X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Kontaktaufnahme

Parität trifft Politik: Blumenstrauß an Lösungen für die frühkindliche Bildung

Fachbereichskonferenz Kita des Paritätischen Sachsen

Auf der Fachbereichskonferenz Kita wurden Ansätze für eine gute Bildungsqualität, die gesicherte Betreuung und die Entlastungen im Kita-Alltag diskutiert. Die zentralen Ergebnisse überreichten die rund 50 Pädagog*innen aus ganz Sachsen den Vertreter*innen der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD in einem Strauß an Lösungsideen.

Die innerverbandlichen Diskussionen im Bereich Kita waren in den letzten Monaten von Aufbruch, Bewegung und auch Spannungen geprägt: Im Doppelhaushalt wurden zusätzliche Gelder für die Qualitätsverbesserung bereitgestellt. Die Kita-Gesetzesnovelle steht gerade an. Das Bundesprogramm Sprach-Kitas wird in der bekannten Form nicht fortgeführt. Träger und Pädagog*innen spüren immer noch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und kämpfen mit hohen individuellen Belastungen sowie personellen Fehlzeiten.

Mehrfach zu hören: Kitas sind am Limit.

Niels Espenhorst, Referent für Kindertagesbetreuung des Paritätischen Gesamtverbandes, gab zum Einstieg in die Fachbereichskonferenz einen Einblick in den Kita-Bericht 2022 des Paritätischen Gesamtverbandes. Zudem verwies er auf den Auftrag des Sozialgesetzbuchs VIII, nach dem Kitas Benachteiligungen abbauen sollen. Das Gefühl vieler Pädagog*innen sei derzeit jedoch, diesem Auftrag aufgrund des Personalmangels nur noch bedingt nachkommen zu können. Gleichzeitig rief er dazu auf, den Ärger über die Probleme im Kita-Alltag positiv zu nutzen, sich zu organisieren und klare Forderungen an die Politik zu formulieren.

Anschließend diskutierten Trägerverantwortliche, Fachberater*innen und Kita-Leitungen in Arbeitsgruppen über aktuelle Herausforderungen. Dabei standen sechs Lösungsansätze im Mittelpunkt.

Vertraglicher Rahmen für Horte in Sachsen

Im Freistaat Sachsen wird derzeit am Konzept Bildungsland 2030 gearbeitet. Das System Schule soll dabei „neu gedacht werden“. Stichworte wie individualisiertes Lernen und rhythmisierter Ganztag finden sich in dieser Debatten wieder. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung im Grundschulbereich müssen Horte im Bildungsland 2030 mitgedacht werden. Laut zweitem Sächsischen Sozialbericht liegt der Betreuungsanteil in sächsischen Horten bei etwa 80 Prozent. Sie tragen damit schon heute wesentlich zu einer ganztägigen Bildung und Betreuung von Grundschulkindern bei. Viele von ihnen sind in freier Trägerschaft.

Fazit: Die Entwicklung einer ganztägigen Bildung im Grundschulbereich braucht eine verbindliche vertragliche Rahmung zwischen freien Trägern, Freistaat und Kommunen.

Verbindlichkeit für die Praxisanleitung in der Ausbildung

Mehr als ein Drittel der Ausbildungszeit zur*m Erzieher*in ist durch berufspraktische Anteile geprägt. In der berufsbegleitenden Ausbildung ist der Praxisanteil noch höher. In dieser Phase sind Praxisanleitende der erste und wichtigste Kontakt für Auszubildende und zukünftige Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung. Wie sie anleiten (können), bestimmt das Lernen und das Berufserleben. Praxisanleitenden kommt damit eine Schlüsselrolle bei die Gewinnung zukünftigen Personals, für die perspektivische Multiprofessionalisierung und die Qualität der frühkindlichen Bildung zu.

Fazit: Die Praxisanleitung ist als eine Aufgabe in das Sächsische Gesetz über Kitaeinrichtungen aufzunehmen.

Personalreserve noch nicht erreicht

Der vorgesehene Personalschlüssel für sächsische Kitas hält der Realität nicht Stand. Notwendiger Freiraum für Fortbildungen, Urlaubszeiten und Krankheitsausfälle wird zu wenig berücksichtigt. In der Folge müssen deutlich mehr Kinder betreut werden als vorgegeben, Dienstpläne werden geändert, zusätzliche Projekte und Ausflüge werden notgedrungen gestrichen. Der Krisenmodus bleibt trotz landespolitischer Bemühungen und zusätzlicher Gelder bestehen. Eine Personalreserve gibt es in der Praxis nicht.

