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Sinkende Kinderzahlen als Chance für die Bildungsqualität in Kitas

Viele Kitas arbeiten am Limit. Alle Kinder gut zu bilden, kindgerecht zu betreuen und individuell zu fördern, gelingt derzeit nur eingeschränkt. Den Einrichtungen fehlt das Personal, um den gestiegenen Anforderungen an die Kindertagesbetreuung nachkommen zu können. Zunehmende pädagogische Herausforderungen, Inklusion, Integration, Bildungs- und Chancengerechtigkeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie verschiedene familialen und soziale Lebenslagen fordern die Fachkräfte enorm. Dem Fachkraft-Kind-Schlüssel kommt hier eine besondere Rolle zu. Er bildet die Grundlage für die Finanzierung der Personalausstattung in Sachsens Kitas. Trotz schrittweiser Verbesserungen berücksichtigt er praktische Erfordernisse des Berufsalltags nur teilweise. Fehlzeiten durch Krankheit, Urlaub und Weiterbildungen, die notwendige Freistellung für Leitungsaufgaben und die Anleitung von Auszubildenden sind nicht ausreichend berücksichtigt. Die Folge: Personalengpässe, hohe Arbeitsbelastung und damit einhergehend steigende krankheitsbedingte Ausfälle. Die Attraktivität des Berufsfeldes sinkt. Frühkindliche Bildung droht, auf der Strecke zu bleiben.

Personalverlust vermeiden und Finanzierung neu denken

Der aktuelle Geburtenrückgang führt zu abfallenden Betreuungszahlen in den Kitas. Aufgrund landesrechtlicher Regelungen geht dies zwangsläufig mit weniger Landesmitteln und somit auch mit Personalkürzungen einher. In einigen Regionen Sachsens müssen Kitas bereits ihre Öffnungszeiten einschränken oder ganz schließen. Dabei bieten die sinkenden Kinderzahlen die Chance für mehr Bildungsqualität und bessere Arbeitsbedingungen in sächsischen Kitas. Sachsen braucht eine flexiblere Finanzierungslogik. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) schlug im Juni 2023 dazu vor, den Rückgang der Kinderzahlen als „demografische Rendite“ zu nutzen und so eine „bessere kindbezogene Förderung“ zu ermöglichen.

Frühkindliche Bildung zukunftsfest aufstellen

Die aktuell sinkenden Kinderzahlen haben laut derzeitigem Fachkraft-Kind-Schlüssel zur Folge, dass mindestens 5000 Vollzeit-Fachkräfte bis 2030 verloren gehen. Um das zu verhindern, muss der Fachkraft-Kind-Schlüssel im sächsischen Kitagesetz (SächsKitaG) flexibler gestaltet werden. Daher sollte im Paragraf 12 eine dynamische Erhöhung um mindestens 0,04 Vollzeitkräfte pro Jahr bis 2030 vorgenommen werden. Dadurch würde das aktuelle Betreuungsangebot vor Ort auch bei sinkenden Kinderzahlen stabilisiert. Die Kosten sind vom Freistaat in Form eines erhöhten Landeszuschusses zu tragen, damit die Eltern und Kommunen nicht zusätzlich finanziell belastet werden. Die gesetzliche Verankerung der „demografischen Rendite“ ist ein erster, wichtiger Schritt, um die Bildungsqualität zu stärken sowie die Schließung von Kitas und den Verlust von Fachkräften zu verhindern. Perspektivisch bleibt ein besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel für Krippe (1:4), Kindergarten (1:10) und Hort (1:16) gerechnet auf acht Stunden-Betreuungszeit zwingend notwendig.


Kontakt

Friderun Hornschild (Referat Bildung)
Tel.: 0351 – 828 71 146
E-Mail: friderun.hornschild(at)parisax.de