Ministerpräsident Michael Kretschmer kündigte in seiner Regierungserklärung einen Pflegedialog für Sachsen an. Ein richtiger Schritt, den der Paritätische Sachsen seit langem fordert. Matthias Steindorf, Bereichsleiter Soziale Arbeit und Bildung, formuliert die Erwartungen an einen Pflegedialog.
Ob in der ambulanten und stationären Pflege oder der häuslichen Krankenpflege – die Lage ist in allen Bereichen brisant. Es fehlen Fachkräfte und die Anfragen von Pflegebedürftigen werden mancherorts schon abgelehnt. Im Ergebnis müssen Versorgungsengpässe in der ambulanten Pflege durch die stationäre Pflege aufgefangen werden. Aber auch die Pflegeeinrichtungen haben Wartelisten, können gesetzliche Anforderungen wegen unbesetzter Fachkraftstellen nicht erfüllen, erhalten Aufnahmestopps. Machen wir so weiter, ist die Versorgung alter und kranker Menschen auf Dauer nicht mehr sichergestellt.
Gute Arbeitsbedingungen gewinnen Menschen für den Pflegeberuf
Vor allem in der ambulanten Pflege und in der häuslichen Krankenpflege besteht seit Jahren eine akute Unterfinanzierung. Es gehört mehr Geld in das System. Aber nicht nur für bessere Gehälter, sondern für spürbar bessere Arbeitsbedingungen. Für mehr Zeit, um Leistungen zu erbringen und besondere Pflegesituationen in der Häuslichkeit zu berücksichtigen. Es geht um Alltagsfragen, zum Beispiel: Kann eine zweite Pflegekraft mitgehen? Werden Fahrzeiten gesondert berücksichtigt, um den Stress im Verkehr zu reduzieren? Wir brauchen die Botschaft, dass sich die Bedingungen verbessern. Das ist mehr, als nur mehr Geld.
Alle Akteure an einen Tisch bringen
Alle, die sich mit Pflege in Sachsen befassen, sind am Dialog zu beteiligen - Politik, Verwaltung, Kostenträger und Leistungserbringer. Nur gemeinsam an einem Tisch können zukunftsfähige Lösungen vereinbart werden, die über die Zuständigkeiten der einzelnen Akteur*innen hinausgehen.
Die Landesregierung muss hierbei als Moderator agieren und die eigene Steuerungsverantwortung wieder mit Leben füllen. Die Zeit drängt. Daher sollte die Staatsregierung den Dialog schnellstmöglich anstoßen und ihn anschließend zielorientiert zum Ergebnis führen.
Der Paritätische Sachsen und seine Mitglieder verfügen über langjährige Erfahrungen in der Pflege. Wir kennen die Herausforderungen und haben Ansätze zur Lösung. An einem Dialog, der die Spannungsfelder benennt, Lösungen formuliert und diese auch in der Praxis anzustoßen vermag, beteiligen wir uns gerne.
Matthias Steindorf ist Bereichsleiter Soziale Arbeit und Bildung des Paritätischen Sachsen. Er leitete viele Jahre das Fachreferat Pflege und begleitet aktuell Träger bei Kostensatzverhandlungen. Zudem ist er Mitglied in der Pfegesatzkommission im Freistaat Sachsen.
Kontakt:
Tel.: 0351/ 491 66 47
E-Mail: matthias.steindorf(at)parisax.de