Wenn die Tür zu ist, kommt man nicht mehr hinein. Vorurteile können ebenso wie Türen Zugänge verhindern. Ein Projekt des Kolibri e.V. aus Dresden setzt sich dafür ein, symbolische Türen zu öffnen und Vorurteile abzubauen.
Alle von uns standen schon mal vor einer verschlossenen Tür. Ärgerlich. Aber gleichzeitig wussten Sie, dass sich jene Tür in den meisten Fällen für Sie wieder öffnen würde. Da dieses Bild allen verständlich ist, nutzt es der Kolibri e.V. in seinem Projekt „The Doors. Die Türen sind geöffnet.“, um auf die ausgrenzende Wirkung von Vorurteilen und Stereotypen hinzuweisen. Denn manche Türen scheinen dauerhaft geschlossen zu sein. Weil man zu jung oder zu dick ist, man kein Deutsch spricht, eine Behinderung hat, eine Frau ist oder sonstige Merkmale besitzt, die den Zugang pauschal ausschließen. Jene Menschen hinter den Türen sind an einem Kennenlernen nicht interessiert, da sie glauben, schon alles über diejenigen zu wissen, die dort vor der Tür stehen.
Dabei werden die symbolischen Türen oft auch unbewusst geschlossen gehalten. In Workshops versucht das Projekt, für solche Denkmuster zu sensibilisieren. An Themen wie beispielsweise Mehrsprachigkeit, vorurteilsfreie Kommunikation, Stereotype der Geschlechter oder auch Stereotype im Sport arbeiteten die Teilnehmenden daher sowohl mit Fachreferent*innen als auch mit Kulturmittler*innen zusammen.
„Stereotype sind menschlich. Wir benötigen sie, um die Welt in ihrer Komplexität erfassen zu können. Wenn sich die Stereotype jedoch zu unhinterfragten Vorurteilen wandeln und wir Menschen nur auf Grund ihrer Gruppenzugehörigkeit bewerten, kann das zu Diskriminierung führen. Mit dem Projekt wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen“, erläutert Projektleiterin Zarine Peukert. Bei der Projektentwicklung wurde deshalb eng mit Sozialpsycholog*innen zusammengearbeitet. Deren Erkenntnisse flossen in die Methoden der Workshops ein.
Mit geschlossenen Türen kennen sich die Projektmitarbeiterinnen auch aus persönlichen Erfahrungen aus. Zarine Peukert hat armenische Wurzeln und ist in Dresden geboren. „In Armenien bin ich die Ausländerin und hier auch. Daher kenne ich das Gefühl, nicht dazuzugehören und vor symbolischen geschlossenen Türen zu stehen“, berichtet sie. „Da ich aber auch erlebt habe, wie sich Türen öffnen, passt dieses Projekt ganz gut zu mir.“ Ihre Kollegin Olesya Fridel kam vor vielen Jahren aus Russland nach Deutschland. „Ich erinnere mich gut, als man mir damals auf dem Arbeitsamt sagte, dass ich mit meinem Diplom höchstens putzen gehen könnte. Das erschütterte mich stark und ich traute mir selbst gar nichts mehr zu. Es hat lange gedauert, ehe ich wieder durchstarten konnte. Das Projekt spiegelt auch das Thema meiner eigenen Lebensgeschichte.“
Neben dem Bewusstsein für die eigenen ausgrenzenden Handlungen sehen die Projektmitarbeiterinnen vor allem die Begegnung als Schlüssel, um Türen zu öffnen. Die Workshops sind daher eine Kombination aus Wissensvermittlung und Dialog. Einblicke in verschiedene Lebensweisen und persönliche Prägungen sollen den Beteiligten helfen, sich anderen Menschen möglichst unvoreingenommen zuzuwenden. Am Ende sollen die Teilnehmenden erste Antworten auf die Frage haben: Welche Türen halte ich verschlossen und wie kann ich sie öffnen?
„Bisher nahmen überwiegend Pädagog*innen an unseren Workshops teil. Das ist gut, da sie als Multiplikator*innen in ihrem beruflichen Kontext agieren können. Wir können uns in Zukunft jedoch vorstellen, selbst mit unserem Angebot in Schulen oder Institutionen zu gehen“, so Zarine Peukert. Derzeit hofft das Team noch darauf, dass die Förderung über das Landesprogramm Weltoffenes Sachsen 2021 fortgeführt wird.
Welche Türen halten Sie verschlossen?
Bauen Sie in Ihre Teambesprechungen kleine Methoden zur Auseinandersetzung mit Vorurteilen ein. Anregungen und hilfreiche Materialien des Projektes „The Doors. Die Türen sind geöffnet“ finden Sie unter www.12doors.de/materialien
Kontakt
Zarine Peukert (Projektleiterin "THE DOORS")
Tel: 0351/ 842 290 15
E-Mail: zarine.peukert(at)kolibri-dresden.de