Kontaktaufnahme

Was jetzt zählt, ist die volle Rückendeckung für die Einrichtungen.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn haben eine Handreichung für Besuchskonzepte in stationären Einrichtungen der Langzeitpflege mit dem Titel „Besuche sicher ermöglichen“ vorgelegt. Wie ist es zu bewerten? Eine Einordnung durch Thorsten Mittag, Referent Altenhilfe und Pflege beim Paritätischen Gesamtverband.

Die vom Bundesministerium für Gesundheit zusammen mit dem Robert Koch-Instituts (RKI) erstellte Handreichung zeigt, was es bisher als gute Praxis bei Besuchskonzepten gibt und fasst diese zusammen. Hervorgehoben werden muss, dass Einrichtungen seit der 1. Welle flächendeckend Besuchskonzepte umsetzen. Daraus wurden durch die Spitzenverbände der Pflegeeinrichtungsträger viele Konzepte ausgewählt, eingereicht und ausgewertet. Auch die Verbände der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen haben ihre Expertise in die Erstellung der Handreichung eingebracht.

Kontakte bedeuten immer ein Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Die Handreichung soll deshalb eine Grundlage dafür bieten, Besuche in stationären Pflegeeinrichtungen unter dem Aspekt des Infektionsschutzes angemessen sicher und gleichzeitig unter möglichst geringen Einschränkungen für Bewohnerinnen und Bewohner und Besucherinnen und Besucher zu gestalten.

Fakt ist aber auch, dass es 100%igen Schutz nicht geben kann und dass die Personalressourcen in den Einrichtungen über die Maße angespannt sind. Dies offen zu kommunizieren und zu berücksichtigen ist ebenso wichtig, wie mit den pauschalen und latenten Unterstellungen aufzuräumen, dass die Einrichtungen angeblich unfähig wären, die Schutzmaßnahmen umzusetzen. Diesen Unterstellungen erteilen wir eine klare Absage. Auch mit Masken, Schutzkittel, Schnelltests, Konzepten und Co. bleiben nun mal Risiken.

Die Veröffentlichung der Handreichung kommt zu einer Zeit, in der die Fallzahlen in Pflegeheimen rasant steigen und das kurz vor Weihnachten. Das Niveau der Fälle in Pflegeheimen ist bereits auf dem Level des Frühjahrs, obwohl die Schutzvorkehrungen voll umgesetzt werden. Die Situation ist sehr frustrierend und sollte nicht missbraucht werden. Im Gegenteil, Einrichtungen und Mitarbeiter brauchen jetzt volle Unterstützung und Rückendeckung. Stattdessen werden die Einrichtungen nicht selten alleine gelassen. Zu oft hören wir davon, dass dringend benötigte PCR-Testungen, die bisher der öffentliche Gesundheitsdienst verantwortet, nach Ausbruchsgeschehen bei asymptomatischen Heimbewohner*innen und Mitarbeiter*innen nicht durchgeführt werden. Das gleiche wiederholte sich jetzt nach positiven Schnelltests, nach denen eigentlich eben diese PCR-Tests sofort nachgeschoben werden sollen. Das haben die Einrichtungen nicht in der Hand, aber darüber wird kaum öffentlich berichtet.

Insoweit sehen wir auch einen Mehrwert der Handreichung in der Abstimmung mit dem RKI und den Betroffenenverbänden. Dies soll insgesamt zu mehr Akzeptanz der Besuchsregeln in den Einrichtungen führen, was angesichts der nahenden Feiertage umso wichtiger ist. Wir müssen jetzt in diesen Tagen auch stärker über personelle Unterstützung der Einrichtungen von außen debattieren – bspw. durch das Mitwirken von MDK-Mitarbeiter*innen bei Schnelltests oder eben bei der Unterstützung der Umsetzung von Besuchsregelungen.


Der Beitrag erschien am 4.12.2020 im Blog des Paritätischen Gesamtverbandes. Dort lesen Sie regelmäßig Einschätzungen, Kommentare und Berichte zu sozialpolitischen Themen.

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