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Psychisch Erkrankten schneller und wirksam helfen

Eine Flaschenpost mit einem Zettel auf dem Hilfe steht, liegt in der Brandung eines Strandes.

Die Diagnose psychischer Erkrankungen nimmt weiter zu. Die Versorgungslücken in Sachsen werden größer. Damit Betroffene und auch Angehörige in Zukunft schneller Hilfe erhalten, setzt sich der Paritätische Sachsen für eine Landesstelle Gemeindepsychiatrie ein. Ein Gespräch mit Doreen Voigt, Referentin für Psychiatrie und Sucht, zu einem der TOP-Themen im Wahljahr 2024.

Frau Voigt, warum braucht es mehr Aufmerksamkeit für die psychische und psychiatrische Versorgung in Sachsen?

Doreen Voigt: Unsere Gesellschaft ist in vielerlei Hinsicht gefordert: Es besteht ein hoher Leistungsdruck, wir sind immer in der Selbstoptimierung. Hinzu kommen große Veränderungen: neue virtuelle Welten, neue Kommunikationsformen und ein Wandel unserer sozialen Beziehungen. Die Pandemie hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Durch das Corona-Virus wurde die Zunahme psychischer Belastungen wie in einem Brennglas sichtbar. Die Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen nimmt zu, und dennoch wissen wir viel zu wenig über die Art der Erkrankungen. Wir brauchen mehr Klarheit, welche Hilfsangebote in Sachsen am dringendsten benötigt werden. Neben Depressionen oder Burn-Out-Erkrankungen gibt es ein großes Dunkelfeld. Das betrifft zum Beispiel Psychosen oder Essstörungen, die weiter auf dem Vormarsch sind und Frauen sowie Männer betreffen.

Weshalb ist eine koordinierende Landesstelle Gemeindepsychiatrie der richtige Weg, und was kann sie ganz praktisch verbessern?

Doreen Voigt: So können die verschiedenen psychischen Erkrankungen sichtbarer werden. Und wenn wir mehr wissen, können wir auch passendere Hilfsangebote schaffen. Das ist vor allem im ländlichen Raum notwendig, denn dort gibt es in vielen Bereichen eine deutliche Unterversorgung mit adäquaten Angeboten. Vor allem gibt es bereits ein ähnliches Modell in Sachsen, das funktioniert! Die seit vielen Jahren vom Freistaat geförderte „Landesstelle gegen die Suchtgefahren“ liefert Zahlen zu Suchterkrankungen und kann aufzeigen, welche Suchthilfe-Angebote notwendig sind. Im jährlichen Suchtbericht für Sachsen werden Entwicklungen und Bedarfe öffentlich gemacht, damit Menschen mit Alkoholerkrankungen, Spielsucht oder Abhängigkeit von illegalen Drogen das passende Therapieangebot finden. Im Landeshaushalt kann dann die Finanzierung der Suchthilfelandschaft entsprechend angepasst werden. Ähnliches soll eine Landesstelle Gemeindepsychiatrie leisten. Es geht zuallererst um eine solide Datenbasis. Bisher agiert der Freistaat in dem Bereich eher nach einem „Bauchgefühl“.

Und welchen Vorteil hat das für die Bürger*innen in Sachsen?

Doreen Voigt: Betroffene und ihre Angehörigen können in Krisen besser informiert werden, wie und wo sie möglichst schnell Hilfe erhalten. Ausreichend Therapieangebote und ein starkes Hilfenetz sind für die gesamte Gesellschaft von Vorteil. Denn eine psychische Erkrankung kann jede und jeden von uns treffen. Und schnelle Hilfe kann schwere Krankheitsverläufe und lange Arbeitsunfähigkeit zumindest mindern. Ein Beispiel: Angststörungen müssen schnellstmöglich behandelt werden, damit sie sich nicht ausprägen und chronisch werden. Außerdem schaffen wir so ein Frühwarnsystem für ganz Sachsen. Die Landesstelle soll aber auch helfen, Stigmatisierung entgegenzuwirken, besser aufzuklären und so Vorurteile abzubauen.

So soll die Landesstelle Gemeindepsychiatrie in Sachsen bis 2030 wirken:

  • Verlässliche Hilfen in ganz Sachsen schaffen und die psychische und psychiatrische Gesundheitsversorgung stärken.
  • Eine Vernetzung zu Hilfsangeboten in den Landkreisen und kreisfreien Städten unterstützen.
  • Präventive Angebote fördern, aufklären und Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen abbauen helfen.

Lesen Sie hier das Positionspapier "Landesstelle für Gemeindepsychiatrie: Versorgungslücken schließen – psychisch Erkrankten schnell und wirksam helfen".


Kontakt:

Doreen Voigt (Referat Sucht und Sozialpsychiatrie)

Tel.: 0341 - 961 746 2
E-Mail: doreen.voigt(at)parisax.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.