Pooling in der Schulassistenz bietet Potenzial für eine effizientere Unterstützung von Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf. Doch nur mit klar definierten Qualitätsstandards kann dieser Ansatz gelingen. Der Paritätische Sachsen legt besonderes Augenmerk auf Teilhabe, Wunsch- und Wahlrecht sowie faire Rahmenbedingungen.
Die Zahl der Beantragungen von Schulassistenzleistungen hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Vor diesem Hintergrund wird das Pooling-Modell als mögliche Lösung zur Entlastung bestehender Strukturen diskutiert. Ziel ist es, durch die Bündelung von Ressourcen nicht nur die Organisation effizienter zu gestalten, sondern auch die Kontinuität der Teilhabe für Kinder und Jugendliche sicherzustellen. Damit dies gelingt, müssen jedoch zentrale Qualitätskriterien eingehalten werden. Diese Positionierung basiert auf einem umfassenden Beteiligungsprozess und nimmt die Bedürfnisse aller Akteure in den Blick.
Mit breiter Beteiligung zur Position
Die Qualitätskriterien des Paritätischen Sachsen für das Pooling-Modell in der Schulassistenz sind das Ergebnis eines intensiven Beteiligungsprozesses. Unter dem Dach des Verbandes wurden Fachreferate, interessierte Mitgliedsorganisationen, Expert*innen und der Landesvorstand in die Diskussion einbezogen.
Vorteile des Poolings: Viele Beteiligte sahen in der Bündelung von Ressourcen eine große Chance, die Kontinuität der Teilhabe an Bildung für Kinder und Jugendliche zu sichern. Insbesondere könnte eine stabilere Personalstruktur entstehen, die auch während Fehlzeiten der Assistenzkräfte eine verlässliche Unterstützung gewährleistet.
Risiken für kleinere Träger: Besondere Bedenken wurden hinsichtlich der Trägervielfalt geäußert. Kleinere Träger könnten Schwierigkeiten haben, die komplexen Anforderungen eines Pooling-Modells zu erfüllen. Hierbei wurde auch die Sorge laut, dass unklare Vergabekriterien oder die neue Struktur von Vergabe in größeren Einheiten die Vielfalt der Trägerlandschaft gefährden könnten.
Pooling als Sparmodell? Eine kontroverse Frage war, ob Pooling primär als Mittel zur Kosteneinsparung gesehen wird. Diese Befürchtung wurde in der Diskussion offen angesprochen und mit der Forderung verknüpft, dass Qualitätsstandards oberste Priorität haben müssen
Das Leipziger Modell: Grundlage für den Diskurs
Das Leipziger Modell gilt als erster praktischer Versuch in Sachsen, ein Pooling-System einzuführen. Obwohl eine umfassende Evaluierung noch aussteht, wurde das Konzept intensiv analysiert und diente als Diskussionsgrundlage.
Potenzial: Sollte das Modell erfolgreich sein, könnte es als Vorlage für eine flächendeckende Umsetzung in Sachsen dienen. Besondere Stärken des Ansatzes sind die gezielte Koordination von Fachkräften sowie die vereinfachte Organisation für Schulen und Träger.
Offene Fragen: Die langfristige Wirksamkeit und Akzeptanz des Modells hängen jedoch von einer sorgfältigen Evaluation ab. Kritikpunkte wie die Sicherstellung des Wunsch- und Wahlrechts und die Berücksichtigung individueller Bedarfe müssen kontinuierlich überprüft werden.
Qualitätskriterien als Leitlinien für die Umsetzung
Damit das Pooling-Modell einen echten Mehrwert bietet, hat der Paritätische Sachsen zentrale Qualitätskriterien formuliert.
Individuelle Bedarfsanalyse: Eine präzise Ermittlung der Teilhabebedarfe ist essenziell. Besondere Bedarfe, beispielsweise von Kindern mit Autismus oder Mehrfachbehinderungen, müssen auch weiterhin durch spezialisierte Einzelfallhilfen gedeckt werden.
Wunsch- und Wahlrecht: Dieses Recht muss in jeder Phase gewahrt bleiben. Sorgeberechtigte und Schüler*innen sollen über die Vorteile und Grenzen des Poolings klar informiert werden.
Angemessene Arbeitsbedingungen: Nachhaltige Arbeitsbedingungen, wie Jahresarbeitszeitmodelle und Kontinuität bei Bezugspersonen, sind notwendig, um die Fachkräfte langfristig zu sichern.
Professionalität: Die Qualifikation der Fachkräfte muss den Bedarfen der Kinder entsprechen. Regelmäßige Fortbildungen und Qualitätsdialoge sind unverzichtbar.
Effiziente Koordination: Eine zentrale Koordinationsstelle für die Vermittlung und Betreuung von Assistenzkräften ist essenziell.
Begleitende Evaluierung: Eine systematische Überprüfung der Wirksamkeit und Akzeptanz des Modells muss alle relevanten Akteure einbeziehen.
Zukunftsperspektive: Kontinuierlicher Dialog
Zukünftig strebt der Verband eine noch stärkere Einbindung in die Entwicklungsprozesse an, um seine Expertise einzubringen und die Umsetzung aktiv mitzugestalten. Der Paritätische Sachsen sieht es als seine Aufgabe, die Interessen seiner Mitglieder und die Bedürfnisse der Kinder gleichermaßen zu vertreten.
Um die offenen Fragen und Kritikpunkte weiter zu klären, sind weitere Austauschformate geplant. Ziel ist es, die Entwicklung eines zukunftsfähigen Pooling-Systems aktiv zu begleiten und die bestmöglichen Bedingungen für Kinder, Jugendliche und deren Familien zu schaffen.
Pooling in der Schulassistenz bietet eine große Chance, die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig erfordert die Umsetzung einen sensiblen und partizipativen Ansatz, der die Bedürfnisse aller Beteiligten in den Mittelpunkt stellt. Nur so kann das Modell den hohen Ansprüchen an Inklusion und Teilhabe gerecht werden.
Kontakt:
Anne Cellar (Referentin Teilhabe)
Telefon: 0351/ 828 71 150
E-Mail: anne.cellar(at)parisax.de