X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Kontaktaufnahme

Praxisblick: Gelingende Zusammenarbeit von Schule und Hort

Wie kann in Sachsen die Zusammenarbeit von Horten und Schulen besser gelingen? Ein Blick in den Dresdner Südosten zeigt, wie beide Institutionen im Sinne der Schüler*innen, aber auch der Fachkräfte erfolgreich miteinander arbeiten. 

Seitdem die Sächsische Staatsregierung überlegt, Schule und Hort zu verschmelzen, treibt Träger und Personal die Sorge um ihre Eigenständigkeit um. Der „Schulhort“ schien in Sachsen ein Relikt aus vergangenen Tagen zu sein, bei dem ein großer Teil des kindlichen Alltags nach staatlichen Vorgaben unter zentralisierter Leitung bestimmt sein sollte. Die Pädagogik im Hort denkt heute jedoch vom Kind aus. Die individuelle Entwicklung, soziale Kompetenzen sowie ein grundlegendes Demokratieverständnis stehen dabei im Mittelpunkt. Der Blick in die Praxis zeigt aber auch, dass die Zusammenarbeit zwischen Hort und Schule vielfach verbessert und der Alltag der Kinder harmonisiert werden kann. Ein Befund, den ein Großteil der Hortpädagog*innen teilt. 

Gute Beispiele für erfolgreiche Zusammenarbeit

Es gibt aber auch Beispiele dafür, wie Hort und Schule gut im Sinne der Schüler*innen zusammenarbeiten. Eines dieser Beispiele findet sich an der 122. Grundschule ‚Am Palitzschhof‘ in Dresden-Prohlis und dem dazugehörigen Hort in Trägerschaft des Verbund Sozialpädagogischer Projekte e.V.

Unter der Überschrift „Hort vor Ort“ lud der Paritätische Sachsen daher Ines Firmenich, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, für einen Erfahrungstausch in die Einrichtung ein. Dort traf sie auf ein motiviertes Team bestehend aus Hortleiter, Schulleiterin, Schulsozialpädagoge, Schulassistenz, der Koordinatorin des Familienschulzentrums sowie Elternvertreter*innen. Schon zum Auftakt des Gesprächs wurde deutlich, dass hier eine ausgesprochen freundliche und kollegiale Atmosphäre herrscht. Es wurde viel gelacht, bevor es dann in eine tiefere Reflexion der eigenen Zusammenarbeit ging.

Kommunikation auf Augenhöhe als Erfolgsfaktor

Der Hort der Schule wurde im Jahr 2006 vom Verbund Sozialpädagogischer Projekte e.V. übernommen. Schon damals gab es regelmäßig organisatorische Absprachen zwischen beiden Einrichtungen. Sie bildeten den Grundstein für ein nunmehr fast 

20jähriges gelungenes Miteinander. Schnell zeigte sich, dass Kommunikation auf Augenhöhe der Schlüssel zum Erfolg ist. Die große Runde war nämlich nicht zufällig zum Gespräch mit der Politikerin gekommen. Vielmehr repräsentiert sie die Steuerungsgruppe der Schule, die den Alltag der Kinder und die Zusammenarbeit mit den Eltern gemeinsam gestaltet.

Verlässliche Strukturen für Austausch und Absprachen

Wöchentliche Besprechungen der Steuerungsgruppe haben die rein organisatorischen Absprachen von 2006 mittlerweile abgelöst. Die zweistündige Beratung sei demokratisch organisiert, betonen die Teilnehmenden. Auch Finanzfragen werden stets gemeinsam geklärt. Läge die Finanzhoheit bei nur einer Person, könnte diese viel Innovation blockieren, so die einhellige Meinung. Am Tisch sitzen neben dem Schulpersonal auch Personen von freien Trägern. Alle haben jeweils eine Stimme. 

Als Besonderheit heben die Mitglieder der Steuerungsgruppe die gemeinsame Auswahl der Koordination des Familienschulzentrums hervor. Dies fordert auch vom freien Träger viel Offenheit, sich auf einen demokratischen Personalauswahlprozess einzulassen, da diese Person bei ihm angestellt ist.

Gemeinsames Ziel: Gute Bildung

Trotz eines gemeinsamen Grundverständnisses wird in der Steuerungsgruppe miteinander gerungen, denn verschiedene Professionen mit jeweils eigenen Sichtweisen führen auch zu unterschiedlichen Bewertungen. Maßstab aller Diskussionen sind jedoch stets die 300 Schüler*innen. Für manche von ihnen seien außerhalb des Internets Schule und Hort die wichtigsten Orte für reale Begegnungen mit Gleichaltrigen, konstatiert das Team. Die Mehrheit der Schüler*innen hat zudem Flucht- oder Migrationserfahrungen. Darüber hinaus kommen viele aus Familien mit geringem Haushaltseinkommen. Auch Gewalterfahrungen sind nicht selten.

In den Berichten der Gesprächsteilnehmer*innen wird deutlich, wie hoch alle ihre eigene Verantwortung gegenüber Kindern und Familien bewerten. Neben strukturellen Themen gibt es in der Wochenberatung daher immer auch eine Fallbesprechung. Die unterschiedlichen Professionen sind dabei ein echter Gewinn, um neue Wege zu finden. Auch herausfordernde Themen wie institutioneller Kinderschutz werden kollegial bearbeitet. 

Und die Eltern? Auch sie berichten der Bildungspolitikerin wie wertvoll die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteur*innen sei. Für sie ist es besonders wichtig, Ansprechpersonen ihrer Wahl zu haben, denen sie vertrauen. Hierbei wird deutlich, dass es mitunter von Belang ist, dass die angesprochene Person nicht der Schulleitung unterstellt ist, so etwa bei kritischen Anliegen.  

Ein Gewinn für Schüler*innen und Fachkräfte

Dieser kurze Blick in den Dresdner Südosten macht Mut und zeigt eine Möglichkeit, wie die Kooperation von Schule und Hort trotz verschiedener Trägerschaften gelingen kann. Im Gespräch wurde deutlich, dass nicht nur die Schüler*innen davon profitieren. Auch die Eltern sowie die Mitarbeitenden in Schule und Hort sehen ihre Belange berücksichtigt. Klare und respektvolle Kommunikation ist für den Erfolg ebenso wichtig wie das Verständnis für die jeweiligen Rollen und deren Zuständigkeiten. Auch Ines Firmenich zeigte sich am Ende ihres Besuchs begeistert, wie konstruktiv und wertschätzend die Teams aus Schule und Hort Bildung ganzheitlich umsetzen.


Aktuellen Diskussionen, die Horte künftig an Schulen anzugliedern und nicht mehr durch freie Träger betreiben zu lassen, lehnt der Paritätische Sachsen ab. Der Verband schlägt daher vor, die Zusammenarbeit beider Einrichtungen über einen Rahmenvertrag zu regeln, der es ermöglicht, ihre jeweiligen Stärken im Sinne guter Bildung einzubringen. 

Lesen Sie dazu die Position „Ganztagsbildung: Die Kooperation von Schule und Hort verbessern“.

Kontakt:

Nicole Börner (Referat Bildung)
Tel.: 0351 – 828 71 152
E-Mail: nicole.boerner@parisax.de