Fazit: Die Personalreserve verdient diesen Titel erst, wenn die aktuelle Fachkraft-Kind-Relation von 1:12 in der Kita tatsächlich erreicht ist und Personal darüber hinaus aufgebaut wird.

Geburtenrückgang als Chance für Bildungsqualität

Aktuell ist in Sachsen ein Geburtenrückgang zu verzeichnen. Dieser geschieht regional sehr unterschiedlich und zu verschiedenen Zeitpunkten. Dies birgt jedoch Chancen für die Bildungsqualität und die Arbeitsbedingungen in sächsischen Kitas.

Fazit: Sinkende Kinderzahlen ermöglichen es, bei stabilen Ausgaben bessere Bildungsqualität für alle Kinder und angemessene Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die Planung und Vorbereitung dafür müssen jetzt beginnen.

Spannungsfeld Personaldienstleistung

Um personelle Notlagen in Kitas auszugleichen, erfolgt vermehrt der Rückgriff auf Personaldienstleister. Wie das in der Praxis geschieht, wird in Sachsen unterschiedlich gehandhabt und ist kaum geregelt. Dies gilt ebenso für die Refinanzierung der dabei anfallenden höheren Personalkosten.

Fazit: Der Einsatz von Personaldienstleistern ist auf Landesebene grundsätzlich zu regeln. Notwendig ist eine Verfahrensfestlegung, die ad-hoc und unkompliziert entlastend wirkt.

Inklusion in Kitas umsetzen

„Behindern verhindern“ lautet der Slogan der sächsischen Kampagne für den Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen im Freistaat. In Kitas fehlt es jedoch an Möglichkeiten, diesem Anspruch gerecht zu werden. Die Kita-Teams sind bereit und möchten eine „Kita für alle“ umsetzten, aber der Rahmen muss stimmen.

Fazit: Es gilt, den Inklusionsbegriff, orientiert am §22 SGB VIII, auch in §2 (4) SaechsKitaG für die Kindertagesbetreuung abzubilden: „Alle Kinder sind in ihrer Entwicklung zu fördern, um entsprechend ihrem Alter und individuellen Fähigkeiten selbstbestimmt zu interagieren und damit gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können.“ Der tradierte Begriff des Förderns von Kindern mit Behinderung greift mittlerweile zu kurz.

Lösungsvorschläge für die Politik - verpackt in einem Blumenstrauß

Am Nachmittag teilten die Teilnehmenden ihr Praxiswissen mit Vertreter*innen der Regierungsfraktionen. An sechs Thementische kamen alle Beteiligten ins direkte Gespräch. Jedem der sechs Lösungsansätze wurde am Veranstaltungsende symbolisch eine Blume zugeordnet. Die Vertreter*innen der Regierungsfraktionen stellten sich daraufhin einen Strauß mit den aus ihrer Sicht wichtigsten Aufgaben zusammen.

Robert Clemen, Abgeordneter der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, war beeindruckt von der Vielfalt an Themen. Besonders im Bereich Integration und Inklusion sehe er neue Aufgaben, die angegangen werden sollten, betonte er in seinem Abschlussstatement. Er sprach sich dafür aus, die Kinder mehr in den Blick zu nehmen und Übergänge einfacher zu gestalten.

Nancy Biermann nahm für die BÜNDNISGRÜNEN alle Themen mit, aber vor allem jene Vorschläge für den Bereich Inklusion und die Praxisanleitung. In ihren Worten zum Veranstaltungsende verwies sie darauf, dass beides relevant für das überarbeitete Sächsische Kitagesetz sei, das kurz vor der Abstimmung im Parlament stehe. Sie bedankte sich zudem für den Austausch zum Spannungsfeld der Leiharbeit im Bereich Kita.

Gerald Eisenblätter meinte, er habe viele kleine Probleme im Großen gehört. Er nehme die Idee einer „Road-Map-Inklusion“ in die SPD-Fraktion mit. Auch bei der anstehenden Diskussion zum Sächsischen Bildungsplan seien alle eingeladen, sich zu beteiligen, betonte er abschließend.


Kontakt:

Anne Cellar
Referentin Bildung, Bereich Kita

E-Mail: anne.cellar(at)parisax.de