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Über 4000 Geflüchtete in Sachsen ohne Chance auf Schulabschluss

Auf einer Pressekonferenz beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen sitzen Menschen an einem Tisch. Vor drei Personen stehen Namenschilder und im Hintergrund ist das Logo des Paritätischen (ein rotes Gleichheitszeichen in einem blauen Rahmen) zu sehen.

In Sachsen leben mehr als 5000 volljährige geflüchtete Menschen ohne Schulabschluss. Rund 4000 davon sind fähig und willens, diesen nachzuholen. Sie haben dazu jedoch bisher keine Möglichkeit. In einem Positionspapier fordern 19 Akteure den Freistaat zum Handeln auf.

Aktuell gibt es keine adäquate Regelung für Geflüchtete zwischen 18 und 35 Jahren, um in Sachsen einen Schulabschluss nachzuholen. Somit bleibt ihnen auch der Weg zu einer qualifizierten Berufsausbildung verwehrt. Das ist nicht nur mit Blick auf die gelingende Integration der Zugewanderten unverantwortlich. Auch vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkraftbedarfs in Sachsen darf dieses Potential nicht verschenkt werden, unterstrichen die Unterstützerinnen und Unterstützer des Positionspapiers „Bildung für über 18-Jährige Geflüchtete in Sachsen“ heute in einem Pressegespräch. Sie fordern ein Landesprogramm, um die Lücke zu schließen.

Dr. Gesa Busche, Projektkoordinatorin des Sächsischen Flüchtlingsrats e.V. warnte: „Es ist ein schnelles Handeln notwendig, da die Geflüchteten mit steigendem Alter zunehmend schwieriger zu erreichen sind. Wenn wir sie ohne Schulabschluss und in der Folge auch ohne Berufsausbildung belassen, nehmen wir in Kauf, tausende Bezieher und Bezieherinnen von Sozialleistungen und gesellschaftliches Konfliktpotential zu produzieren. Integration kann so nicht gelingen.“

David Meis, Geschäftsführer der Produktionsschule Moritzburg, betonte hinsichtlich des geforderten Landesprogrammes: „Um die Geflüchteten zum Schulabschluss zu bringen, brauchen wir Lehrkräfte, die neben ihrem Können im jeweiligen Unterrichtsfach auch ein Verständnis für Deutsch als Zweitsprache mitbringen. Zudem ist die Begleitung durch Sozialpädagogen unabdingbar und die Klassengrößen dürfen nicht zu groß sein.“ Dabei nahm er Bezug auf die aktuell zwei Modellklassen an der Produktionsschule, in denen jeweils 16 Geflüchtete an einen Schulabschluss heranführt werden.

Hendrik Kreuzberg, Referent für Migration des Paritätischen Sachsen, wies darauf hin, dass die Begleitung der Geflüchteten zum Schulabschluss gleichzeitig eine wichtige Brücke über die verschiedenen Hilfesysteme schlagen könne. Zudem sei der anerkannte Schulabschluss und somit der Zugang zur Berufsausbildung für die Integration der Zugewanderten entscheidend. Sachsen könne an dieser Stelle nur gewinnen.

Hintergrund: Ein Bündnis von 19 Akteuren fordert in seinem Positionspapier „Bildung für über 18-Jährige Geflüchtete in Sachsen“ den Freistaat auf, ein Landesprogramm ins Leben zu rufen, welches den Zugang zu einem Schulabschluss für volljährige Geflüchtete ermöglicht. Zu den Unterstützern zählen u.a. der Sächsische Flüchtlingsrat, der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Diakonie und der DGB Sachsen. Die Kosten für das geforderte Landesprogramm würden sich nach ersten Berechnungen auf jährlich rund 26 Mio. Euro belaufen.

Das Positionspapier lesen Sie hier.