Kontaktaufnahme

Unternehmen und Verein richtig versichert? – Teil 1: Risikobeurteilung

Beispielbild Versicherung Ordner Unterlagen Dokumente

Das Versicherungsmanagement als Teilbereich des innerbetrieblichen Risikomanagements gehört regelmäßig zu den eher stiefmütterlich behandelten Managementaufgaben. Das gilt leider für eine Vielzahl von Unternehmen und in noch größerem Maße für Vereine. In der Reihe „Unternehmen und Verein richtig versichert?“ stellt Ihnen der unabhängige Versicherungsexperte Nico Leander Grawert aus Dresden die zehn häufigsten Fehler im Umgang mit Versicherungen vor. Heute: Risikobeurteilung

Ein sehr häufiger Fehler liegt bereits in der Risikobeurteilung vor. Diese beschränkt sich regelmäßig auf das vorhandene Wissen und die Erfahrung des Sachbearbeiters, ggf. gepaart mit den ersten Ergebnissen einer Google-Suche nach „Welche Versicherungen braucht ein Unternehmen/Verein“. Dies hat zur Folge, dass zwar in vielen Fällen über eine Haftpflichtversicherung nachgedacht wird, nicht selten auch über Sachversicherungen für Gebäude und Inhalt gegen Feuer, Leitungswasserschäden usw. und in erstaunlich häufiger Weise auch über Rechtsschutzversicherungen. Doch bleiben zahlreiche erhebliche Risikotatbestände völlig unberücksichtigt, wenn man hier keiner Methodik folgt.

Es gibt vermutlich mehr als 50 verschiedene Versicherungsarten für Unternehmen und Vereine. Diese können grob in Versicherungen gegen Haftpflichtrisiken, Ausfallrisiken und Eigentumsrisiken eingeteilt werden. Eher unbekannt sind dabei zum Beispiel Versicherungen bezüglich der erweiterten Produkthaftung, Verkehrshaftung, Betriebsschließung, Insolvenzanfechtung, Internetrisiken, oder auch Transport. Jede einzelne Versicherungsart hat eine bestimmte Daseinsberechtigung und verkörpert eine spezifische Risikoabdeckung. Wenn man also die Risiken für seine Institution prüfen möchte, wäre eine mögliche Methodik, alle verfügbaren Versicherungsarten der Reihe nach abzuarbeiten und zu ermitteln, wie hoch das Risikopotential ist und daran abzuwägen, ob man diese Versicherung benötigt oder nicht.

In der Praxis wird diese Aufgabe häufig an einen Versicherungsvermittler abgegeben mit der Folge, dass eine Vielzahl von Versicherungsverträgen abgeschlossen wird, so wie sie der Vermittler anbietet und es der Geldbeutel hergibt. Die Entscheidungen für oder gegen Versicherungen aus diesem Angebot erfolgen in letzter Konsequenz meist aus dem Bauch heraus, da keine vernünftige Entscheidungsgrundlage erstellt wurde. Dabei sind es gerade Versicherungen, die so gut wie nichts mit Emotionen, dafür aber fast ausschließlich etwas mit Mathematik zu tun haben, so dass die Entscheidung für oder gegen einen Abschluss immer mit dem Kopf und nicht aus dem Bauch heraus gefällt werden sollte.

Die Folgen dieser Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen sind in der Praxis vielfältig. Sie reichen von nicht versicherten Schadensereignissen über zu viel bezahlte Beiträge bis hin zu Nachhaftungen und Regressforderungen gegen die Entscheidungsträger.

Autor:

Nico Leander Grawert ist Sachverständiger für Versicherungen und Unternehmensberater. Seit mehr als 15 Jahren berät er kleine und mittelständische Unternehmen unabhängig zu Versicherungsfragen.