenzt vorhanden. Damit künftige Vorhaben erfolgreich sind, müssen somit Strukturen angepasst werden. „Parität 2030“ sieht unter anderem vor, Fachreferate stärker als Generalist*innen ihres jeweiligen Bereichs zu verstehen und die Kompetenzen der Mitglieder besser zu nutzen. Nur so lässt sich die gestiegene Anforderung an eine effektive Interessenvertretung umsetzen. Zugleich muss die zunehmende Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden begrenzt werden.
Strukturelle Weichenstellungen
Der Verband plant, das Profil seiner Stellen, Aufgaben und Kompetenzen weiterzuentwickeln. Auch das System der Gremienarbeit und die Abläufe in der Geschäftsstelle stehen auf dem Prüfstand. Im Fokus steht, die Effizienz zu steigern und die Kommunikation zu vereinfachen, zum Beispiel durch schlankere Prozesse oder durch digitale Tools. Gleichzeitig wird das interne Fachwissen gebündelt, um Management und Lobbyarbeit zu professionalisieren. Diese strukturellen Veränderungen sind ein Kraftakt, bei dem viel zyklische Abstimmung und Transparenz vonnöten sind.
Chancen des Wandels
Mit den geplanten Maßnahmen geht indes mehr einher als nur ein Umschichten der Aufgaben. Gerade die engere Verzahnung von Verband und Mitgliedern kann neue Ideen und Impulse freisetzen. Besonders spannend ist der Ausbau der Netzwerk- und Bündnisarbeit über die traditionellen Grenzen der Sozialbranche hinaus. Hier ergeben sich Möglichkeiten, gemeinsam mit anderen Organisationen, Verwaltungen oder Unternehmen zukunftsweisende Projekte auf den Weg zu bringen.
Mehr Selbstbewusstsein im Dialog
Ein zentrales Anliegen des Zukunftskonzepts ist die Stärkung der eigenen Stimme. Wer wichtige Entwicklungen mitbestimmen möchte, muss im gesellschaftlichen, politischen und medialen Raum wahrgenommen werden. Dieser Anspruch lässt sich nur erfüllen, wenn der Verband weiterhin solide aufgestellt ist und die Mitglieder hinter den Zielen stehen. „Parität 2030“ betont deshalb grundlegende Werte wie Toleranz, Offenheit und Vielfalt, die sich in sämtlichen Aktivitäten ausdrücken sollen. Dazu gehört auch, die Zusammenarbeit mit Entscheidungsträger*innen professionell zu gestalten und die Interessen aller Mitgliedsorganisationen so klar und deutlich wie möglich zu vertreten.
Mit Zuversicht voraus
„Parität 2030“ gibt eine klare Richtung vor, wie sich der Paritätische Sachsen neu aufstellen kann. Das Leistungsspektrum an sich bleibt bestehen, gleichzeitig rücken Vernetzung, Kommunikation und Interessenvertretung stärker in den Vordergrund. Durch Strukturanpassungen können Ressourcen effektiver eingesetzt werden und der Verband bleibt weiterhin ein verlässlicher Partner. Das geschieht nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt und Hand in Hand mit den Mitgliedsorganisationen, die den Wandel aktiv mitgestalten. Mitglieder werden von der Mitsprache in wichtigen Zukunftsfragen profitieren und können sicher sein, dass der Verband optimale Voraussetzungen schafft, um die eigene Arbeit nachhaltig weiterzuentwickeln. So bleibt der Paritätische Sachsen auch in den kommenden Jahren ein starker Anwalt für Teilhabe, Vielfalt und soziale Gerechtigkeit.
Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe September 2025 des Verbandsmagazins anspiel.
