Die Fortschreibung des „Sächsischen Bildungsplans Kita“ zielt auf eine stärkere Professionalisierung und verankert Erziehung, Bildung und Betreuung als gleichrangige Aufgaben. Vertreter*innen aus der Praxis betonen, dass für die Umsetzung Zeit, fachliche Begleitung und deutliche personelle Verbesserungen erforderlich sind.
Im November 2025 trafen sich Fach- und Führungskräfte zur Fachbereichskonferenz Kita des Paritätischen Sachsen in Dresden. Impulse zur Evaluation und Fortschreibung des Bildungsplans gaben Prof. Ivonne Zill-Sahm von der Evangelischen Hochschule Dresden und Prof. Dr. phil. habil. Andrea G. Eckhardt von der Hochschule Zittau/Görlitz, die das Projekt leiten. Ausgangspunkt der Diskussion war die Frage: Wie kann die Einführung und Umsetzung des fortgeschriebenen Bildungsplans gelingen?
Beteiligung der Praxis als Schlüssel zur Fortschreibung
Die Wissenschaftlerinnen betonten, dass es sich um eine Fortschreibung und nicht um einen neuen Bildungsplan handelt. Die Beteiligung der Praxis stand im Zentrum des noch laufenden Evaluations- und Fortschreibungsprozesses. Dieser machte deutlich, dass Themen ergänzt werden, ohne dass bestehende Inhalte ihre Gültigkeit verlieren. Wichtig ist den Wissenschaftlerinnen, neben dem Bildungsauftrag die Aspekte der Erziehung und Betreuung als gleichrangige Aufgaben deutlicher zu betonen.
Was könnte sich verändern?
Im Fokus der Fortschreibung steht eine planvolle, didaktisch strukturierte Praxis. Die Wissenschaftlerinnen sprechen von einer weiteren Professionalisierung der pädagogischen Tätigkeit von Erzieherinnen, verbunden mit einem klaren Auftrag und Rollenverständnis – auch in Abgrenzung zu Lehrerinnen. Beobachtung, Dokumentation, Reflexion und die daraus abgeleiteten Handlungsschritte sollen künftig konsequenter und systematischer umgesetzt werden.
Knackpunkte aus Sicht der Praxis
Bereits heute ist es für viele Einrichtungen herausfordernd, dem aktuellen Bildungsplan vollständig zu entsprechen. Es fehlt in der Regel nicht an fachlichen Grundlagen, sondern an Zeit, um Fachwissen im Alltag gezielt anzuwenden oder durch Weiterbildungen systematisch zu erweitern.
Auch wenn viele Inhalte des Bildungsplans erhalten bleiben, müssen sich die Fachkräfte intensiv mit neuen Elementen und Anforderungen auseinandersetzen. Dazu gehören Fortbildungen sowie die Weiterentwicklung der Einrichtungskonzeptionen – beides erfordert Zeit.
Für die Umsetzung ist zudem fachliche Unterstützung notwendig. Fachberatungen müssen zunächst qualifiziert und mit besseren Rahmenbedingungen für die Begleitung von Kitateams ausgestattet werden. Hierfür ist eine Anpassung der entsprechenden Förderrichtlinie an die gestiegenen Anforderungen an Fachberatung erforderlich.
Mit der Fortschreibung steigen die Anforderungen an die bereits gut qualifizierten Fachkräfte in sächsischen Kitas. Der damit verbundene Mehraufwand muss jedoch durch ausreichende Ressourcen seitens des Freistaates dauerhaft abgesichert werden. Es braucht mehr mittelbare pädagogische Zeit, um Beobachtung, Dokumentation, Reflexion und Ableitungen konsequent umsetzen zu können. Gleichzeitig benötigen Kinder mehr Zeit und Aufmerksamkeit, damit Entwicklungsprozesse im Alltag gut begleitet und professionell gefördert werden.
Ressourcenfrage bleibt ungeklärt
Im anschließenden Austausch mit landespolitischen Akteur*innen zeigten diese Verständnis für die benannten Spannungsfelder. CDU-Bildungspolitikerin Ines Firmenich verwies auf fehlende Spielräume in der aktuellen Haushaltslage. Luise Neuhaus-Wartenberg, bildungspolitische Sprecherin der Linken, machte deutlich, dass eine Prioritätenverschiebung zugunsten der Bildung notwendig sei, wofür auch andere Interessengruppen überzeugt werden müssten. Mitarbeitende der Fraktionen von BSW und Grünen signalisierten Gesprächsbereitschaft. Konkrete Finanzierungszusagen der Landespolitik stehen jedoch aus.
In einem nachgelagerten Austausch mit dem SPD-Bildungspolitiker Gerald Eisenblätter wurde deutlich, dass die Staatsregierung über einen Stufenplan zur Einführung des fortgeschriebenen Bildungsplans ab Frühjahr 2026 nachdenkt, um der Fachpraxis mehr Zeit zu geben. Hinsichtlich zusätzlicher personeller Ressourcen müssten jedoch auch Politiker*innen anderer Ressorts überzeugt werden, führte Eisenblätter aus.
Praktischer Nutzen für Kinder, Fachkräfte und Gesellschaft
Die Fortschreibung des Sächsischen Bildungsplans Kita verspricht eine systematischere Orientierung für die Planung und Umsetzung pädagogischer Prozesse, damit Kinder in Kitas optimale Entwicklungsbedingungen vorfinden. Fachkräfte erhalten dadurch mehr Klarheit, um Bildung, Erziehung und Betreuung noch zielgerichteter umzusetzen. Mit passenden Fortbildungen und qualifizierter Fachberatung könnten Teams die Anforderungen schrittweise in den Alltag integrieren. Ein realistischer Ressourceneinsatz, der Zeit und Finanzierung berücksichtigt, erhöht die Umsetzbarkeit.
Gelingt es, allen Kindern gute Startbedingungen zu bieten, profitiert am Ende die gesamte Gesellschaft – darin waren sich die anwesenden Praxisvertreter*innen und Wissenschaftlerinnen einig.
Kontakt:
Nicole Lawrenz (Referat Bildung)
Tel.: 0351 - 828 71 152
E-Mail: nicole.lawrenz(at)parisax.de
