Um Vielfalt im Team gestalten zu können, müssen die unterschiedlichen Fähigkeiten, Prägungen und Bedarfe der Beteiligten in Einklang gebracht werden. Wie dies in interkulturell geprägten oder auch multiprofessionell aufgestellten Teams gelingen kann, diskutierten die Teilnehmenden der Veranstaltung "Pflege ich anders als Du?" in Dresden.
"Erstmal brauchen wir das Bekenntnis, dass wir uns öffnen wollen - mit allen Konsequenzen und Chancen,“ fasste eine Teilnehmerin des Fachtags die grundsätzliche Herausforderung in noch wenig gemischten Teams zusammen. Damit sprach sie eine zentrale Grundlage für den Erfolg vielfältiger Teams an: die Haltung. Dafür sind insbesondere Erfahrungsaustausch und Selbstreflexion wichtig. Beides stand daher im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Nadia Qani, von der AHP – Kultursensible Pflege aus Frankfurt/ Main, die selbst vor Jahren aus Afghanistan nach Deutschland flüchtete, führt heute erfolgreich ein Unternehmen mit über 50 Mitarbeiter(inne)n. Sie begeisterte die Zuhörer(innen) mit ihrem Gestaltungswillen und steckte mit ihrem Enthusiasmus an. Mit Blick auf ihr Team berichtete sie: „Ich setze auf Wertschätzung und koche auch mal selbst für meine Beschäftigten, die aus mehr als zwanzig Nationen kommen. Das fördert die Gemeinschaft und stärkt das Selbstvertrauen aller Teammitglieder.“
Katja Kühn von der Volkssolidarität Leipzig nahm die Teilnehmer(innen) mit auf eine gedankliche Reise nach Stuttgart, wo sie in den 1990er Jahren hinzog, um in Pflege und Altenhilfe zu arbeiten. Sie machte als Ostdeutsche Ausgrenzungserfahrungen und schilderte, wie überfordert sie zunächst durch die Vielfältigkeit und Andersartigkeit ihrer Kolleg(inn)en aus verschiedenen Nationen war. Mit der Zeit näherte sie sich an, fragte nach und kam ins Gespräch. „Man kann so viel voneinander lernen. Wir sind verschieden und haben unterschiedliche Kompetenzen. Wenn diese erkannt werden, kann es ein tolles und bereicherndes Miteinander werden“, bestärkte die heutige Pflegedienstleiterin. In diesem Zusammenhang berichtete eine Teilnehmerin von ihren spanischen Kolleg(inn)en, die sehr viel Wert auf ihre Siesta legten und deshalb gern geteilte Dienste übernähmen.
Dass es zugewanderte Menschen gibt, die Arbeit und einen Platz in der Gesellschaft suchen, stellten Katja Schäfer und Konstanze Löffler von der Agentur für Arbeit dar. Sie informierten über Fördermöglichkeiten, die Arbeitgeber(inne)n bei der Anstellung zugewanderten Personals unterstützen. Beide ermutigten, sich bei Fragen an den Arbeitgeberservice zu wenden, da dort zu individuellen Lösungen beraten werden kann.
Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmenden das Gehörte und die eigenen Erfahrungen. Daraus erarbeiteten sie dann in zwei Workshops neue Ansätze. Insbesondere diesen Raum des Miteinanderlernens und des gegenseitigen Erfahrungsaustauschs schätzten alle Beteiligten sehr, was sich in den positiven Rückmeldungen zur Veranstaltung widerspiegelte. Sie reichten von neuer Begeisterung für das Thema über das Hinterfragen des eigenen Handelns bis hin zu neuem Mut zur Gestaltung des eigenen Teams.
„Es bedarf an Mut, Offenheit, Neugier und Freude am Ausprobieren“, zieht Matthias Steindorf, Bereichsleiter Soziale Arbeit und Bildung des Paritätischen Sachsen, sein Fazit. Er betont: „Vor allem braucht es das Bekenntnis zum Handeln und die Bereitschaft, einen ersten Schritt zu gehen. Die Potentiale vielfältig aufgestellter Teams sind groß und die damit verbundenen Chancen dürfen wir nicht liegen lassen. Daher freut es uns sehr, dass die Beteiligten aus der heutigen Veranstaltung so viel mitnehmen konnten. Denn mit dem entsprechenden Know-how können wir die zugegeben nicht immer leichte Aufgabe gut bewältigen.“
Interkulturelle Öffnung ist Herausforderung und Chance zugleich. Erfahren Sie mehr dazu und lassen Sie sich beraten durch unser Projekt „Parität konkret – Förderung der interkulturellen Öffnung von Organisationen“