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Parität diskutiert: Wie kann die ambulante Pflege gestärkt werden?

Ältere Dame im Rollstuhl blickt aus dem Fenster. (Foto: rawpixel Ltd./ Fotolia.com)

Im Februar kam der neue Fachbeirat Ambulante Pflege zu einer Klausurtagung zusammen und hat über die drängendsten Herausforderungen diskutiert. Die Runde verständigte sich auf gemeinsame Ziele, für die sich der Landesverband künftig stark machen soll. Dabei geht es unter anderem um Personalgewinnung und die Refinanzierung.

Die ambulante Pflege ist unter Druck

Die Personalnot spitzt sich zu, während die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen deutlich steigt. Der Arbeitsalltag ist bestimmt durch eng getaktete Pflegezeiten und immer neue Anforderungen - sei es durch die Pandemie oder die Umsetzung vieler Pflegereformen in den zurückliegenden Jahren. Der Fachbeirat hat sich daher mit der Frage beschäftigt, was sich ändern muss, damit ambulante Pflegekräfte im Arbeitsalltag spürbar entlastet werden und der Pflegeberuf zukunftsfähig und attraktiver wird.

In der Debatte wurde schnell deutlich, wie wichtig eine verlässliche Pflege zu Hause ist, denn viele Menschen sind darauf angewiesen. Ambulante Pflege versorgt nicht nur Ältere, sie entlastet pflegende Angehörige und versorgt Patientinnen und Patienten beispielsweise nach einem Unfall oder im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt.

Arbeitsbedingungen verbessern und Fachlichkeit stärken

Die Fachleute waren sich einig, dass die ambulante Pflege verlässliche Teamstrukturen und mehr Planbarkeit im Arbeitsalltag braucht. Um dies zu erreichen, sollte langfristig eine klare Personalbemessung eingeführt werden, wie es sie in der stationären Pflege bereits gibt. Kurzfristig könnten Personal-Puffer und Pool-Lösungen dabei helfen, zusätzliche Aufgaben und Personalausfälle im laufenden Betrieb abzufangen. Hier hat der Freistaat Sachsen Handlungsspielräume, die genutzt werden sollten.

Damit Qualifikationen sich auszahlen, sollte der bereichsübergreifende Einsatz von Pflegekräften erleichtert werden. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollte zudem auch die ambulante Pflege für weitere geeignete Berufsgruppen, wie zum Beispiel Heilerziehungspfleger*innen, geöffnet werden. Dafür notwendige Zusatzqualifikationen, beispielsweise im Bereich der Behandlungspflege, sollten modulhaft erworben werden können und von den Kostenträgern anerkannt und refinanziert werden. Von hoher Fachlichkeit profitieren auch die Pflegebedürftigen.

Ganz grundsätzlich wünschen sich die Mitglieder im Fachbeirat mehr Zeit für eine ganzheitliche Pflege. Sie wollen sich in ihrer Arbeit wieder mehr an den tagesaktuellen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen orientieren, müssen derzeit aber vorrangig in abrechenbaren Einzelleistungen denken.

Transparente und angemessene Finanzierung umsetzen

Eine wesentliche Voraussetzung für eine starke ambulante Pflege ist eine angemessene Vergütung bzw. Refinanzierung der Pflegeleistungen. Doch die Berechnungsgrundlagen sind in diesem Bereich bis heute intransparent. Zudem sind die Kostensteigerungen der letzten Jahre nicht ausreichend abgebildet und müssen von den Trägern selbst erwirtschaftet werden.

Für eine solide Finanzierung der ambulanten Pflege ist somit ein transparentes Kalkulationsschema notwendig, das bei den Verhandlungen mit den Kostenträgern zugrunde gelegt werden kann. Auch der sächsische Enquete-Bericht Pflege hat eine bessere „Vergütungsstruktur für Pflegeleistungen sowie eine Anpassung an die heutigen hohen Anforderungen der Leistungserbringer“ angemahnt. In der Diskussion hat Andrea Wetzel aus dem Referat Entgelte konkrete Anregungen für ein Kalkulationsschema gesammelt, die nun aufbereitet werden.

Pflegepaket für Sachsen muss kommen

Claudia Österreicher, im Referat Altenhilfe/Pflege zuständig für die Ambulante Pflege, stellt abschließend fest: “Das war eine konstruktive Diskussion. Für eine starke ambulante Pflege braucht es eine bessere Personalausstattung, die vereinfachte Anerkennung von Qualifikationen und eine angemessene Vergütung der Pflegeleistung. Das im sächsischen Koalitionsvertrag angekündigte Pflegepaket für Sachsen muss nun zügig kommen und diese Lösungsvorschläge aufgreifen.”


Kontakt:

Claudia Österreicher (Referentin Altenhilfe und Pflege)

Tel.: 0351 - 828 71 143
E-Mail: claudia.oesterreicher(at)parisax.de